Sokolov
In der Bergregion Nordwestböhmens, am Zusammenfluss von Ohře und Svatava, inmitten des sog. Sokolov-Kohlebeckens, liegt auf 401 m ü.NN die ehemalige Kreisstadt Sokolov. Die Stadt ist ein Industriezentrum, das sich westlich des Kurdreiecks Karlsbad – Marienbad – Franzensbad befindet. Sokolov ist gut über die Nationalstrasse I/6 (E 48) Eger-Karlsbad-Prag zu erreichen.
In der Stadtmitte steht das einstöckige Schloss mit Ecktürmen im Frühbarockstil, in dem das Kreismuseum von Sokolov untergebracht ist. Auf dem anliegenden alten Marktplatz befinden sich einige Kulturdenkmäler – die Kirche von hl. Jakob dem Größeren aus den Jahren 1632-34. Auf der gegenüberliegenden Seite steht das ehemalige Kapuzinerkloster mit Frühbarockkirche des hl. Anton von Padua aus den Jahren 1663-1667. Unter der Kirche befindet sich die Kapuziner Gruft mit dem Familiengrabmal von Nostic aus Sokolov. Der Brunnen mit einer Plastik vom Falkenjäger Sebastian ist eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Marktplatz. Die Marienpestsäule mit Statuen von vier Heiligen wurde im Jahre 1995-1996 rekonstruiert.
Den Platz Budovatelů dominiert der Bau des städtischen Kulturhauses aus dem Jahre 1924 zusammen mit dem Stadttheater. Sokolov ist nicht nur Industriezentrum, sondern auch Zentrum von Bildung, Kultur und Sport. Seit dem Jahr 1974 ist ihre Partnerstadt deutsche Stadt Saalfeld und seit dem Jahre 2000 auch die deutsche Stadt Schwandorf. Von den örtlichen Schulen seien das Gymnasium Sokolov und die sog. Integrierte technisch- ökonomische Schule genannt. Der Hauptorganisator von Kulturveranstaltungen in der Stadt ist das städtische Kulturhaus.
Diese Organisation leitet den Betrieb von Stadttheater und Kino, ist Gründer der Amateur-Kulturensembles, stellt die Räume für sämtliche Kulturveranstaltungen, einschließlich Bälle, zur Verfügung. Jedes Jahr findet hier das Tanzwettbewerb in Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen “Um den Schild der Stadt Sokolov” statt.
Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung von Sokolov stammt vom 13.4.1279, als es in Besitz der Nothaft war. Ende des 14. Jahrhunderts wurde es Kammerbesitz und es wurden ihr die Stadtrechte erneuert, weil die ursprünglichen (aus dem Jahr 1313) bei einer Feuersbrunst verbrannten. Als Finanzhilfe wurde dem Kaiser und böhmischen König Zikmund während der hussitischen Kriege Sokolov durch die Schlick geliehen, die es Mitte des 16. Jahrhunderts in Erbbesitz erwarben und die an der Stelle der alten Festung eine Steinburg errichten ließen (1480).
Letzter Besitzer der Domäne Sokolov aus dem Geschlecht der Schlick war Johann Albin Schlick, der zu den führenden Vertretern der Ständeopposition gehörte. Nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg floh er aus dem Land und sein Vermögen wurde konfisziert. 1622 kauften die Herrschaft die Nostitz. Sokolov wurde stark durch die Kriegsereignisse betroffen -durch die Plünderung des Heers und durch den Großbrand von 1648. Das Feuer traf auch die Burg, die dann in ein Schloss umgebaut wurde.
Nach dem Ende des Krieges und nach Verbesserung der Wirtschaftssituation ließen die Nostitz die Kirche Hl. Jakob d. Ä. und das Kapuzinerkloster neu errichten. Nach dem Erlöschen der Herrschaftsverwaltung 1848 wurde Sokolov Sitz des politischen und Gerichtskreises. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt von zwei Großbränden heimgesucht (in den Jahren 1873 und 1874), bei denen ein großer Teil der historischen Bebauung auf dem Marktplatz und in der Umgebung des Klosters verbrannte. Diese Brände regten den Baubetrieb an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert an, als eine neue große Schule (1894), die jüdische Synagoge (1897) – im November 1938 zerstört, eine evangelische Kirche (1904), das Kreiskrankenhaus (1911) u.a. gebaut wurden. Während des 2. Weltkrieges war in der Stadt ein Lazarett für sowjetische Kriegsgefangene. Sokolov wurde auch zweimal bombardiert – zuerst im Oktober 1940, als es nicht stark getroffen wurde, aber beim zweiten Luftangriff am 17.4.1945 wurde eine große Menge Häuser in der Nähe des Bahnhofs zerstört und es waren auch Opfer zu beklagen.
Nach dem zweiten Weltkrieg änderte die Stadt ihr Gesicht – die alte Bebauung, oftmals durch die Kriegsereignisse zerstört, wurde durch Plattenbauten ersetzt. 1948 wurde Falkenau dann in Sokolov umbenannt. Neben den unten angeführten Gemeinden gehören heute die Gebiete der erloschenen Dörfer Davidov, Lesík. Novina, Ovčárna, Podlesí und Týn zur Verwaltung der Stadt.
Baudenkmäler:
Rathaus – Mitte des 16. Jh. im Stil der sächsischen Renaissance; Schloss, erbaut 1480 an der Stelle einer alten Festung, umgebaut Mitte des 17. Jh. (heute Sitz des Kreismuseums und der Bibliothek Sokolov) Kirche Hl. Jakob d.Ä. aus den Jahren 1671 – 1681, die ein barocker Umbau einer älteren Pfarrkirche ist; Kapuzinerkloster Hl. Anton Padua aus den Jahren 1663 – 1667; Kapelle Hl. Dreifaltigkeit von 1719; Mariensäule von 1701 auf dem Marktplatz Brunnen mit Falkner – wurde erst 1717 auf dem Marktplatz installiert, offensichtlich ist er aber älter, im Herbst 1998 wurde der (Schrammsche) “Jubiläumsbrunen” von 1898 neu installiert, der nach dem 2. Weltkrieg zuerst versetzt und dann demontiert wurde. Zu den Denkmälern gehören auch zwei Statuten Hl. Joh. Nepomuk – eine aus dem Jahr 1728 steht bei der Brücke über die Eger, die zweite aus dem Jahr 1746 bei der Kirche Hl. Jakob d.Ä.
Wirtschaft
Wirtschaft – bis zum 19. Jh. überwog der landwirtschaftliche Charakter und in der Umgebung von Sokolov waren auch Hopfenfelder. Änderung brachte auch die Braunkohleförderung, die sich seit dem Ende des 18. Jh. zu entwickeln begann. Die Anfänge der Förderung sind mit dem Namen von Johann David Starck verbunden. Für die Entwicklung der Industrie und auch der Förderung von Braunkohle besaß die Einführung der Eisenbahnstrecke nach Sokolov 1870 besondere Bedeutung.
Heute sichert die Aktiengesellschaft Sokolovská uhelná a.s. die Förderung, Verarbeitung und den Handel mit Kohle. An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert waren in Sokolov auch eine Glashütte, ein Kraftwerk, Textilfabriken und während des 1. Weltkriegs wurden die Chemiewerke errichtet, die stickstoffartigen Kalk und Karbid für die Waffenindustrie produzierten. Zu den größten Arbeitgebern gehören die Sokolovská uhelná a.s., Chemische Werke AG, ČEZ Elektrizitätswerk Tisová AG, Bergwerksbaugesellschaft GmbH, ČSAD (Busverkehr), Sokolover Maschinenwerke AG, Tschechische Eisenbahnen und das Krankenhaus Sokolov. Daneben sind einige weitere Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung präsent. Sokolov bietet so Arbeitsmöglichkeiten mit breiter Berufsorientierung.