Dalovice
Die Gemeinde Dalovice liegt in Westböhmen unweit der Stadt Karlovy Vary/Karlsbad in der gleichnamigen Region. Die Gründung der Gemeinde wird auf das Jahr 1498 datiert. Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 637 ha und hatte im Januar 2015 2100 Einwohner.
Die Gemeinde besteht aus drei Ortsteilen – Dalovice, Všeborovice und Vysoká. Heute ist Dalovice ein gefragter Wohnort in Stadtnähe, da er direkt an die Stadt Karlovy Vary angrenzt und eine gute Verkehrsanbindung besteht. Vom Ortsrand der Gemeinde bis zum Vřídlo-Sprudel in Karlovy Vary sind es 3 km Luftlinie. Durch den Ort fließt der Bach “Vitický potok”, der auf dem Gebiet des Ortsteils Všeborovice in den Fluss Ohře/Eger mündet. Der Hauptteil der Gemeinde liegt auf einer Höhe von etwa 400 m ü. NN.
Zu den Sehenswürdigkeiten in Dalovice gehört zweifellos der Schlosspark, dessen Dominante die “Körner-Eiche” ist, das Alte und das Neue Schloss sowie die Kirche der Trostspendenden Jungfrau Maria.
Wander- und Radtourismus
Dalovice liegt auf der Route des gelb markierten Wanderweges, der von Karlovy Vary über Velký Rybník bis zu den Bergkämmen des Erzgebirges führt. Ein unmarkierter Weg führt durch den Wald entlang der Ohře/Eger nach Lázně Kyselka/Bad Gießhübl, in die Ortschaft Dubina (Koboldfelsen) am Fluss Eger, und zur Burgruine „Andělská hora“ und dem Naturreservat „Šemnická skála“ (10 km).
Durch den Ort Dalovice führt der Radweg Nr. 6 (ehemals Nr. 204), der zum Radwanderweg Ohře gehört.
Wasserwandern
Für Wassersportler, die den Fluss Eger befahren, ist Dalovice eine interessante Zwischenstation mit Möglichkeiten zum günstigen Einkaufen, Essen und Übernachten, z.B. im Gasthaus “Pod Mostem”.
Geschichte
Dalovice (in der Vergangenheit auch als Dallowicz, Dallwicz, Dallwitz oder Dalvice bezeichnet) wird erstmals im Jahr 1498 in den Landtafeln aufgeführt, weshalb man von diesem Jahr das Gründungsjahr der Ortschaft ableitet.
Archäologische Ausgrabungen im Laufe des 20. Jahrhunderts haben gezeigt, dass die Umgebung des Ortes, der heute Tvrziště genannt wird, bereits in der Späten Bronzezeit (ca. 1200 – 700 Jahre v. Chr.) besiedelt war. Bei diesen Ausgrabungen gemachte Funde werden im Museum in Karlovy Vary/Karlsbad verwahrt.
Die Inhaber der Herrschaft über Dalovice wechselten häufig, da die Ländereien zwar über eine große Fläche (landwirtschaftliche Nutzfläche und Waldstücke) verfügten, aus der jedoch nur geringe Einnahmen hervorgingen. Einer der Besitzer – Johann Wenzel Ferdinand, Ritter von Schönau – gründete im Jahr 1804 eine Steingutmanufaktur (die im Jahr 1830 zu einer Porzellanmanufaktur und später Epiag genannt wurde) im Ort, um die Einnahmen aus dem Herrschaftsgebiet zu steigern.
Am stärksten geprägt wurde die Geschichte der Gemeinde durch Baron Friedrich Riedl von Riedenstein, der das Gebiet einschließlich des Porzellanwerkes im Jahr 1871 kaufte. Er vererbte die Herrschaft an seinen Sohn Eduard, der die Schlossbibliothek durch Sammlungen deutscher, englischer und französischer Literatur (bestehend v.a. aus geografischen Werken und Reiseberichten) erheblich erweiterte.
Im Neuen Schloss Riedls von Riedenstein wurde zu Beginn des Jahres 1945 die Kommandantur der deutschen Wehrmacht für das gesamte westliche Grenzgebiet eingerichtet. Im Ort wurden eine große militärische Besatzung und Lazarette untergebracht. Bis zum Jahr 1945 gehörte Dalovice der Familie Riedl von Riedenstein, dann ging der Ort in den Besitz des Tschechoslowakischen Staates über. Die Einwohnerschaft Dalovices war vorwiegend deutsch. Im Mai 1945 lebten im Ort 2247 Deutsche und 10 Tschechen. Infolge der Vertreibung waren es am Ende des Jahres 1949 nur noch 181 Deutsche und dafür 1044 Tschechen.
Die Ortschaft Dalovice war bis zum Jahr 1976 eine selbständige Gemeinde, dann wurde sie an Karlovy Vary angegliedert und zu einem Ortsteil der Stadt. Im Jahr 1990 gelang Dalovice die Rückkehr zur Eigenständigkeit, indem Všeborovice und Vysoká zu Ortsteilen Dalovices ernannt wurden.
Všeborovice, ein Ortsteil von Dalovice, war ursprünglich eine eigenständige Ortschaft (früher Schobrowitz oder Šobrovice genannt). Die erste offizielle Erwähnung Všeborovices findet sich in einem Steuererlass aus dem Jahr 1523, weshalb dieses Jahr als Gründungsjahr des Ortes gewertet wird. Der älteste Teil des Ortes entstand als Siedlung während des 10. bis 12. Jahrhunderts und befand sich im heute “Ober-Všeborovice” genannten Teil der Gemeinde. Der neuere Ortsteil -“Unter-Všeborovice”- wurde erst nach 1880 auf Veranlassung des Barons Friedrich Riedl von Riedenstein hin gegründet, um so die landwirtschaftliche Versorgung des industriell geprägten, älteren Ortsteils (Porzellanmanufaktur, Kohlegruben) zu gewährleisten.
Vysoká, ein Ortsteil von Dalovice, entstand im 15. Jahrhundert als zu Dalovice gehörige Siedlung (Hohdorf, Hochdorf oder Hohendorf genannt). Als selbständige Ortschaft wird Vysoká erstmals im Zuge der Kartierung von Besitz kleiner Adeliger im Jahre 1655 genannt. Anders als bei Dalovice und Všeborovice, an deren Gründung Einwohner slawischer Herkunft beteiligt waren, war Vysoká von Anfang an ein Wohnort der deutschen Bevölkerung.
Wirtschaft
Die Landwirtschaft hat in Dalovice eine langjährige Tradition. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der ortsansässige landwirtschaftliche Lehrbetrieb privatisiert und als Biobauernhof weiterbetrieben. Das Unternehmen hatte allerdings keinen Erfolg und der Hof wurde aufgegeben. Die ehemals zu dem Betrieb gehörigen Areale werden heute durch die örtliche landwirtschaftliche Mittelschule sowie als Sitz kleinerer und größerer Firmen genutzt. So ist in Dalovice zum Beispiel die Firma Pneuservis ansässig und in “Ober-Všeborovice” die Karlsbader Baugesellschaft Krystyn. Ein Teil der Felder wird durch das Gut „Zeos Bor” bewirtschaftet. In der Umgebung liegen gemeindeeigene Wälder, für die die Organisation Lázeňské lesy Karlovy Vary (dt.: Bäderwälder Karlsbad) zuständig ist.
Die industrielle Entwicklung Dalovices wurde von einem der Besitzer des Ortes, Johann Wenzel Ferdinand, Ritter von Schönau, entscheidend geprägt, der hier im Jahr 1804 eine Steingutmanufaktur gründete. Allmählich überwog dann die Produktion von Porzellan und 1918 wurde das Dalovicer Porzellanwerk Teil des Konzerns Epiag. Sieben Jahre nach der Privatisierung endete die Porzellanherstellung in Dalovice. Im Jahr 2001 wurde sie wieder eröffnet, die Begeisterung hielt allerdings nicht lange an und heute ist das Werk geschlossen und wird versteigert. Auf dem Areal des ehemaligen Porzellanwerks befindet sich ein weiterer Produktionsbetrieb: die Gesellschaft Velta Tea – ein Teehersteller.
In Dalovice sind mehr als 700 Unternehmen und Kleinunternehmer ansässig, z. B. eine Fahrschule, ein Schornsteinfegerbetrieb, ein Friseursalon, ein Fotostudio, eine Druckerei, eine Autowerkstatt, mehrere Restaurants und kleine Pensionen. In der Botanická-Straße befindet sich ein kleines Industriegebiet, in dem z.B. der Großhandel mit Drogerie Petr Fiala GmBH, die Development Gesellschaft Moyo Holding AG, die Werbe- und Verlagsagentur Media, die Produktions- und Montagefirma für Kunststofffenster Bohemia Lignum und weitere zu finden sind.
Im Bereich der sozialen Infrastruktur hat die Gemeinde eine Grundschule und einen Kindergarten, einen Augen-, einen Allgemein-, und einen Zahnarzt, eine Apotheke, eine Post, eine Gemeindeverwaltung, Pflegeheime, eine Bibliothek, ein Lebensmittelgeschäft, eine Drogerie, ein Geschäft für regionale Produkte und Biolebensmittel, zwei Mittelschulen, einen Fußball- und einen Tennisplatz sowie ein Volleyballfeld zu bieten. Eine multifunktionale Sportanlage und ein Kulturzentrum sind derzeit im Bau.