Lišov
Die Stadt Lišov (Lischau), im Herzen der Mikroregion Lišovsko, liegt in der malerischen sanften Hügellandschaft Südböhmens, etwa 10 Kilometer Luftlinie nordöstlich von České Budějovice, am Rande des Wittingauer Beckens (Třeboňská pánev). Das Städtchen erstreckt sich auf einer Höhe von 500 m über dem Meeresspiegel über einen langen Osthang, entlang der Hauptstraße von České Budějovice (Budweis) nach Třeboň (Wittingau).
Lišov ist auch der Ort eines wichtigen geologischen Gebildes, das die Grenze zwischen Budweiser Becken (Českobudějovická pánev) und Wittingauer Becken bildet – die Lischauer Schwelle (“Lišovský práh”). Die höchste Erhebung dieser Hügellandschaft ist der Větrník mit einer Höhe von 566 m. Das Gebiet besteht großteils aus Hügelrelief, dass in Richtung Osten in die Wittingauer Seenplatte übergeht.
Anfang des 21. Jahrhunderts ist Lišov eine bedeutende südböhmische Stadt. Die Verwaltungsgemeinschaft zählt die vormals eigenständigen Dörfer und heute Ortsteile Červený Újezdec, Hrutov, Hůrky, Kolný, Levín, Lhotice, Miletín, Slověnice, Velechvín und Vlkovice. Insgesamt leben hier mehr als 4000 Menschen, die 2009 den 675. Jahrestag seit der ersten erhaltenen schriftlichen Erwähnung ihrer Stadt begingen.
Geschichte
Lišov wurde vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts gegründet, die älteste schriftliche Erwähnung des Marktfleckens Lišov (oppidum Lyssaw) stammt aus dem Jahr 1344. 1365 wird die Kirche St. Wenzel erwähnt. Die Mehrzahl der EinwohnerInnen war böhmischer Nationalität. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurde Lišov vom böhmischen König zum Städtchen erhoben. Nach und nach wurden ihr verschiedene Rechte verliehen, so zum Beispiel 1406 die Blutgerichtsbarkeit. Nach den Hussitenkriegen bestätigten diese Rechte sowohl König Ladislaus Postumus, als auch Vladislav II. von Böhmen und Ungarn und danach Kaiser Rudolf II., der der Stadt das Recht zur Abhaltung zweier Jahrmärkte verlieh.
Das Städtchen wurde 1619 bei einem Feuer zerstört, das die Ständeheere gelegt hatten, ein weiterer Großbrand wütete im Jahr 1679. Während der Napoleonischen Kriege, genauer im Winter 1805/6, waren hier bayerische und französische Soldaten untergebracht. Ihr Abzug hat angeblich zu einer plötzlichen Blüte und einem ebensoschnellen Niedergang des Schuhmacherhandwerks geführt. 1924 wurde Lišov zur Stadt erhoben. Bereits 1812 wurde eine öffentliche Wasserleitung eingerichtet. Ab 1864 hätte die Eisenbahnlinie Č. Budějovice – Třeboň durch Lišov führen sollen, später plante František Křižík auch eine elekrifizierte Bahnstrecke, aber das Projekt wurde nie umgesetzt.
Seit dem 11 Juni 1911 wurde auf der Strecke Č. Budějovice – Lišov – Třeboň eine der ersten Buslinien in Böhmen betrieben. 1921 erfolgte die Elektrifizierung. Eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (Jednotné zemědělské družstvo – kurz: JZD) wurde 1957 gegründet und 1971 mit der in Hůrky vereinigt. Lišov gehörte von Anfang an zur königlichen Herrschaft Hluboká nad Vltavou (Frauenberg), das wiederum häufig an unterschiedliche Adelsfamilien verpfändet wurde.
Mit Beginn des 17. Jahrhunderts war Lišov kurzfristig eine eigenständige Herrschaft, ab 1661 gehörte es wieder zur Herrschaft Hluboká, die von den Schwarzenbergern ausgeübt wurde. Nach der Einführung der Bezirke im Zusammenhang mit dem österreichischen Kaiserreich wurde Lišov 1850 das Zentrum eines Gerichtsbezirks (der 9.kleinste in Böhmen), in dessen Zuständigkeitsbereich zahlreiche kleinere Dörfer fielen. 1855-1868 war Lišov auch Sitz des Bezirksamtes.
Anschließend gehörte Lišov bis 1949 zum Bezirk České Budějovice, 1949-60 zum Bezirk Třeboň und seit 1960 wieder zu České Budějovice. 1960 wurden der städtischen Selbstverwaltung Levín, 1964 Miletín, 1976 Slověnice, Hůrky mit Hrutov, Zvíkov mit Hvozdec und Vlkovice und 1980 Kolný mit Červený Újezdec, Lhotice und Velechvín angegliedert. Nach 1990 wurden Hvozdec und Zvíkov wieder selbständig.