Lhenice
Lhenice (Elhenitz) befindet sich an den Ausläufern des Böhmerwaldes im Okres (Bezirk) Prachatice, 7 Kilometer südwestlich von Netolice unter dem Berg Stráže. Es ist bereits 700 Jahre alt. Seit jeher wird hier Obst angebaut, weshalb sich für die Umgebung Lhenices die Bezeichnung “Zahrada jižních Čech” (Garten Südböhmens) eingebürgert hat.
Die Gemeinde umfasst folgende Ortschaften: Lhenice, Horní Chrášťany, Dolní Chrášťany, Vodice, Třešňový Újezdec, Vadkov, Hradce, Třebanice, Hoříkovice, Hrbov und Brusná. Das gesamte Gebiet erfreut sich eines regen Kulturlebens, die Bevölkerung hat Gelegenheit, sich in zahlreichen Vereinen zu verwirklichen.
Geschichte
Lhenice wurde erstmals 1283 als Besitz des Klosters Zlatá Koruna (Goldenkron) erwähnt. Nach den Hussitenkriegen fiel das Dorf unter die Herrschaft Tábor. 1544 wurde Lhenice durch den böhmischen König Ferdinand I. zum Städtchen erhoben. Drei Jahre später endete die Herrschaft Tábors und der gesamte Besitz gelangte in die Hände der Rosenberger und später der Schwanberger. Gemeinsam mit Libějovice fiel es 1622 an die Eggenberger und schließlich 1719 an die Schwarzenberger.
Das Zenrum des Grundrisses von Lhenice ist der kleine, längliche Hauptplatz, über den der Weg von Český Krumlov (Böhmisch Krumau) nach Netolice führt. Auf der nördlichen Seite befindet sich die Kirche. Im Laufe der Zeit wuchs die Siedlung allmählich an und zählte vor dem Dreißigjährigen Krieg etwa 70 Gebäude. Durch den Krieg wurde ein Drittel des Städtchens zerstört. Seit 1713 wuchs die Stadt wieder und ein weiterer Entwicklungsschub setzte in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ein. Leider führten die Baumaßnahmen der 50er Jahre zu einer Abwertung der bisherigen urbanen Entwicklung und das Städtchen verlor seinen ursprünglichen malerischen Charakter. Denkmalwert behielten lediglich einzelne Gebäude, besonders rings um den Hauptplatz und entlang der Straße nach Český Krumlov.
Das Wahrzeichen ist die Kirche frühgotischen Ursprungs St. Jakob. Der untere Teil des Turmes aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ist erhalten, später wurde er gotisch umgestaltet. Weitere Veränderungen wurden 1560 und zwischen 1734 und 1740 vorgenommen. Das Schiff wurde verlängert und das Presbyterium überwölbt. 1783 wurde der Turm erhöht und 1904 das Presbyterium verlängert und die halbrunde Apsis vollendet. Unterhalb der Kirche befindet sich eine Festung, die gemeinhin “Na zámku” (Auf dem Schloss) genannt wird.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde hier eine Höhle entdeckt, die man damals für eingefallene Kellergewölbe hielt und um das Jahr 1920 wurden hier angeblich auch behauene Quader gefunden. Die Gewölbe sollen angeblich unter ganz Lhenice bis nach Hradec oder sogar bis Grejnarov führen. Die gesamte Sehenswürdigkeit wurde 1950 zerstört. In der älteren historischen Literatur wird angenommen, dass sich hier der Renaissancesitz der Familie Grejnar befand. Nach heutiger Auffassung handelt es sich aber um ein weitaus älteres Objekt. Das Herrenhaus (Nr. 156), entstand im 16. Jahrhundert auf einer erhöhten Terasse nordwestlich der Kirche. Der ursprüngliche Baumeister war wahrscheinlich Martin Grejnar, der Bau wurde dann aber von Peter Wok weitergeführt. Später wurde das Gebäude umgebaut und 1909 wurde die Kassettendecke aus dem ersten Stock in das Schloss Hluboká nad Vltavou (Frauenberg) überführt.
Über die Herkunft des Wappens – Ein Apfelbaum – ranken sich verschiedene Legenden. Eine erzählt davon, dass in České Budějovice eine Pestepidemie ausbrach und die LhenicerInnen die Stadt unerschrocken mit Obst versorgten. Aus diesem Grund erhielten sie ein Wappen mit einem Apfelbaum und der Budweiser Stadtmauer. Nach einer anderen Geschichte durchritt einmal ein Edelmann das Städtchen und die Einheimischen gaben ihm Borsdorfer Äpfel (tschech.: Meißener Äpfel – míšeňská jablka). Was auch immer in Wirklichkeit geschehen ist, das Wappen sieht heute folgendermaßen aus: “Auf einem blauen Schild ist eine silberne Stadtmauer mit Zinnen und Schießscharten. Über der Mauer wächst ein Apfelbaum in natürlichen Farben mit goldroten Äpfeln”.