Zwischen Wildnis und pulsierender Stadt: amerikanische Erfahrungen der Mitteleuropäer in der visuellen Kultur des 19. Jahrhunderts
Unmittelbare Erfahrungen von Amerika-Reisen und vermittelte Berichte über die dortige Welt führten dazu, dass sich in der Vorstellung der Mitteleuropäer ein Bild bildete, das nicht unbedingt real war, sondern auch stark idealisierte oder stereotype Einstellungen beinhaltete. Die Begegnungen mit neuen Erfahrungen, indigenen Völkern und einer fremden Welt führten dazu, dass Amerika als wilder Kontinent und später als Land des unbegrenzten technischen Fortschritts und ungeahnter Lebenschancen im positiven wie im negativen Sinne visualisiert wurde.
Die Erfahrungen der Reisenden, Auswanderer und Amerika-Besucher schlugen sich in der bildenden Kunst und der visuellen Kultur der böhmischen Länder im Kontext des Habsburgerreiches nieder, wie auch in ganz Mitteleuropa. Aufzeichnungen über die ersten Reisen zu den Eingeborenen und Importe von Artefakten ihrer Kultur weckten durch ihre neuartige Visualität Interesse. Neben dem Enthusiasmus und der Bewunderung für das neu entdeckte Land bildete sich, wie auch anderswo in Europa, allmählich ein kritischer Blick auf die kolonialen Verhältnisse heraus. Die Visualisierung einer idealisierten und verschwindenden Welt der Eingeborenen, begleitet von Präsentationen von Sammlerobjekten und den Menschen selbst, erhielt so einen Hauch von Melancholie. Demgegenüber steht die Faszination für das moderne Leben und den technischen Fortschritt der euro-amerikanischen Zivilisation und ihres Lebensstils, der oft unterschiedliche visuelle Formen annimmt.
Die Ausstellung wird diesen doppelten Blick auf den amerikanischen Kontinent in Mitteleuropa präsentieren. Zu sehen sind verschiedene künstlerische Medien wie Gemälde, Drucke, Zeichnungen und Skulpturen sowie Plakate, Bücher, Fotografien und Objekte der Populärkultur. Die Ausstellung umfasst auch eine Auswahl von Gegenständen, die von indigenen Völkern benutzt und hergestellt, von Reisenden gesammelt und importiert wurden.
Zu sehen sind Werke von Karl Bodmer, Georg Catlin, Mikoláš Alš, Alfons Mucha und Vojtěch Preissig sowie Sammelobjekte von Vojta Náprstek, Klementina Kalašová, Enrique Stanko Vráz, Jindřich Waldes und Albert Sachse.
Die Ausstellung ist Teil des aktuellen Programms des 45. jährlichen interdisziplinären Symposiums in Pilsen, das im Rahmen des Festivals Smetana-Tage 2025 stattfindet, und wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte der CAS vorbereitet.
