Geschichte des Kommunbräuhauses

Eigentümerin des ehem. Kommunbräuhauses, einem wertvollen Baudenkmal, ist die Stadt Schönsee. Seit 2006 ist das Centrum Bavaria Bohemia im sanierten und erweiterten dreiflügeligen Gebäude untergebracht. Noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrh. diente das Kommunbräuhaus als Braustätte für die Schönseer Bürger.

Die Geschichte des Kommunbräuhauses und des Bierbrauens in Schönsee ist in der Chronik der Stadt Schönsee (Autorin Dr. Theresa Guggenmoos) beschrieben.

Auszug aus der Chronik:
Kommunbräuhaus SchönseeDen Brauberechtigten stand gegen Entrichtung eines Kesselgeldes das Kommunbräuhaus samt Einrichtung und Hilfskräften zur Verfügung. Es befand sich zuerst dort, wo heute das Rathaus steht und wurde in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts jenseits der Baderbrücke an der alten Weidinger Straße – möglicherweise am Platz eines einstigen Mulzhauses – neu errichtet. Akten der Jahre 1865-67 enthalten Rechnungen über das Bauvorhaben. Ein Betrag von über 8000 Gulden war durch Darlehen – auch aus der Hand vermögender Bürger – aufgebracht worden. 1870jwerden für das Kommunbräuhaus noch 9000 fl an Schulden angeführt, wofür die städtischen Gründe mit Hypotheken belastet werden.

Das Brauen im städtischen Kommunbräuhaus war in Schönsee bin weit in das 20. Jahrhundert hinein üblich. Das selbstgebraute Bier war stakt gehopft und daher etwas bitterer. Dass man einstmals hierzulande auch Hopfen anbaute, zeigt der fast vergessene Flurname Hopfengärten für Grundstücke hinter der Nothelferkapelle.

Da nach dem Zweiten Weltkrieg immer weniger Bürger von ihrem Braurecht Gebrauch machten, ging das Kommunbräuhaus 1959 in private Hand über. Schon im 19. Jahrhundert gab es vereinzelt kleine private Brauereien, eine z.B. oberhalb der Pfarrkirche, betrieben von Andre Hannamann. Die meisten gaben bald wieder auf, während die um 1900 gegründete Brauerei Haberl bis nach dem Millenium weiterbestand.

Geschichte des CeBB

Von der Idee zur Umsetzung

Von der ersten Idee einer grenzüberschreitenden kulturellen Einrichtung bis zur Eröffnung vergingen fast 9 Jahre harter Überzeugungsarbeit.

Der Kreistag des Landkreises Schwandorf hat am 10. November 1997 beschlossen, eine grenzüberschreitende kulturelle Einrichtung in der Stadt Schönsee zu unterstützen. Die Stadt Schönsee hat daraufhin im Januar 1998 eine umfassende Konzeption für ein “Bayerisch-Böhmisches Kulturzentrum” erstellt und dem Landkreis Schwandorf, dem Bezirk Oberpfalz, der Regierung Oberpfalz, dem Freistaat Bayern, politischen Mandatsträgern und Institutionen mit der Bitte um Unterstützung bei der Realisierung zugeleitet.

Der Landkreis Schwandorf, der Bezirk Oberpfalz und die Stadt Schönsee haben daraufhin das Büro FUTOUR in München beauftragt, das Projekt eingehend auf seine Machbarkeit hin zu untersuchen. Die Machbarkeitsstudie wurde am 30.10.2001 den Auftraggebern übergeben. Die 83-seitige Studie kommt zu folgendem Fazit: “Wenn das Projekt nicht schon konzipiert wäre, müsste es im Hinblick auf den politischen Willen zur europäischen Integration, zum nachbarschaftlichen Dialog, zur Stabilisierung der strukturschwachen Grenzregionen und zur Begegnung der Menschen erfunden werden. Die durch das Projekt zu erwartenden vielschichtigen Effekte und der immaterielle Gewinn für die grenzüberschreitenden Beziehungen können als erheblich eingestuft werden. Die zweisprachige und partnerschaftliche Grundlage des Projekts lässt erwarten, dass es von bayerischer und böhmischer Seite mit Freude angenommen und genutzt wird.”

Die Stadt Schönsee verstärkte nach der positiven Beurteilung in der Machbarkeitsstudie ihre Bemühungen, Lösungen für die Trägerschaft und für eine zu verantwortende Finanzierung zu finden. Trotz der immer schwieriger werdenden Finanzsituation von Staat und Kommunen ist es im Frühjahr 2004 gelungen, für Trägerschaft und Finanzierung einen akzeptablen Weg zu finden.

Architektur des CeBB

Das ehem. Kommunbräuhaus der Stadt Schönsee gehört zu den wertvollsten Baudenkmälern der Region. Das Gebäude mit Westflügel (Sudhaus / 19. Jahrhundert), Ostflügel (Bierlagerkeller / wahrscheinlich 17./18. Jahrhundert) und Mittelbau (frühere Malzdarre) diente den brauberechtigten Bürgern der Stadt Schönsee bis Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts als Braustätte.

Nach dem Ende der Brautradition wurde das Gebäude von der Stadt veräußert und von privaten Eigentümern als Blechschmiede, zu Wohnzwecken und später überhaupt nicht mehr genutzt. Im Jahr 1988 erwarb die Stadt das Baudenkmal zurück und suchte nach einer öffentlichen Nutzung. Die erste Idee eines Tourismuszentrums „Oberpfälzer Wald” scheiterte. Die 1997/98 vom damaligen Bürgermeister Hans Eibauer konzipierte Idee eines „bayerisch-böhmischen Kulturzentrums” erhielt nach äußerst schwierigen Verhandlungen 2004 grünes Licht.

CeBB-Gebäude nach der Sanierung

Nach den Plänen des Architekturbüros „Brückner & Brückner“, Tirschenreuth, wurde das Gebäude in Trägerschaft der Stadt Schönsee zur Nutzung für das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) saniert und erweitert. Die Planung erhielt mit dem best architects Award 2008 eine hohe Auszeichnung. In deutschen und internationalen Architekturzeitschriften erschienen ausführliche Text- und Fotobeiträge. Das Projekt erhielt mit der Nr. 33 eine eigene Veröffentlichung in der Reihe „Baukulturführer“.

Für die architektonische Qualität der Sanierung / Erweiterung erhielt die Stadt Schönsee den Bayerischen Bauherrenpreis 2009 und den Regionalpreis 2009 des Bund Deutscher Architekten (BDA), Kreisverband Niederbayern-Oberpfalz.

Die Baumaßnahme in Trägerschaft der Stadt Schönsee wurde im März 2006 abgeschlossen. Für Bau, Einrichtung und Medientechnik entstanden Kosten in Höhe von ca. 2,5 Mio. Euro. Förderpartner waren der Freistaat Bayern (Städtebauförderung) in Verbindung mit Ziel 2 (EU-Förderung), der Bezirk Oberpfalz, der Landkreis Schwandorf, die Bayerische Sparkassenstiftung, die Sparkasse im Landkreis Schwandorf, die LAG Oberviechtacher & Schönseer Land mit dem EU-Programm LEADER+ und das Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie für die mediale Präsentation. Der Eigenanteil der Stadt Schönsee als Träger betrug 473.700 Euro.

Konstruktion und Fassade
Da das Gebäude nicht genug Volumen für das ehrgeizige Raumprogramm des Zentrums bot, musste erweitert werden. Die Architekten verbanden eine Aufstockung mit einer konstruktiv raffinierten statischen Sicherung: ein fortentwickeltes Haus-im-Haus-Prinzip, wonach eine nach oben überstehende Stahlbetonkiste in das Gemäuer gesteckt, an das Mauerwerk fugenlos betoniert und zusätzlich mit fünf Edelstahlankern pro Quadratmeter befestigt wurde. Die überstehenden Betonwände versah man mit Putzträger-Platten aus Recyclingglas, an die wiederum farbig bedruckten Glasplatten im Format 150 x 30 cm im wilden Verband geklebt wurden. Peter und Christian Brückner gestalteten das Glas wie ein Mauerwerk. In einem Schönseer Unternehmen fanden die Architekten einen einheimischen, innovativen und leistungsfähigen Partner, der die fotografische Abstraktion des geschichteten Glases in einem mehrgängigen Siebdruckprozess auf die Scheiben applizierte. Die glatte, fast fugenlose Glasoberfläche mit ihrer monolithischen Anmutung erscheint als moderne Fortsetzung der Feldsteinmauern. Die gläserne Verblendung wiederholt sich im Innern bei den Schalterabdeckungen und ist tagsüber das weithin sichtbare Zeichen der Modernisierung des alten Hauses.

Bilder auf dem Dach
Während die Turmaufstockung eine Aussichtsplattform erhielt, bekam der östliche Aufbau, dessen Höhe die Firstlinien der Umgebung aufnimmt, ein gläsernes Dach. Transparente Schindeln sind heute nur noch aus thermoplastischem Kunststoff (PET) erhältlich. Die beteiligte ortsansässige Glasbaufirma ließ eigens für das Kulturzentrum Biberschwänze aus Glas produzieren. Doch die Architekten folgten nicht einfach der Tradition, sie drehten sie vielmehr beinahe buchstäblich um: abends, wenn im CeBB eine Veranstaltung stattfindet, leuchtet das Dach von innen in bunten Bildern. Das Licht kommt dabei aus Projektoren und wird mittels Glasfasern unter die Glasbiber geleitet. Das Dach ist – wie das gesamte Gebäude – architektonisch wie inhaltlich ein gelungener Versuch, auf vielschichtige Weise historisches Erbe und zeitgenössische Befindlichkeiten, regionale Tradition und Innovation zu verknüpfen.

 

Eröffnung des Centrum Bavaria Bohemia:
30.03.2006

Bauherr:
Stadt Schönsee, vertreten durch den damals amtierenden 1. Bürgermeister Hans Eibauer

Betreiber des Centrum Bavaria Bohemia:
Bavaria Bohemia e.V.

Baudaten:
Planungsbeginn: August 2003
Baubeginn: November 2004
Fertigstellung: März 2006
Grundstücksfläche: 1.430 m²
Hauptnutzfläche: 565 m²
Baukosten brutto: 2,0 Mio. Euro
Einrichtung brutto: 500 Tsd. Euro

Architekten:
Brückner & Brückner Architekten BDA
Peter Brückner – Christian Brückner
Franz-Böhm-Gasse 2
D-95643 Tirschenreuth
www.architektenbrueckner.de