Achtung, Grenze!
Was bleibt der Kultur momentan anderes übrig, als Online-Formate zu nutzen. Das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) ist inzwischen ziemlich fit, Veranstaltungen virtuell zu transportieren. Letzte Woche mit der Buchvorstellung „ACHTUNG, GRENZE!“
Ein Klick zuhause am Rechner und schon öffnet sich das zweisprachige virtuelle Studio. Organisationstechnisch werden Online-Formate für das CeBB-Team mit Leiterin Veronika Hofinger, bbkult.net Chef David Vereš und Koordinatorin Ivana Danisch mit der Zeit zur Routine. Doch für Karl Reitmeier, Studiogast im CeBB, Mitautor des Buchs und Präsentator auf der bayerischen Seite ist es Neuland, bei einer Buchvorstellung nicht in die Augen des Publikums schauen zu können, sondern nur eine Kamera vor sich zu haben. Live zugeschaltet ist in Domažlice (Taus) die Historikerin und Herausgeberin Kristýna Pinkrová, die nach einführenden Worten von Veronika Hofinger das Ausstellungs- und Buchprojekt „Achtung, Grenze | Pozor, hranice!“ vorstellte und sich in der anschließenden Lesung eines Buchkapitels mit dem Brückenbauerpreisträger und Journalisten Karl Reitmeier aus Waldmünchen abwechselte.
Beide nehmen die erfreulich vielen Gäste, rund siebzig sind auf Facebook und Zoom virtuell live dabei, mit ins Jahr der Wende und lesen aus dem Schlusskapitel „1989: Grenzen öffnen – Brücken bauen?“ Die zehn Doppelseiten, links tschechisch, rechts deutsch, beginnen mit einem Dialog von Karl Reitmeier und Zdeněk Procházka. Er sagt „Wir müssen vor allem lernen frei zu sein“ und der Deutsche aus Waldmünchen lässt mit seinen Worten „Wir erleben einen historischen Moment“ die Dimension von Mauerfall, Samtener Revolution 1989 und dem Durchschneiden des Stacheldrahts am 23. Dezember 1989 bei Waidhaus erahnen.
Die Ausstellung und jede der zehn beschriebenen Epochen im Buch nimmt die Besucher und Leser mit in die Geschichte der benachbarten Grenzregionen Cham und Domažlice und zeichnet die Veränderungen im örtlichen Leben von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart nach. Fragen, die nach einer traditionellen Lesung den Autoren gestellt werden, verlagern sich online in den Chat, aus dem Veronika Hofinger zitiert. Ein Teilnehmer will wissen, wer ihm bei der Ahnenforschung eines im Friedhof in Bělá nad Radbuzou (Weißensulz) ruhenden Verwandten helfen könnte und eine Zuhörerin fragt nach den Bezugsquellen des Buches. Veronika Hofinger berichtet von der immensen Nachfrage, die in den letzten Tagen auf das CeBB zurollte und sagt zu, Bestellungen (15,00 Buch plus 6,00 Versandkosten) schnellstmöglich nachzukommen. Es zeichnet sich ab, dass die Erstauflage von 1.000 Stück bald vergriffen sein wird. Es gibt kein besseres Kompliment für Initiatorin und Herausgeberin Kristýna Pinkrová mit ihrem, dem Thema leidenschaftlich verbundenen Autorenkollektiv. Auf tschechischer Seite sind es neben der Projektverantwortlichen Ladislav Ptáček, Zdeněk Procházka, Dr. Karel Řeháček und auf deutscher Seite Karl Reitmeier, Werner Perlinger und Günther Bauernfeind. Zum Service des CeBB gehört es, dass die Lesung online auf www.bbkult.net in ganzer Länge veröffentlicht ist.