Staatsschloss Dačice (neues Schloss)
Das gegenwärtige Aussehen des Schlosses wird durch den Klassizistischen Umbau am Anfang des 19. Jahrhunderts bestimmt. Hinter der einfachen Stirnwand ist ein quadratischer Schlosshof mit den originellen Renaissancearkaden versteckt. Die Einfachheit des äußeren Gebäude- aussehens kontrastiert mit der reichen Innenausstattung der zwei Stockwerke, wo die Führung Sie durchleitet. Die Repräsentationssäle mit der Portraitsgalerie im Erdgeschoss erinnern an die Familie der ursprünglichen Besitzer – an die Freiherren von Dalberg. Die intimen Räume des ersten Stockes sind mit einzigartigen Empirestücken ausgestattet. In ihrer Geschlossenheit und in den Proportionen sind sie in der Tschechischen Republik nur selten anzutreffen. Ihre Atmosphäre ergänzt eine umfangreiche Sammlung von Uhren, die noch heute die aktuelle zeit anzeigen. Einmalig ist auch die Gestaltung der Bibliothek und der Schlosskapelle im Spätjugendstil. Die Treppenhalle gehört zu den wertvollsten ihrer Art in der Empirearchitektur Mitteleuropas. Das Schloss steht unter der Verwaltung des Nationalinstitutes für Denkmalschutz, des Gebietsfacharbeitsort in České Budějovice. Im Südflügel des Schlosses befinden sich das Stadtmuseum und die Galerie mit den ständigen historischen Ausstellungen und den Wechselausstellungen. Schlossführer: Die Räume des Erdgeschosses dienten der Repräsentation. Deren Mobiliar blieb bis auf kleine Abweichungen so erhalten, wie es die letzten Schlossbesitzer zu benutzen pflegten. Der Ahnensaal war für die Ahnengalerie der Dalbergs vorbehalten. Die Gemälde stellen Porträts von Angehörigen dieses Geschlechtes während der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert dar. Der Gesellschaftssaal bildete früher den Haupteintrittsraum des Schlosses. Nachdem man durch zwei Glastüren gegangen war, hatte man den äusseren zweiarmigen Treppenaufgang erreicht. Auf dem grossen Gemälde ist dargestellt, wie Wolf von Dalberg, auf der Engelsbrücke in Rom, dem Privileg des Geschlechtes entsprechend zum Ritter geschlagen wird. Die förmliche Atmosphäre des Speisesaals wird noch gesteigert durch die typischen Barockporträts der Edlen von Schönborns. Interessant ist die Porzellansammlung in der achteckigen Vitrine. Die heutige Raumgestaltung im Raum der Sammlungen wurde von den Dalbergs zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorgenommen, nach dem Tod von Friedrich Dalberg, der zu seiner Zeit ein bekannter Naturwissenschaftler und Ornithologe war. Die Treppenhalle ist ein in Mitteleuropa einzigartiges Meisterstück, das die grosszügige Gestaltung eines repräsentativen Empireinterieurs veran- schaulicht. Diese Raumgestaltung entstand während der baulichen Umänderungen in den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts unter der Anleitung des Architekten Schleps. Die gegenwärtige Ausstattung der Räumlichkeiten im ersten Stock des Schlosses zeugt von der Art und Weise, wie der Adel zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Räume – vorrangig im Empirestil – einzurichten pflegte. Dort befindet sich im Empirestil verziertes Mobiliar, wie es für die napoleonische Zeit typisch war. Aegyptische Motive (die Löwenköpfe an den Stuhllehnen) werden von kriegerischen Sinnbildern (Pfeilen) ergänzt, die Napoleons Streben nach der Militärherrschaft über Europa symbolisieren. Nur die Bibliothek ist nicht im Empirestil eingerichtet. Erst im Jahre 1909 wurde hier, nach einem Entwurf des Wiener Architekten Hans Prutscher, von dem Tischlermeister Leixner aus Dačice eine Bibliothek, die dem Geist des späten Jugendstils entsprach, eingebaut. Die zweckmässige Lösung des Galerieraums ermöglichte es, den wesentlichen Teil des Bücherbestandes des Schlosses, der mehr als 17.000 Bände umfasst, in der Bibliothek zu konzentrieren. Geschichte: Zum ersten Mal wird Dačice, das an einer alten Handelsstrasse liegt, im Jahre 1183 schriftlich erwähnt. Zur Stadt erhoben wurde der Ort erst im Verlauf des 14. Jahrhunderts. Ihre grösste Blütezeit verzeichnete die Stadt im 16. Jahrhundert, als sie zum herrschenden Zentrum der umfangreichen Liegenschaften des Adelsgeschlechts der Herren Krajíř von Krajek wurde. Die wirtschaftliche Entfaltung der damaligen Zeit hinterliess beim Aufbau der Stadt noch heute lesbare Spuren. Im Jahre 1579 wurde nahe der alten Burgfestung das Renaissancegebäude des alten Schlosses fertiggestellt, das bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist (Das alte Schloss ist nicht zugänglich, es dient als Rathaus). Der von dem Italiener Francesco Garof de Bissone gebaute Renaissanceturm der St. Laurentiuskirche bildet das vorherrschende Merkmal der Stadt. Derselbe Architekt erhielt von Oldřich (Ulrich) Krajíř von Krajek auch den Auftrag ein neues Schloss zu bauen, das zum ersten Mal in den Stadtannalen im Jahre 1591 erwähnt wird. Die Architektur dieses Gebäudes entspricht dem Typ der oberitalienischen Stadtpaläste, die durch ihre vierflügelige Disposition rings um den quadratförmigen Hof gekennzeichnet ist. An den Renaissanceursprung des Schlosses erinnern die offenen Bogengänge im ersten und zweiten Stock des nördlichen Vorderflügels. Nachdem das Geschlecht der Herren von Krajek ausgestorben war, wechselte das Schloss häufig seine Besitzer. Während des 17. Jahrhunderts brannte das Schloss zweimal. Trotzdem wurden wegen langwieriger Eigentumszwistigkeiten keine Reparaturen vorgenommen. Erst Jindřich Karel (Heinrich Karl) von Ostein, der das Anwesen in Dačice im Jahre 1728 gekauft hatte, begann einen gründlichen Umbau des Schlosses und beauftragte mit dieser Aufgabe Francesco Camelli. Damals entstand die barocke Formgestaltung des Schlossturms am Südflügel. Die letzte Umgestaltung, die dem Schloss sein heutiges Gepräge verdankt, ist mit dem Namen der nachfolgenden Besitzer, den Dalbergs, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Dačice kamen, verbunden. der Wiener Architekt Riedl gestaltete im Jahre 1816 die Aussenseite des Schlosses im Stil des Empire um und fünfzehn Jahre später passte ein weiterer Wiener Architekt Schleps, das Innere des Schlosses der Empirevorderfront an, wodurch ein stilreines Gebilde entstand. Den Dalbergs gehörte das Schloss bis zum Aussterben des Geschlechts im Jahre 1940, danach fiel es als Erbgut der Familie Salm-Salm zu und im Jahre 1945 wurde das Schloss vom Staat übernommen. Die bauliche Gestaltung zu Beginn des 19. Jahrhunderts liess aus dem ursprünglich im Renaissancestil errichteten Schloss ein stilgerechtes Gebilde der Empirearchitektur entstehen. Dieser Charakter wird auch durch die gegenwärtige Einrichtung des Grossteils der Innenräumlichkeiten aufrecht erhalten.