E.T.A. – Hoffmann-Haus
Das schmalbrüstige Haus von 1762 war in den Jahren 1809-1813 die Wohnung des Dichters, Musikers und Zeichners E.T.A. Hoffmann (1776-1822) und seiner Frau Mischa. 1927 wurde in der Mansarde das Poetenstübchen neu eingerichtet, 1930 folgte die Eröffnung eines E.T.A. Hoffmann-Museums mit dem Wohnzimmer darunter. Die Gedenkstätte wurde im Lauf der Jahre auf das ganze Gebäude und den Garten ausgedehnt; sie ist die einzige zu E.T.A. Hoffmann überhaupt.
Mit Hilfe von Stiftungen und Sponsoren wurde sie in unserem Jahrhundert nach modernen museumsdidaktischen Gesichtspunkten neu eingerichtet, ohne ihr eigenes phantastisch-realistisches Flair aufzugeben. Sie ist ein kultureller Mittelpunkt weit über Bamberg hinaus. Träger ist die international tätige E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft e. V.; sie hat ihren Sitz in Bamberg und gibt das renommierte E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch heraus.
Eine Original-Ausstattung ist nicht vorhanden; das E.T.A. Hoffmann-Haus vermittelt vielmehr sinnlich wahrnehmbare Informationen zu dem romantischen Mehrfachgenie und aufrechten Juristen in Wort, Bild und Musik. Das Zinkenwörth mit dem nach ihm benannten Theater, seiner Wirkungsstätte, ist 1859 Friedrich von Schiller gewidmet worden, doch weist ein Ständer mit Bild und Namenszug auf die Gedenkstätte mit dem Ausleger des schreibenden Kater Murr aus dem Doppelroman „Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern“.
Ein Fenster gibt in einer Art Peep-Show-Effekt Einblick ins Innere mit einem fiktiven Arbeitsplatz. In dem dahinter liegenden Spiegelkabinett erlebt der Besucher unmittelbar das Motto aus dem Tagebuch, „Ich denke mir mein Ich durch ein VervielfältigungsGlas – alle Gestalten die sich um mich bewegen sind Ichs und ich ärgere mich über ihr thun und lassen ppp“; außerdem wird er auf verwirrende Weise in ein Vexierspiel einbezogen.
Ein Deckengemälde im Gang davor gestaltet das Thema als Anamorphose weiter. Die verwinkelte Treppe führt in die beiden Obergeschosse, die der Zeit von Königsberg in Preußen bis Bamberg und bis Berlin gewidmet sind, vorbei an einer Nische mit einem Papiertheater zu dem Märchen (nicht nur für Kinder), „Nussknacker und Mausekönig“.
Die eingebaute Theaterloge führt die Dekorationen von Hoffmanns berühmtester Oper vor, der „Undine“ nach dem Text von Friedrich Baron de la Motte-Fouqué. Ein Zylinder mit dem Gedankenmikroskop stellt ein Motiv aus dem seinerzeitigen Polizeiskandal um den „Meister Floh“ künstlerisch nach, das Erkennen der Wahrheit. Hier, im Wohnzimmer, gibt es eine Öffnung, die im Winter warme Luft nach oben ziehen lassen sollte. Hoffmann soll sie zu allerlei Späßen mit seiner Frau genützt haben.
Im Musikzimmer in der Mansarde bilden mobile Musikinstrumentendarstellungen gewissermaßen ein virtuelles Kammerorchester. Die interaktive Musikkommode lässt Kompositionen Hoffmanns zu seiner Notenschrift erklingen. Im Poetenstübchen weist ein Bamberger Pianoforte von 1809/1810, das über eine Hörstation spielbar ist, an das von Hoffmann in seinem „musikalisch-poetischen Laboratorium“ benützte Instrument hin.
Im Rückgebäude finden in einem etwas größeren Raum Vorträge und Lesungen sowie wechselnde Ausstellungen insbesondere mit moderner Grafik statt (Hoffmann gehört zu den am meisten illustrierten Autoren der Weltliteratur). Die Illumination „Hoffmann enlighted“ interpretiert Leben und Werk vor allem der Bamberger Zeit.
Der lauschige Hofgarten nimmt den Zaubergarten des Märchens „Der goldene Topf“ auf: ein Weg schlängelt sich an Pflanzen, die für Hoffmann von Bedeutung waren, und Textstellen aus seinen Werken vorbei in eine Buchenlaube und zu einem kleinen Teich. Dieser erinnert an die Quelle des Humors aus dem Capriccio „Prinzessin Brambilla“ und an die „Undine“.