Mirovice
Mirovice ist ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Städtchen im Tal des Flüsschens Skalice in der Region Südböhmen im Bezirk Písek. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1323. In dem historischen Städtchen und seiner Umgebung befinden sich eine Reihe kleinerer historischer Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmäler. Der historische Stadtkern ist seit 2003 als “städtische Denkmalzone” (městská památková zóna) geschützt.
Geschichte
Entstehung und Gründung von Mirovice lassen sich zeitlich nicht genau bestimmen, wie bei der Mehrzahl der tschechischen Städte und Siedlungen. Archäologische Untersuchungen konnten jedoch eine Besiedlung des umliegenden Gebietes von der Zeit der ersten Slawen in der Region bis zum Ende des 12. Jahrhunderts sicher nachweisen. Die günstige Lage an einer wichtigen Handelsroute, an einer flachen Furt des kleinen Flusses, und der starke Schutz durch das nahegelegene Fürstenschloss, trugen zur Entstehung einer Siedlung bei, die später Mirovičky genannt wurde. An der Gründung von Mirovice hatten deutsche SiedlerInnen entscheidenden Anteil und ihre deutsch-tschechischen Prägung behielt die Stadt bis zu den Hussitenkriegen.
Auf eine künstliche Anlage verweist der akkurat bemessene, regelmäßige, weiträumige, vierseitige Marktplatz. Die relativ große Fläche des Hauptplatzes, typisch für alle Städte und Städtchen, die an wichtigen Handelswegen liegen, geht auf den damaligen Zweck für den regen Handelsverkehr zurück. Hier konzentrierte sich das gesamte städtische Leben. Die durchziehenden und ortsansässigen Händlern und Handwerkern boten hier ihre Waren und Dienste feil.
Mirovice wurde wahrscheinlich nie befestigt. Stadttore und Befestigungen waren ein Vorrecht der Königsstädte und nicht von kleinen Städtchen, wie es Mirovice stets war. So war es in späteren Kriegszeiten, besonders im Dreißigjährigen Krieg, um so verwundbarer.
Ein bedeutender Markstein der Geschichte waren die Jahre um 1540, als die Stadtbücher eingeführt wurden und Mirovice das Recht zur Führung eines Stadtwappens erhielt. Das Städtchen erhielt so das Braurecht mit eigener Brauerei und das Recht zur Erhebung von Zöllen und Mauten. In dieser Zeit war ein reger Zuzug zu verzeichnen, besonders von Handwerkern, die sich in Zünften zusammenschlossen und von der Obrigkeit eine Reihe neuer Privilegien, Freiheiten und Rechte erhielten. Die Zünfte bündelten und regulierten alle gewerblichen Tätigkeiten. Neben zahlreichen Handwerken und dem Handel blieb die Landwirtschaft ein wichtiger Beschäftigungssektor.
Die Stadt konnte sich auch eines beträchtlichen Bildungsniveaus rühmen. Die Mehrzahl der Einwohner war dank einer Schule, die in Mirovice seit jeher bestand, des Lesens und Schreibens mächtig. Vor der Schlacht am Weißen Berg wurden in den städtischen Schulen Absolventen der Prager Universität als Rektoren und Schulmeister eingesetzt. Die vielversprechende Entwicklung von Mirovice dauerte bis 1584.
Die umwälzenden Ereignisse im Zusammenhang mit der Schlacht am Weißen Berg und die nachfolgenden langjährigen Kriegswirren verhinderten nicht nur die weitere Entwicklung der Stadt, sondern führten sie beinahe an den Rand der Zerstörung. Die häufigen Truppenaufmärsche auf der wichtigen Verbindungsroute Praha – Tábor führten dazu, dass ein Großteil der Gebäude niederbrannte, verwüstet oder verlassen wurde. Erst Ende des 17. Jahrhunderts erlaubte die verbesserte wirtschaftliche Situation einen Zuzug neuer EinwohnerInnen, die Reparatur und den Umbau zerstörter Häuser und den Bau neuer Gebäude. Fast bis zum Ende des Jahrhunderts dauerte die Beseitigung der Kriegsschäden und so waren fast 100 Jahre in vielerlei Hinsicht für den Aufschwung und die Entwicklung des Städtchens unwiederbringlich verloren.