Chvalšiny
Die Gemeinde Chvalšiny / Kalsching wurde vor mehreren hundert Jahren auf königlichem Gebiet gegründet und liegt in einem breiten natürlichen Tal, durch das der Chvalšiner Bach fließt und welches bis heute von wunderschönen Wäldern umgeben ist. Am Horizont wird der Ort von drei Seiten durch einen Gürtel von Hügeln und Bergen umrahmt. Im Osten ist das vor allem die Region Blansker Wald mit dem höchsten Berg Kleť (1 084 m ü.d.M.), im Nordwesten Velký Plešný (1 065 m) und im Südwesten die Bergkämme des Břevniště.
Geschichte
Eine erste Ansiedlung an der Stelle der heutigen Ortschaft Chvalšiny / Kalsching entstand etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Als König Přemysl Otakar II. im Jahre 1263 das nahe gelegene Kloster Zlatá Koruna / Goldenkron gründete, stattete er dieses mit weitreichendem Grundbesitz aus. Ob die Siedlung Chvalšiny zu diesem Zeitpunkt schon existierte, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, da sie in der Schenkungsurkunde nicht erwähnt wird. Sicher belegt ist das Bestehen des Ortes aber zwanzig Jahre später, im Jahr 1281, als er erstmals in einer Urkunde des Markgrafen Ota Braniborský, dem Vormund König Wenzels II., erwähnt wurde. Der Markgraf bestätigte dem Kloster in diesem Dokument den Besitz der Güter Netolice und Chvalšiny.
Den Ortsnamen im sog. Bezirk Boletický aus dem Jahre 1263 nach zu urteilen, war die weitere Umgebung von Chvalšiny von Slawen besiedelt. Es ist nicht bekannt, wie groß die Siedlung zu dieser Zeit war. Aus späterer Zeit weiß man aber, dass Chvalšiny das Zentrum einer Vogtei war (ein Gebiets- und Verwaltungbezirk der damaligen Zeit) zu außerdem die Dörfer Borová / Mistelholz, Březovík / Ochsbrunn, Dobročkov / Dobrusch, Havalda / Hochwald, Lomek / Haidl, Osí /Schönfelden, Prakéř / Pragerstift, Střemily / Richterhof, Třebovice / Siebitz, Vitěšovice / Kriebaum und Vražice / Proßnitz gehörten. Viele dieser Orte wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegeben und existieren heute nicht mehr.
Die zunächst kleine Ansiedlung Chvalšiny entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten rasch und wurde im Jahr 1293 erstmals als “Städtchen” erwähnt. Sehen wir uns einige weitere wichtige Eckpunkte der Geschichte Chvalšinys an: Im Jahr 1390 bewilligte der Abt dem Kloster die Anschaffung eines Antifonariums (ein Buch, das liturgische Gesänge enthält). Im Jahr 1400 verband Papst Bonifaz IX. die Pfarrkirche in Chvalšiny mit dem Zisterzienserkloster in Zlatá Koruna und erlaubte dem Kloster, dort mit seinen Ordenspriestern die geistliche Verwaltung auszuüben.
Dieses Recht hatte das Kloster bis zu seiner Auflösung im Jahr 1785 inne, danach gingen die Patronatsrechte auf den Schwarzenberger Fürsten über. Im Jahr 1447 bestätigte der Abt Dětřich die Zunftordnung der Gerber und Schuhmacher, der Abt Jan bestätigte im Jahr 1463 eine ähnliche Ordnung für die Bäckerzunft. Die Zunftordnungen sind in tschechischer Sprache abgefasst, was davon zeugt, dass die Bevölkerung des Städtchens damals noch überwiegend tschechisch war.
Zur Germanisierung Chvalšinys kam es erst später. Sie stand zweifelsohne im Zusammenhang mit dem Kloster Zlatá Koruna, das auf seinen Ländereien bevorzugt Bauern aus deutschen Gebieten ansiedelte. Als sich der Krumauer Grundherr, Oldřich von Rosenberg, während der Hussitenkriege große Teile des klösterlichen Grundbesitzes aneignete, übernahmen die Herren von Rosenberg auch die Herrschaft über Chvalšiny, das dadurch auf Dauer in ihren Besitz überging. Nachdem Herr Petr Vok aus Rosenberg die Herrschaft im Jahr 1601 an Kaiser Rudolf II. verkauft hatte, stand Chvalšiny für kurze Zeit unter kaiserlicher Schutzherrschaft, ab dem Jahr 1622 dann unter der des Geschlechts der Eggenberger, die aus der Steiermark nach Český Krumlov / Krummau gekommen waren. Nach deren Aussterben gehörte Chvalšiny bis zum Jahr 1848 dem Geschlecht Schwarzenberg.
Alle erwähnten Obrigkeiten unterstüzten die Entwicklung Chvalšinys und erteilten seinen Bewohnern verschiedene Privilegien. Die Eggenberger sprachen ihnen im Jahr 1641 das Recht zu, zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt abzuhalten, und erweiterten dieses Recht 1685 um zwei weitere Jahrmärkte. Die Bedeutung Chvalšinys als wichtiges Handelszentrum wurde dadurch gefestigt, da an Markttagen Menschen aus der ganzen weiteren Umgebung kamen, um ihre Waren zu verkaufen oder wieder anderes für ihren eigenen Bedarf zu erwerben. Für die kleine Stadt bedeutete dies eine vielfältige Einkommensquelle und trug auch zur vermehrten Ansiedlung aller Arten von Handwerkern bei.
An weiteren Privilegien ist das Braurecht erwähnenswert, das der Stadt durch Herrn Vilém von Rosenberg 1576 gewährt, in späterer Zeit jedoch zweimal wieder abgesprochen wurde. Im Jahr 1581 übertrug derselbe Grundherr Chvalšiny das Heimfallrecht, was bedeutete, dass die Bewohner nun frei über ihr Eigentum verfügen konnten. Ab dem Jahr 1596 waren für die Verwaltung der Gemeinde und ihre wirtschaftlichen Angelegenheiten ein Bürgermeister und 10 Ratsherren zuständig. Daneben kümmerten sich ein Richter und 6 Gemeindeälteste um Belange polizeilichen Charakters, also v.a. um Streitigkeiten unter den Bürgern. Im Jahr 1600 schenkte Herr Petr Vok aus Rosenberg der Stadt einen großen Teil des heutigen Gemeindewaldes. Der Berní rula (dt. Steuerrolle) zufolge, lebten im Jahr 1653 27 Bauern, 20 Kleinhäusler und 68 Gärtner (Kleinstbauern) in Chvalšiny.
Obwohl einige Handwerker und andere Bürger auch im Handel tätig waren, lebte die Bevölkerung vorwiegend von der Landwirtschaft. Im Laufe der Jahrhunderte brachen in der Gemeinde immer wieder Brände aus. Der verheerendste vernichtete im Jahr 1808 unter anderem wertvolle Personenstandsbücher im Pfarramt. Auch von Kriegen blieb Chvalšiny nicht verschont. Stark beschädigt wurde die Stadt im Jahr 1611 bei einem Einfall der Passauer in Böhmen, und im Dreißigjährigen Krieg, als die Stadt abwechselnd von den verschiedenen Armeen besetzt wurde. Während der Napoleonischen Kriege in den Jahren 1799 -1800 war hier eine russische zaristische Garnison untergebracht. Nach der Revolution im Jahr 1848 wurde auch in Chvalšiny die Leibeigenschaft abgeschafft und ein Gemeindeamt als unterste Stufe der öffentlichen Verwaltung eingerichtet.
Ab dem Jahr 1850 gab es in Chvalšiny ein Kreisgericht, das noch bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs Bestand hatte. In den Jahren 1855 -1868 befand sich in Chvalšiny das Kreisamt, dessen Amtsgeschäfte später das Kreisamt in Český Krumlov / Krumau übernahm. In der Gemeinde waren noch weitere Ämter und Institutionen vertreten: das Steueramt, ein Notariat, eine Gendarmerie, eine Post, und ein Telegraphenamt. Viele davon gibt es hier inzwischen nicht mehr. Im Jahr 1930 hatte Chvalšiny 1300 Einwohner und 150 Häuser. Anfang Oktober 1938 wurde Chvalšiny von der deutschen Armee besetzt und ans Deutsche Reich angeschlossen, Anfang Mai 1945 durch die amerikanische Armee befreit. In den Jahren 1946-1947 wurden die Einwohner deutscher Nationalität aus der Gemeinde vertrieben und an ihrer Stelle zogen, wenn auch in weniger großer Zahl, Menschen aus anderen Regionen Tschechiens und aus dem Ausland nach Chvalšiny. Diejenigen von ihnen, die nicht wieder fortzogen, gestalteten das Leben in der Gemeinde während der folgenden mehr als 50 Jahre.