Klenová
Klenová ist eine kleine Gemeinde, die sich 13 km westlich von Klatovy, unweit der tschechisch-deutschen Grenze befindet. Die Galerie Klatovy/Klenová verwaltet ein umfangreiches historisches Gelände – eine mittelalterliche Burgruine (hier wird ein Bildhauerpark gebaut), ein Schloss aus dem 19. Jahrhundert (permanente Exposition und repräsentativer Ausstellungsraum), einen historischen Speicher (das an Schulen der bildenden Künste orientiertes Ausstellungsprogramm) und eine Villa (Residenzzentrum der gegenwärtigen Kunst).
Geschichte
Burg Klenová und das Mittelalter: Die erste Erwähnung Klenovás war 1287. Die Anfänge der hiesigen Burg werden deshalb in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts gelegt. Aus dieser Zeit sind der Unterteil der nördlichen Palastmauer und der Turm im westlichsten Teil des Geländes erhalten geblieben. Sein unterer Rundteil, heute teilweise unter dem Gelände verdeckt und mit einer Öffnung im Gewölbe zugänglich, diente als Burggefängnis. Der Turm war im ersten Stock von der Brücke der Burgmauer des anliegenden Palastes zugänglich. Die Burg war mit einem Graben umschlossen, der bisher fast um die gesamte Burg erhalten geblieben ist, ausgenommen des Raumes vor der Burg, wo er im Zusammenhang mit dem Schlossbau in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts verschüttet wurde. Im 14. und im 15. Jahrhundert wechselten in Klenová mehrere Generationen der Herrschergeschlechter von Klenová und Janovice. Unter der Regierung der Luxemburger herrschte eine rege Bautätigkeit, vor allem im nordwestlichen Teil der Oberburg. Die gegenwärtige Gestaltung des südöstlichen Palastes, der heute meisterhaltene Teil der Burgruine, wurde nach erhaltenen Aufzeichnungen in der Zeit von Václav dem Vierten geschaffen. Im ersten Stock wurde ein neuer Saal mit der sogenannten Hussitenkapelle erbaut. Im Bogenschlussstein ihres Kreuzrippengewölbes, heute durch ein neuzeitiges Dach geschützt, das sich in der Burgsiluette erheblich durchsetzt, ist bis heute das Steinmetzzeichen zu sehen. Damals entstand auch der Polygonalaufbau eines vielleicht älteren Rundturms, in dem die Burgkapelle untergebracht wurde. Nach seinem Zusammenbruch wurde der Raum im 19. Jahrhundert zur Aussichtsterrasse umgestaltet. In den Jahren 1420 – 1465 besaß Přibík von Klenová, ein berühmter Krieger, diesen Herrschaftssitz. Přibík von Klenová war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des damaligen politischen Lebens. Während der Hussitenkriege gelang es ihm, die Stadt Stříbro zu besetzen. Diese Tat wurde in die Annalen der Hussitenkriege als eines der wichtigsten Ereignisse dieser stürmischen Zeit eingetragen. Er nahm auch an der Belagerung Pilsens teil, dann ging er jedoch zur Gegenseite über und versorgte die Belagerten. Neben verschiedenen diplomatischen Diensten für böhmische Könige ist für ihn auch sein Vorstoß nach Bayern im Jahre 1450 charakteristisch, wo er 600 Stück Vieh und Pferde raubte Die wichtigste Baumassnahme von Přibík von Klenová war eine weitere Verstärkung der Befestigung. Auf der meistgefährdeten Seite, die dem Osten zugewandte, wurde der Abhang des älteren Erdwalls mit einer mächtigen Mauer ummauert, davor wurde der zweite Graben vertieft und eine anderer Erdwall aufgeschüttet. Dieses System blieb bis heute nördlich von der Burg erhalten. Dagegen wurde der Graben südlich aufgeschüttet und der Erdwall östlich abgetragen. Die neue Befestigung war progressiv hauptsächlich deshalb, weil auf der Befestigungskrone, zugänglich aus der Burg über die Rampen, mit Geschützen manövriert werden konnte. Die Basteien wurden erst zusätzlich in der Zeit der Spätgotik angebaut. Sie überragten offenbar ein wenig die Ummauerung. Neben ihrer Wehrfunktion dienten sie auch als Stützkonstruktionen des sich schrittweise hinauslehnenden Mauerwerkes. Der nördliche Teil ist eingestürzt und wurde erst im neunzehnten Jahrhundert in einer einigermaßen atypischen Form wieder erbaut. Entlang dem südlichen Teil, der heute im Schlosskörper verdeckt ist, befanden sich die Nutzungsgebäude. Die Renaissance und Kryštof Harant von Polžice und Bezdružice: In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts endete in Klenová die Herrschaft der Herrschergeschlechter von Klenová. Über einige andere Besitzer erwarb die Burg im Jahre 1553 Jiří Harant von Polžice und Bezdružice, ein unvermögender Adliger, der jedoch als hoher Beamter in Kaiserdiensten tätig war. Seine Bauarbeiten betrafen besonders den Oberteil des heute verschwundenen Burgpalastes. Der einzige noch erhaltene Teil ist das Gebäude der sogenannten Burggrafenschaft, damals aus der spätgotischen Küche umgebaut. Entsprechend der Tradition wurden in Klenová einige der vielen Kinder von Jiří Harant geboren, unter ihnen auch Kryštof Harant von Polžice und Bezdružice, ein bedeutender Renaissancepolitiker, Forschungsreisender, Komponist und Schriftsteller. Er übernahm die Herrschaft nach dem Jahr 1584 zusammen mit seinem Bruder Adam. Kryštof Harant von Polžice und Bezdružice (1564 – 1621) ist die bedeutendste mit Klenová verbundene Persönlichkeit. Höchstwahrscheinlich wurde er nämlich hier geboren, denn Klenová war damals der Sitz seines Vaters. Er bekam eine sorgfältige Erziehung, teilweise bei seinem Hauslehrer, teilweise in der Schule in Pilsen. Seine umfangreichen Kenntnisse und Fertigkeiten erwarb er in der Kulturumgebung des Innsbrucker Hofs des Erzfürsten Ferdinand des zweitem von Tirol, wohin er im Jahre 1576 auf den Wunsch seines Vaters kam. Er lernte hier Latein, Griechisch, Italienisch und Deutsch, er bildete sich in Geschichte, Geographie, Staatswissenschaft, Politik, Theologie, Musik, Mathematik und Naturwissenschaften aus. Das gesellschaftliche Leben, die Kontakte mit ausländischen Gästen sowie auch die Begleitung Ferdinands bei der Reise nach Italien bildeten die Grundlage zu seiner Vorliebe für das Reisen. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1584 begann er, die Familiengüter zu verwalten. In den Jahren 1594 – 1597 nahm er an dem Kriegsfeldzug gegen die Türkei teil, während diesen sich sein Militärtalent sowie die Treue zum Kaiser bewährte. Nach der Rückkehr starb seine Gattin. Nach diesem Ereignis entschied er sich aus Interesse, dass von den Türken besiedelte Land näher kennen zu lernen, 1598 für die Wallfahrt ins Heilige Land. Er beschrieb sie in der Reisebeschreibung Wanderung oder Reise vom Königsreich Böhmen in die Stadt Venedig, in einem der berühmtesten Werke der tschechischen Literatur. Seit dem Herbst 1599 verweilte Kryštof Harant abwechselnd in der Festung Bělá und in Pilsen, wo er den Kaiser Rudolf den Zweiten persönlich kennen lernte. Seit dem Jahre 1600 gehörte er zu seinem engen Kreis. Nach dem Tode Rudolfs wirkte er kurz in Diensten von Matyas. In den Jahren 1614 – 1615 wurde er mit einer diplomatischen Botschaft nach Spanien entsandt. Die Reise durch Westeuropa beschrieb er angeblich in der deutschen Reisebeschreibung, deren Handschrift nicht erhalten geblieben ist. Nach seiner Rückkehr ging er aus den Diensten der Habsburger und lebte auf der Burg Pecka, die er durch seine zweite Eheschließung erwarb. Er widmete sich der Wirtschaft, der Literatur und vor allem der Musik als Komponist und als Begründer der Burgkapelle. Bis heute blieben einige Kompositionen von Harant erhalten. Im Jahre 1618 trat er aus nicht ganz geklärten Gründen dem Glauben der Ultraquisten über und schaltete sich aktiv in den Standesaufstand ein. Im Jahre 1619 befehligte er sogar die Artillerie bei der Belagerung Wiens. Unter der Regierung von “Winterkönig” Friedrich übte er verschiedene Ämter bei Hofe aus – er wurde zum Hof- und Kammergerichtsrat und zum Präsidenten der Tschechischen Kammer. Wegen seiner Teilnahme an dem Aufruhr wurde er nach der Niederschlagung des Aufstandes im Februar 1621 verhaftet und zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Die Hinrichtung wurde am 21. Juni auf dem Altstädter Ring in Prag vollzogen. Er wurde in der Kirchengruft auf der Burg Pecka beigesetzt. Geschichte der Burg und des Schlosses im 19. Jahrhundert: Im 19. Jahrhundert war Klenová außer einigen Wirtschaftsbauten in der Vorburg völlig verödet. Im Jahre 1832 kaufte die Herrschaft der Graf Josef Filip Eduard Stadion-Warthausen und Thannhausen. Seine Familie besaß die Herrschaft von Trhanov, er selbst die Herrschaft von Chlum bei Třeboň. Der Graf Stadion begann mir der Renovierung von Klenová im Geiste der Romantik. Im Raum der südlichen Befestigung baute er ein Schloss, in das er auch ältere Bauten eingliederte, was seine Gestalt bestimmte. Das Schloss bestand aus drei deutlich abgegrenzten Teilen. Besonders bemerkenswert ist der westliche Teil, wo sich der repräsentative Sitz des Besitzers befand und der im neugotischen Stil dekoriert wurde, als eines der frühen Beispiele der Nutzung in Böhmen. Die Burgruine hatte hier die Funktion einer romantischen Kulisse. Der Graf Stadion ließ hier die Aussichtsterrassen und den großen Turm herrichten, den er mit einem Dach mit Wandelgang versah. Durch die Verschüttung des Grabens und das Ebnen des Geländes entstand der heutige Raum zwischen der Burg und dem Schloss, wo ein Park errichtet wurde. Der Graf Stadion erbaute auch das Untertor, im Erdgeschoss des Obertors errichtete er eine Kapelle, im Raum vor dem großen Turm baute er einen Kutschenraum im neugotischen Stil. Die anspruchsvollen Bauarbeiten erschöpften ihn wahrscheinlich, so dass er Klenová im Jahre 1836 seinem Bruder Franz abtreten musste, der im Jahre 1848 für kurze Zeit österreichischer Innenminister wurde. Im Jahre 1838 wurde die Herrschaft an Frantisek Václav Veith verkauft. Dieser beendete die Schlossinterieure (illusorische Wandtäfelung). Unter dem nächsten Schlossbesitzer Heliodor Heidl, der das Schloss irgendwann nach dem Jahre 1849 erwarb und bis zum Jahre 1880 behielt, wurde der westliche neugotische Flügel im Neorenaissancestil hergerichtet und mit restlichen Teilen verbunden. Ähnlich wurden auch die Interieure dekoriert, die eine reiche Stuckverzierung erhielten. Sie wurden tapeziert, Türen sowie Fenster wurden mit hölzerner Umrahmung mit Gesims und mit Anbauten versehen. Unter Heidl wurde in den sechziger Jahren der Graben auf der südlichen Seite verschüttet, und auf der verschütteten Fläche entstand ein Garten. Kleine Veränderungen setzten sich auch unter dem nächsten Besitzer Felix von Heintscheln, Ritter von Heinegg fort, der in der Vorburg die so genannte Villa Paula baute, die später auf Villa der Eheleute Kotrba umbenannt wurde. Nach seinem Tod ließ seine Frau zu seiner Erinnerung auf der unweiten Anhöhe, wo sich früher ein vorgeschobenes Kastell befand, die neugotische St.-Felix-Kapelle bauen. In privaten Händen blieb das Schloss bis zum Jahre 1951, als die Burg und das Schloss in die Verwaltung der Nationalen Kulturkommission übergeben wurde. Als der letzte Besitzer wird die Malerin Vilma Vrbová – Kotrbová angegeben. Im Jahre 1963 wurde in Klenová eine Galerie für bildende Kunst errichtet.