Die Vergessenen
Fotoausstellung von Martin Ziegler
Obwohl die Bergbaulandschaft des Erzgebirges zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sind in der offiziellen Liste des Nationalen Denkmalschutzamtes keine Friedhöfe im tschechischen Teil des Erzgebirges aufgeführt. Daraus ergibt sich ein Mangel an speziellen Zuschüssen und Fördermitteln, die direkt für die Restaurierung historischer Bergfriedhöfe und die Bestattungskunst bestimmt sind. Ein erster Schritt war die Bewilligung einer einmaligen Subvention für die Restaurierung von Gräbern aus dem Sudetenland im Februar 2025. Trotz dieser Tatsache bleiben die kommunalen Haushalte angespannt, und die Instandsetzung historischer Gräber erfolgt oft erst nach ihrer spontanen Zerstörung und nicht als regelmäßige und vorbeugende Maßnahme.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden über 2 Millionen Sudetendeutsche aus den Grenzgebieten, darunter auch aus dem Erzgebirge, vertrieben. Viele Familien, die die Gräber gepflegt hatten, verschwanden damit in der Versenkung. Die neue Staatsverwaltung betrachtete deutsche oder jüdische Grabsteine als unerwünschte Relikte der Vergangenheit. Zahlreiche Blumenbeete und dekorative Obelisken wurden entfernt, Friedhofsmauern abgerissen und Steinplatten als Unterbau für Wege oder als Bauschutt für den Bau von Infrastruktur und Fundamenten verwendet. Diese Praxis hielt sich in vielen Bergdörfern bis in die 1970er Jahre, als der Fokus auf die Rekultivierung der Landschaft nach dem Bergbau und nicht auf die Denkmalpflege gelegt wurde.
In den 1950er und 1960er Jahren wurden Friedhöfe und angrenzende Kirchen nach zentralen Plänen verwaltet, ohne dass lokale Eingriffe möglich waren. Es gab zu wenige Fachkonservatoren, sodass Reparaturen oft von Bauarbeitern ohne entsprechende Qualifikation durchgeführt wurden. Das Ergebnis war eine uneinheitliche Qualität der Eingriffe, deren Folgen oft erst nach einigen Jahren in Form von Rissen, mangelnder Fugenhaftung und Erosion sichtbar wurden und nicht als geplante Restaurierung historischer Strukturen.
Darüber hinaus wurden die Erzgebirge in den 1970er und 1980er Jahren zum Epizentrum des „schwarzen Dreiecks“. Starke Luftverschmutzung hinterließ Spuren auf den Steinzeitgrabsteinen, die beschädigten Kalkstein- und Sandsteinoberflächen wurden schnell von Moos überwuchert, rissen auf oder bröckelten, was die Kosten und den technischen Aufwand für die Restaurierung erhöhte.
Viele Gräber aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sind nicht in den Gemeinde- oder Pfarrarchiven verzeichnet, es fehlen genaue Aufzeichnungen über die Materialien und Technologien der damaligen Grabsteinherstellung. Dies erschwert die Wahl der Restaurierungsmethoden (chemische oder mechanische Konservierung des Steins, Neupositionierung der Kreuze usw.), sodass viele Reparaturen ohne Bezug zu den ursprünglichen handwerklichen Verfahren durchgeführt werden.
Jeder Eingriff an Gräbern, die als Kulturdenkmäler gelten, unterliegt derzeit der Genehmigung gemäß dem Gesetz Nr. 20/1987 Sb. über die staatliche Denkmalpflege, dessen Verfahren (verbindliche Stellungnahmen, Ausweisung von Schutzzonen, fachliche Gutachten) Monate bis Jahre dauern können und die Gemeinden von einer schnellen Sanierung oder Konservierung der Grabsteine abhalten. Die lokalen Gemeinden, die in der Regel für die Verwaltung der Friedhöfe zuständig sind, sehen sich daher oft mit langen Entscheidungsfristen und begrenzten finanziellen Möglichkeiten konfrontiert oder zeigen praktisch kein Interesse an der Sanierung dieser Stätten.
Die Kombination aus demografischem Vakuum, unsensibler Haltung gegenüber Natur und kulturellem Reichtum, industrieller Verschmutzung und zentraler Verwaltung führte dazu, dass nach 1945 viele historische Denkmäler vollständig verschwanden oder irreparabel beschädigt wurden. Die Bilder dieser Ausstellung sind ein trauriges Mahnmal für die Beziehung des Menschen zur Landschaft des Erzgebirges, zu seinen Vorfahren und ihren kulturellen Ausdrucksformen.
Martin Ziegler ist Dokumentarfotograf und wurde 1991 in Ostrov geboren. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit den historisch-kulturellen Determinanten des Erzgebirges, der Materie, die den öffentlichen Raum umrahmt, und ihrem Verfall als Zeugnis des Einflusses menschlicher Aktivitäten auf das Landschaftsbild und dessen Veränderung.
Seine Bilder zeigen die Folgen des Verlusts der kulturellen Identität, den Wandel der sozialen Struktur der Bevölkerung, die Entvölkerung, den Bergbau und die heutige Komplexität des Erzgebirges. Er möchte dazu beitragen, ein plastisches Bild zu schaffen und das visuelle Erbe zu bewahren, um ein tieferes Verständnis für diese vernachlässigte Region zu ermöglichen.
Ziegler zeichnet sich durch eine suggestiv-beobachtende Methode, sorgfältige Komposition, lyrischen Reichtum und einen sensiblen Umgang mit den Themen ohne äußere Einflüsse aus. Er kartografiert die Narben in der Landschaft und in den Seelen der Menschen, die Zerstörung, die Hoffnung, die Entwurzelung und die Isolation als soziokulturelles Phänomen.
Die Schirmherrschaft über die Ausstellung hat die Bildhauerin und Medaillenbildnerin Olga Haláková, ehemalige Stadträtin für Kultur und Denkmalpflege der Region Karlovy Vary, übernommen.