Benedikt Tolar – Dachsanierung
Das kreative Schaffen von Benedikt Tolar basiert auf Ökologie und Recycling. Mit seinem typisch eigenwilligen Humor reagiert er kritisch auf die Gegenwart, auf den Überfluss an Materialien und den Mangel an Grünflächen. Indem er scheinbar unvereinbare Dinge miteinander verbindet, schafft er – oft auch für sich selbst – unerwartete Zusammenhänge. Das daraus resultierende Thema basiert meist auf dem Material selbst, seinen Eigenschaften, seiner Form, seiner Farbe. Der Künstler verliert oft die Kontrolle über die Entstehung des Werks; in diesem Fall ist es im Gegenteil das Material, das seinen Autor kontrolliert. Das gesamte Werk von Tolar arbeitet mit dem Prinzip des Zufalls. Der Künstler stapelt gefundene Gegenstände in seinem Atelier, ohne im Voraus zu wissen, was ihm ins Auge fällt, was er auf dem Weg zur Arbeit im Mülleimer findet. So entstehen unter seinen Händen Duchamp’sche Ready-Mades. Aber darüber hinaus arbeitet Tolar mit viel komplexeren, handwerklichen und technisch beherrschten Verfahren. Aus abgeschnittenen Autodächern und Motorhauben, ausrangierten Kleintransportern oder Satelliten erschafft er wunderschöne Artefakte, die ansonsten vergessenen, verfallenden Gegenständen neues Leben einhauchen. Diese Objekte mögen in ihrem einfachen Ausdruck beeindrucken, aber sie laden auch zum Nachdenken über tiefere philosophische oder spirituelle Zusammenhänge ein.
Doch was wird ein Künstler, der für seine Dachobjekte bekannt ist, tun, wenn er das Dach über seinem Atelier verliert? Die Ausstellung mit dem vielschichtigen Titel “Dachrekonstruktion” zeigt nicht nur ältere und aktuelle Arbeiten Tolars, sondern gibt auch einen Einblick in die Ecken und Winkel seines Ateliers, in seine Arbeitsweise, die technischen Prozesse und Materialien, die meist hinter der Ästhetik des fertigen Werks verborgen bleiben.
Benedikt Tolar (*1975 in Pilsen) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Prag in den Ateliers von Karel Nepraš und Vladimír Skrepl. Seine Werke sind in der Nationalgalerie in Prag, der Westböhmischen Galerie in Pilsen und der Galerie Klatovy/Klenová sowie in privaten tschechischen und ausländischen Sammlungen vertreten. Er stellt im In- und Ausland aus und nimmt regelmäßig an Kunstfestivals im öffentlichen Raum teil. Er ist Leiter des Studios für Skulptur und Raum an der Ladislav-Sutnar-Fakultät für Design und Kunst an der Westböhmischen Universität in Pilsen.