ET IN ARCADIA EGO – Eugen von Kahler (1882-1911)
ET IN ARCADIA EGO / Eugen von Kahler (1882 – 1911)
Die Ausstellung, die vom 13. Juli – 17. September 2006 stattfindet, ist dem Kunstwerk des zu früh verstorbenen Künstlers aus einer Prager jüdischen, deutschsprachigen Familie eines Industriellen gewidmet. Eugen von Kahler hat seine Jugend zum Teil in Prag verbracht, wo er außer der Ausbildung auf dem Gymnasium und auf der Handelsschule auch die ersten Zeichenstunden bei H. Jakesch bekam. Daraufhin übersiedelte er nach München, wo er in den Jahren 1901 bis 1905 zuerst sein Kunststudium an der privaten Zeichenschule von Heinrich Knirr, dann in der Franz von Stuck Malerklasse an der Münchener Akademie fortsetzte.
In seinen Arbeiten zeigte sich der Einfluss der französischen Impressionisten, insbesondere von Manet, und aus den alten Meistern dann der von Velasquez, Greco und Tizian. In diesen Jahren entstanden aber bereits neben den Schularbeiten auch phantastische und groteske Kompositionen, die von Goya und Beardsley formell beeinflusst waren. Kahler hat München im Jahre 1905 verlassen; bis zum Frühling des Jahres 1906 lebte er in Berlin und nachher bis Ende des Jahres 1907 in Paris, wo er für kürzere Aufenthalte auch später erschien. Aus der französischen Malerei hatten ihn sehr stark insbesondere Delacroix und weiter die Spätimpressionisten, Cézanne, van Gogh und Gauguin beeinflusst. Während seines Pariser Aufenthalts gehörte er mehr oder minder zum Künstlerkreis um das Café du Dôme.
Eine schwere Lungenerkrankung, unter welcher er von seiner Jugend an gelitten hat und die dank einer Operation in Berlin bekämpft werden konnte, kam im Jahre 1908 aufs neue zum Vorschein. Auf Empfehlung der Ärzte bereiste Kahler deswegen häufig den Mittleren Osten, Ägypten (Winter 1907 – 1908), Tunis und Algerien (1909 – 1910). Die wiederholten Aufenthalte in der arabischen Welt, die ihn bereits früher durch ihre märchenhafte Atmosphäre lockten (die Scheherazade und die Motive aus Tausendundeine Nacht), fanden Ausdruck in seinem malerischen Schaffen in Form von einer Reihe von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen.
Seit Herbst des Jahres 1910 lebte er in München und als Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München nahm er an Ausstellungen dieser Vereinigung teil, dank der er schrittweise auch der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, vor allem Wassilij Kandinsky, näher kam.
Im Jahre 1911 musste er auf die geplanten Nahostreisen wegen deutlicher Verschlechterung seines Gesundheitszustands verzichten. Er hielt sich in deutschen Sanatorien auf und zuletzt, ab November, bei seinen Eltern in Prag. Um den 6. Dezember 1911 verschlechterte sich seine Erkrankung zusehends und am 13. Dezember 1911 verstarb Eugen Kahler im Elternhaus in Prag. Die Trauerfeier und die Beisetzung fanden am 15. Dezember 1911 auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Prag – Strašnice statt.
Am 18. Dezember 1911 wurde in München die erste Ausstellung der Gruppe „Der Blaue Reiter“ eröffnet, bei der posthum zwei Werke Kahlers aus dem Besitz von Wassilij Kandinsky ausgestellt wurden, Liebesgarten und die Badende. Die Ausstellung wanderte über weitere deutsche Städte auch im Laufe des folgenden Jahres. Der Nekrolog, abgefasst für den verstorbenen Kollegen von Wassilij Kandinsky, erschien im Mai des Jahres 1912 im Almanach „Der Blaue Reiter“.
Die Ausstellung wird im Rahmen des Festivals Mitte Europa und des Projektes Das Jahr der jüdischen Kultur – 100 Jahre Jüdisches Museum in Prag – veranstaltet, und von dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert.