Abstrampeln im Böhmerwald

„Vielen Dank für diese wunderschöne Radlwoche – wir freuen uns schon aufs nächste Mal.“ So und ähnlich begeistert fiel die Resonanz der Teilnehmer aus, die heuer bei der seit 2014 organisierten Kultur- & Radtour des Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) dabei waren. In immer andere Landstriche Tschechiens führt das eingespielte Reiseleiterteam mit Susanne Setzer und dem tschechischen Reiseleiter Mikuláš Zvánovec jedes Jahr gegen Ende der Sommerferien. Die sehr abwechslungsreiche Tour war heuer auf fünf Tagesetappen mit zusammen gut 240 Kilometern aufgeteilt. Die 28 Radler schafften die sportliche Herausforderung ohne Blessuren.

Der Tritt in die Pedale begann nahe von Železná Ruda (Eisenstein) oben auf dem Špičák (Spitzberg), dem tschechischen Gegenstück zum Arber-Skigebiet. Vorbei am Schwarzen See radelte die Gruppe zur Talsperre Nýrsko (Neuern). Den Radweg entlang des Flusses säumt viele Kilometer der tiefgrüne Böhmerwald ehe die Gruppe die einst königliche Stadt Klatovy (Klattau) erreichte, das erste Etappenziel. Vor der Weiterfahrt mit dem Bus zum Hotel blieb noch Zeit, die einzigartige barocke Apotheke „Zum Weißen Einhorn“, ein nationales Kulturdenkmal, zu besichtigen.

In der Kleinstadt Nepomuk, Geburtsort des Nationalheiligen Johannes von Nepomuk, hatte die Reisegruppe ihr Standquartier in einem Hotel Marktplatz, zu Füßen vom Schloss Zelená Hora (Grünberg). Tag zwei der Tour begann in Strakonice. Der Otava entlang führte der Radweg flussabwärts, vorbei am romantischen Putim mit einem Fotostop beim Schwejk-Denkmal, in die ehemalige Goldwäscherstadt Pisek. Nachmittags ging es bunt verhüllt in Regenkleidung weiter in Richtung Norden zur Burgruine Zvíkov, die hoch über dem Zusammenfluss von Otava und Moldau thront.

Ein Kontrastprogramm erwartete die Gäste am nächsten Tag, als sich die ersten Kilometer größtenteils durch den erst kürzlich geöffneten ehemaligen Truppenübungsplatz Brdy schlängelten. Folge der jahrzehntelangen Sperrung des Gebiets, heute geschützte Landschaft, sind über 250 Quadratkilometer unberührte Natur. Bis zum Hotel in Nepomuk begleitete der Fluss Úslava die Radlergruppe durch reizvolle Landschaften und schöne Dörfer. Mit einem reichhaltigem Buffet beim böhmischen Abend, begleitet von einer Musikkapelle, klang die Halbzeit der Kultur- und Radtour aus.

Der vorletzte Tag begann bei herbstlichen Temperaturen auf 1000 Metern Höhe in Kvilda (Außergefild), das zu den bekanntesten Sommerausflugszielen im Böhmerwald gehört. Die Gruppe radelte entlang am Wchynitz-Tettauer-Schwemmkanal bis ins Tal der Otava. Um Kašperské Hory (Bergreichenstein) zu erreichen, musste kräftig in die Pedale getreten oder der E-Bike Motor auf die höchste Stufe eingestellt werden. Eher gemütlich war Strecke am Nachmittag in die Streichhölzerstadt Sušice (Schüttenhofen) mit seinem Heimatmuseum, das Einblicke in die Geschichte und Handwerkstraditionen der Böhmerwaldregion vermittelt. Bierlastig endete der letzte Abend im Hotel, als der Chef zu einer Verkostung in der hoteleigenen Brauerei einlud.

Am Tag fünf schließlich hieß es Abschied nehmen vom Böhmerwald. Pilsen, das Ziel der Schlussetappe, kannten alle in der Gruppe, doch die Führung durch den Pilsener Untergrund war ein beeindruckender Schlusspunkt auf der Sommerradtour, die im kommenden Jahr entlang des Egertalradwegs geplant ist.