Erinnerung an Böhmen und Mähren
Im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee wurde am Donnerstag, 28.03.2019 die Ausstellung des Adalbert-Stifter-Vereins "30 Jahre Zusammenarbeit – Portraits aus Böhmen und Mähren" eröffnet.
Großformatige Porträts, knapper Text. Der Münchner Fotografin Petra Flath gelangen Aufnahmen in schwarz-weiß mit Nähe und sympathischer Ausstrahlung von Menschen, die Jahrzehnte in ihrer Geburtsheimat Böhmen und Mähren gelebt und schwere Jahre durchlitten haben. Bis vor dreißig Jahren der Eiserne Vorhang fiel.
Es war die Idee des Adalbert Stifter Vereins in München, von einer siebenköpfigen Jury aus hundert Namen schließlich 54 Persönlichkeiten auszuwählen, deren Herkunft sie eint und die für Versöhnung stehen. Ihre Lebenswege und Schicksale verliefen jedoch alles andere als konform, wie Anna Knechtel von der renommierten, 1947 gegründeten Vereinigung sudetendeutscher Vertriebener, bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 28.03.2019 im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) berichtete. Vor allem Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler drängte es, in diesem Kreis die Kultur der verlorenen Heimat im Bewusstsein zu halten und weiterzutragen. Dieses Anliegen hat das CeBB gerne aufgegriffen, denn „die Präsentation knüpft nahtlos an die zeitgeschichtlichen Themenschwerpunkte an, die wir letztes Jahr mit dem Jahrhundertzeitraum 1918 – 2018 und heuer mit 30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs gesetzt haben“, wie CeBB-Leiterin Dr. Veronika Hofinger bei ihren Begrüßungsworten erwähnte.
„Die Fotos sprechen mich so berührend an“ fasste eine der Besucherin ihre Empfindungen beim Rundgang durch die Galerie mit 54 Porträts zusammen, die sich im Treppenhaus nach oben und weiter im Raum bb-dialog aneinanderreihen. Bis auf zwei der Porträtierten sind alle vor 1945 geboren. Sie sind nur eine kleine Auswahl, stellvertretend für hunderte von engagierten Frauen und Männern im deutsch-tschechischen Verständigungsprozess, wie die Referentin ihrer Schilderung von ein paar besonders beeindruckenden Lebenswegen voranstellte. Unter ihnen sind auch einige, die Bavaria Bohemia e.V. mit dem Brückenbauerpreis ehrte oder die schon im CeBB als Gäste referierten, diskutierten und aus ihren Werken lasen. Zu ihnen gehören der frühere Landtagspräsident Johann Böhm, die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi, der Schriftsteller und Diplomat Jiří Gruša, der Komponist Widmar Hader, der jahrzehntelang in der Ackermann Gemeinde aktive Franz Olbert, der emeritierte Bischof von Pilsen František Radkovský, die Journalistin Lída Rakušanová und Olga Sippl, Gründerin der Seliger-Gemeinde und mit 99 Jahren die älteste noch Lebende im Kreis der Persönlichkeiten.
Als Nestor der Porträtierten bezeichnete Anna Knechtel Max Mannheimer. 1920 geboren, in fünf Konzentrationslagern inhaftiert, der wie durch ein Wunder die Schreckensjahre überlebte und mit seinen Erinnerungen „Spätes Tagebuch“ sich als Zeitzeuge unermüdlich in Schulen und Institutionen der Diskussion stellte und der bei all seinen öffentlichen Auftritten mit seiner Botschaft „Ich kann nicht hassen“ beeindruckte. Zwanzig der für das vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds geförderte Ausstellungsprojekt Ausgewählten sind inzwischen leider verstorben, viele der noch Lebenden sind weiter aktiv im deutsch-tschechischen Aussöhnungsprozess. Zur Ausstellung hat der Adalbert Stifter Verein einen Begleitband mit den Lebensläufen herausgegeben, der von den Besuchern der Ausstellungseröffnung dankbar in die Hände genommen wurde.



