Deutsche und tschechische Studierende simulieren Weltwasserkonferenz im CeBB
Ganz schön herausfordernd – so eine Entscheidungsfindung auf internationaler Ebene! Zu dieser Erkenntnis kamen 24 deutsche und tschechische Studentinnen und Studenten der Universitäten Pilsen, Passau und Regensburg. Sie nahmen am 26.03.15 an einem Planspiel zu internationalen Verhandlungsmechanismen im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee teil und schlüpften dabei für einen Tag in die Rolle eines globalen Entscheidungsträgers.
Politische Debatten und neue Freundschaften – Planspiel zu internationalen Verhandlungsmechanismen
An diesem Tag konnten die deutschen und tschechischen Studierenden in ganz verschiedene Rollen schlüpfen. Als Vertreter von Industrie-, Schwellen- oder Entwicklungsländern oder als Interessenvertreter eines weltweit agierenden Konzerns oder einer NGO diskutierten sie verschiedene Standpunkte zum Thema “Wasser – eine knappe und wertvolle Ressource”. Am Ende des Tages sollte dabei ein gemeinsamer Aktionsplan entstehen, wie mit der zukünftigen Wasserknappheit umgegangen werden kann. Leichter gesagt, als getan. Getreu dem Spruch: “Nur wer selbst für etwas brennt, kann in anderen ein Feuer entfachen”, versuchte man sich gegenseitig von seinem eigenen Standpunkt zu überzeugen. Dass das nicht immer einfach ist, beschreibt die Passauer Studentin Barbara Stadler, die im Planspiel die Türkei vertrat: “Am heutigen Tag zum Thema Wasser zu diskutieren, fand ich sehr interessant. Jeder braucht es täglich, aber man denkt überhaupt nicht weiter darüber nach, weil es für uns so eine Selbstverständlichkeit ist. Wir in den Industrieländern haben kaum Probleme mit einer Versorgung und müssen noch keine Angst haben. Deswegen sehen wir das Problem der Wasserknappheit auch nicht. Aber erst wenn es im Bewusstsein der Menschen angekommen ist, wird man sich der Thematik annehmen. Derzeit wird einfach nur abgewartet, aber nichts unternommen.”
Der Tag war gefüllt mit hitzigen Diskussionen und Debatten, aber auch konstruktiver Zusammenarbeit. Die verschiedenen Argumente wurden – wie auch im echten Leben – ausgetauscht und abgewogen. Neben der Ausarbeitung von gemeinsamen Positionen und Maßnahmen waren die intensive Debatte über die Vorschläge und der Versuch einer Kompromissfindung über die Ländergruppen hinweg die zentralen Lernfelder des Tages. Als Highlight stand am Ende eine finale Abstimmung über den gemeinsam erarbeiteten Aktionsplan zur Bekämpfung der Wasserknappheit.
Und wie ging’s aus? Am Ende des Tages konnten sich die Vertreter von Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern auf konkrete Maßnahmen und Ziele einigen. In der finalen Sitzung gab es zwar erneut erheblichen Diskussionsbedarf, schlussendlich war man sich aber einig, dass das Problem zu drängend ist, als dass man noch mehr Zeit verstreichen lassen könne. Neben der Auseinandersetzung mit dem stetig steigenden globalen Bevölkerungswachstum wurde ebenso eine Eindämmung der CO2-Emissionen thematisiert und beschlossen. Zudem wurden eine Stabilisierung der Wasserpreise und mehr internationale Zusammenarbeit vereinbart. Private Investoren sollen nur zu maximal 15 Prozent an der Wasserversorgung eines Landes beteiligt sein, da diese als essentielle Aufgabe des Staates angesehen wird. Wasser als Menschenrecht soll in allen Ländern der Welt institutionalisiert werden.
Der gemeinsam verbrachte Tag war für alle Beteiligten ein voller Erfolg, wie der Pilsner Student Mirek Soukup schildert: “Immer wenn wir in Zukunft ein Glas Wasser trinken, werden wir mehr darüber nachdenken. Ich persönlich habe nun deutlich mehr Bewusstsein für das Thema. Und wir werden natürlich auch an diese Weltwasserkonferenz und den schönen Tag zurückdenken. Durch den Rahmen des Planspiels war der ganze Workshop viel schöner. Es war einfacher miteinander ins Gespräch zu kommen, weil man direkt ein Thema hatte und sich zu dem austauschen konnte. So konnte man sich gleich gut kennenlernen.”
Das Planspiel fand im Rahmen des Projekts “Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern Böhmen” statt, das vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert wird. Vorbereitet und durchgeführt wurde es von Anke Schmitt und Julia Thunecke von der Valentum Kommunikation GmbH Regensburg. Renata Sirota-Frohnauer, Koordinatorin und Lektorin am BOHEMICUM Regensburg-Passau, und Mgr. Julia Wittmann, B.A., DAAD-Lektorin am Lehrstuhl für deutsche Sprache der Pädagogischen Fakultät der Universität in Pilsen, begleiteten die Studierenden.