Zwei Ausstellungen zu zeitgeschichtlichen Themen am 17.10.2013 im Centrum Bavaria Bohemia eröffnet
Das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) stellt sich im Herbstprogramm regelmäßig Themen der Zeitgeschichte. Zwei sehr bemerkenswerte Ausstellungen, eine befasst sich mit den schrecklichen Ereignissen am Eisernen Vorhang und die andere mit dem Zusammenleben von Deutschen und Tschechen in den 40er Jahren, eröffnete das CeBB in der vergangenen Woche. Václav Vrbík, Repräsentant der Region Pilsen im CeBB, begrüßte die zahlreichen Gäste, unter ihnen die Verantwortlichen der beiden Ausstellungen und Anne Gierlach, 1. Vorsitzende von Bavaria Bohemia e.V.
Am Beginn des Abends setzte Kryštof Kohout, Schüler aus Pilsen mit seinem Violinspiel musikalische Akzente. Er gehörte zu den jungen Talenten, die Ende September im CeBB gastierten. Die Ausstellung “Die Könige des Böhmerwaldes” hat das Institut zur Erforschung totalitärer Regime in Prag erarbeit. Der Leiter des Editionsreferats, Michal Hroza und der Historiker Dr. Libor Svoboda führten in das Thema ein. Als Könige des Böhmerwaldes werden auf Wandpaneelen Widerstandskämpfer, Schleuser, Kuriere und Pfadfinder vorgestellt, die am Eisernen Vorhang im Böhmerwald unterwegs waren und sich und Flüchtlinge vor ihren Verfolgern versteckten. Die Bezeichnung „Könige des Böhmerwaldes“ in diesem thematischen Zusammenhang ist etwas ungewöhnlich, doch handelt es sich um eine Bezeichnung, die an der Grenze auf tschechischer Seite sehr populär war. Inhaltlich konzentriert sich die Präsentation auf den Teil der Vergangenheit, den nicht nur die Tschechen leidvoll in Erinnerung haben, sondern auch die Deutschen und Österreicher auf der westlichen Seite an der bis 1989 undurchdringlichen Staatsgrenze. Heute weiß man, dass auf der anderen Seite auch Leute gab, die Flüchtlingen geholfen haben. Zum Schluss bat er Zeitzeugen aus dem Grenzgebiet, sich beim Institut zu melden, denn die Forschungsarbeit ist noch lange nicht abgeschlossen.
Die einleitenden Worte zur zweiten Ausstellung mit dem Titel „Das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts“, sprach Mgr. Vladimír Kojan, Lehrer am J.V.Jirsík Gymnasium in Budweis. Die umfangreiche Arbeit ist ein Gemeinschaftsprojekt von Schülern und Schülerinnen des J.V.Jirsík-Gymnasiums České Budějovice / Budweis und des Robert-Schuman-Gymnasiums in Cham. Die Beteiligten beider Schulen trafen sich im November 2012 zu einem zweitätigen Workshop im CeBB, bei dem sie historisches Material für ihre Recherchen sichteten. Im Rahmen des Projektes haben die Schüler zahlreiche Zeitzeugeninterviews geführt und Tagebucheinträge analysiert. Ziel war es, durch die Beschäftigung mit der gemeinsamen Vergangenheit eine Grundlage für Toleranz und für ein positives Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen in Gegenwart und Zukunft zu legen. Motivationen zu diesem Projekt war die Erkenntnis, dass über der Beziehung zwischen Deutschen und Tschechen viele Bücher geschrieben und Projekte entstanden sind, aber nur wenige den Fokus auf die Geschichten von Normalbürgern legten.
Nach den einführenden Worten schlossen sich die Gäste dem Rundgang durch die beiden Ausstellungen an. Den Stehempfang im bb-dialog nützten Deutsche und Tschechen zum anregenden Meinungsaustausch. Für das leibliche Wohl mit Getränken und kleine Köstlichkeiten sorgte das CeBB-Team.