Einladung – Aufgegebene und vom Verfall bedrohte Kirchen werden im November durch Kunst zum Leben erweckt
An vier Terminen im November öffnen bisher nicht zugängliche, leere oder verwüstete Kirchen an verschiedensten Orten der Region Pilsen ihre Türen. In diesen Kirchen werden Kunstwerke zu sehen sein, die direkt für diese Räume geschaffen wurden und zum Innehalten und Nachdenken anregen.
Das Projekt wurde von der Gemeinnützigen Gesellschaft Plzeň 2015, o.p.s. und Dozenten und Studierenden des Instituts für Kunst und Design der Westböhmischen Universität in Pilsen im Rahmen des Studienbereiches “Bildhauerei” als eine der Pilotveranstaltungen der regionalen Programmlinie “Land Art” der Kulturhauptstadt Europas 2015 initiiert.
Die Ausstellungseröffnungen finden jeweils dienstags ab 16 Uhr statt:
6. November 2012
Ort: Otín u Plané
Objekt: Kirche “Name der Jungfrau Maria” (kostel jména Panny Marie)
Künstlerin: Štěpánka Kotková
Titel des Kunstwerks: Mein Geist (Má mysl)
Förderung durch die Region Pilsen + die Kulturhauptstadt Europas: LAND-ART Aufgegebene und bedrohte Kirchen (I. Teil der Förderung Nr. K099/12)
13. November 2012
Ort: Luková u Manětína
Objekt: Kirche des Hl. Georg (kostel sv. Jiří)
Künstler: Jakub Hadrava
Titel des Kunstwerks: Die Gläubigen (Věřící)
Förderung durch die Region Pilsen + die Kulturhauptstadt Europas: LAND-ART Aufgegebene und bedrohte Kirchen (II. Teil der Förderung Nr. K158/12)
20. November 2012
Ort: Všekary
Objekt: Kirche der Hl. Barbara (kostel sv.Barbory)
Künstlerin: Veronika Konturová
Titel des Kunstwerks: Licht (Světlo)
Förderung durch die Region Pilsen + die Kulturhauptstadt Europas: LAND-ART Aufgegebene und bedrohte Kirchen (II. Teil der Förderung Nr. K158/12)
27. November 2012
Ort: Branišov
Objekt: Kirche des Hl. Blasius (kostel sv. Blažeje)
Künstler: Vojtěch Soukup
Kunstwerk: Der Kreuzweg (Křížová cesta)
Förderung durch die Region Pilsen + die Kulturhauptstadt Europas: LAND-ART Aufgegebene und bedrohte Kirchen (I. Teil der Förderung Nr. K099/12)
EINLADUNG – einzelne Künstler
EINLADUNG – Gesamtprojekt
Eine Karte der Veranstaltungsorte (Ausstellungseröffnungen) ist unter folgendem Link zu finden: http://goo.gl/maps/6QMgK
Mehr Informationen über das Projekt (auf Tschechisch)
Sinn des Projekts ist nicht die vollständige Erneuerung dieser Gebäude – und kann es auch gar nicht sein. Die Anzahl dieser absichtlich zerstörten Objekte ist erschreckend hoch und ihre Sanierung unwahrscheinlich. Ihre Bedeutung besteht aber heute in etwas anderem. Durch ihr bewegtes Schicksal bergen sie zahlreiche Erinnerungen in sich. Das Gedächtnis des Ortes, als eines geistlichen Zentrums, als Treffpunkt von Menschen, die fähig sind über das nachzudenken, was ihre Möglichkeiten überschreitet. Dieses Überschreiten ist nicht nur im religösen Sinne zu verstehen. Der Mensch muss auch manchmal innehalten, sich umsehen und die Ungewöhnlichkeit auch gewöhnlicher Dinge wahrnehmen. Er muss sich über sich selbst “erheben”, die Bedeutung von Wegen, Bürgersteigen und Pfaden verstehen, die Bedeutung von Behausungen und des Gewimmels der Städte. Nichts von dem, was unsere Vorfahren gebaut haben, war grundlos und genau das möchte das Projekt beweisen. Selbst wenn man nur eine Stange an einem Ort aufrichtet, an dem sich die Ruine einer Kapelle oder Kirche befindet, wird einem die Genialität klar, mit der der Ort für den Bau ausgewählt wurde. Der Weg zu solchen wiederentdeckten Orten war in der Regel durch eine Allee, einen Steinwall oder ein anderes bedeutende Formation in der Landschaft gekennzeichnet.
Und so schlüpfen wir nach und nach in die Haut der Landschaft und verstehen sie so, wie sie bewahrt oder erneuert werden sollte. Ein Pfad, der wieder benutzt und ausgetreten wird, ist eine verdienstvolle Tat, wenn sie das Leben bereichert.
Das Projekt von Plzeň 2015, o.p.s. führt (manchmal wortwörtlich) zur Reinigung des Fundaments, zur Aufrichtung manuell behauener Balken und zum Zusammensetzen bearbeiteter Steinblöcke, zum Erklingen von Glocken oder menschlicher Stimmen. Die vielen Ausdrucksmöglichkeiten, die sich den Künstlern in einem so weit gefassten Projekt bieten, sind schwer zusammenzufassen. Wichtig ist es, dass der Künstler kein Objekt nur um des Objekts willen schafft, kein Werk nur für seine Präsentation, sondern, dass er sein Schaffen als eine demütige Nachricht darüber versteht, dass wir noch fühlen. Damit von uns nicht nur ein einziger Wallfahrtsort übrig bleibt – ein Supermarkt.
Quelle: www.plzen2015.net