Centrum Bavaria Bohemia – Information zur Architektur
[IMG_1] In der Reihe "Baukulturführer" des Verlags Büro Wilhelm, Amberg, wurde das CeBB als Projekt mit der Nr. 33 aufgenommen.
Centrum Bavaria Bohemia
Freyung 1
D-92539 Schönsee
Eröffnung: 30.03.2006
Bauherr:
Stadt Schönsee,
vertreten durch 1. Bürgermeister Hans Eibauer
Hauptstraße 25
D-92539 Schönsee
Betreiber:
Bavaria Bohemia e.V.
Standort:
Centrum Bavaria Bohemia
Freyung 1
D-92539 Schönsee
www.bbkult.net
Öffnungszeiten:
Centrum Bavaria Bohemia
Montag bis Freitag: 9.00-16.00 Uhr
Samstag: 10.00–11.30 Uhr
Sonntag: 14.00–17.00 Uhr
An Feiertagen geschlossen
Baudaten:
Planungsbeginn: August 2003
Baubeginn: November 2004
Fertigstellung: März 2006
Grundstücksfläche: 1.430 m²
Hauptnutzfläche: 565 m²
Baukosten brutto: 2,0 Mio. Euro
Einrichtung brutto: 500 Tsd. Euro
Das Planungsteam:
Architekten:
Brückner & Brückner Architekten BDA
Peter Brückner – Christian Brückner
Franz-Böhm-Gasse 2
D-95643 Tirschenreuth
www.architektenbrueckner.de
Projektteam:
Robert Reith
Rudi Völkl
Tragwerksplanung:
Brückner & Brückner Ingenieure BDB
Dipl.-Ing. Klaus-Peter Brückner
D-Tirschenreuth
Projektierung H/L/S:
EURA Ingenieure
Büro Weißmann, D-München
www.eura-ing-weissmann.de
Projektierung Elektro:
Ingenieurbüro
Butz, Hausmann & Hiller GmbH
D-Amberg
www.ibbhh.de
Lichtplanung:
Zumtobel Licht GmbH
Rüdiger Maag, Werner Hellweg
D-Lemgo
www.zumtobel.de
Beteiligte Firmen:
Glasbau:
Irlbacher Blickpunkt Glas GmbH
D-92539 Schönsee
www.irlbacher.com
StoVerotec GmbH
D-Lauingen
www.stoverotec.de
Granitarbeiten:
Flöttl KG
D-92539 Schönsee
Baumeisterarbeiten:
Duschner Bau GmbH
D-92506 Nabburg
Stahlbau:
Gürtler GmbH
D-92526 Oberviechtach
www.metallbau-guertler.de
Medientechnik:
AEC Ars Electronica Center
A-Linz, AUSTRIA,
www.aec.at
VS-Fickenscher KG
D-Nürnberg
www.vs-fickenscher.com
Siemens Building Technologies
D-Nürnberg
www.siemens.de/buildingtechnologies
Veröffentlichungen:
DBZ – Deutsche Bauzeitung – 12/2006
Titelbeitrag Glas – Architektur Centrum Bavaria Bohemia
Baukulturführer 33
Herausgeberin:
Nicolette Baumeister, Büro Baumeister
Architektur, Medien & Kommunikation
Karlstraße 55, D-80333 München
www.buero-baumeister.de
Grafisches Konzept & Gestaltung
Büro Wilhelm. Kommunikation und Gestaltung,
D-92224 Amberg
www.buerowilhelm.de
Architekturjahrbuch “Made in Germany – Best of Architecture”
Verlagshaus Braun, Berlin
Redaktion und Herausgeber: Dirk Meyhöfer
Buchveröffentlichung Glass – Glas – Verre – 10/09
von Barbara Linz
Auszeichnungen:
“best architects 08” award für Centrum Bavaria Bohemia, Schönsee / Bayerisch-Böhmisches Kulturzentrum.
Aus 162 eingereichten Arbeiten wurde das Label “best architects 08” insgesamt 35-mal vergeben
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Gemeinsame Tradition, gemeinsame Zukunft
Welche Faszination die Glasmacherkunst ausüben kann, zeigen Werner Herzogs
“Herz aus Glas” und Dominik Wesselys “Die Unzerbrechlichen”. In betörenden
Bildern schildern beide Filme den Weg von der glühenden Schmelze bis zu den
kunstfertigen Gegenständen, erzählen von den Menschen des Bayerischen
Waldes und ihrer Verbundenheit zur Landschaft.
Freilich, mit all seinen Facetten beschränkt sich das Glashandwerk nicht auf
den Bayerischen Wald allein, auch im Oberpfälzer Wald und im Böhmerwald ist
es zu Hause. Traditionelles Handwerk, insbesondere wenn es von natürlichen
Ressourcen abhängig ist, lässt sich nicht durch politische Grenzen einschränken.
Aus dieser Perspektive ist das Gebäude des Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee ein Bekenntnis zu den gemeinsamen Traditionen im deutsch- beziehungsweise bayerisch-tschechischen Nachbarraum.
Das ehemalige Kommunbräuhaus
Das Selbstbrauen im Kommunbräuhaus gehörte zum angestammten Recht der
Bürger dies- und jenseits des Schlagbaumes.
Das Bruchsteinmauerwerk: Die Bevölkerung in den ärmeren Gegenden, wie dem Oberpfälzer Wald, befreite karge Äcker von Feldsteinen und baute sich damit ihre Behausungen. Schließlich das Glas und die Biberschwänze aus diesem Werkstoff: Während das Glasdach an den in dieser Gegend weit verbreiteten Brauch erinnert, Scheunen zur besseren Belichtung stellenweise mit gläsernen Dachziegeln zu decken, zeugt die Glashülle im oberen Stockwerk von der innovativen Verwendung des traditionellen Materials.
Insgesamt – außen wie innen, formal wie inhaltlich – ist die Architektur
des grenzüberschreitenden Begegnungs- und Kulturzentrums eine bauliche Manifestation der gemeinsamen Tradition und – nach Fall des Eisernen Vorhangs – einer gemeinsamen Zukunft in Europa.
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Genese
Die derzeit 2.750 Einwohner zählende Stadt Schönsee, an der Glasstraße gelegen, markiert etwa die Mitte der 357 Kilometer langen bayerisch-böhmischen Grenze von Hof in Oberfranken und Hranice in der Region Karlsbad bis nach Haidmühle im
Bayerischen Wald und Strážný im Böhmerwald. Hier eine Kulturdrehscheibe zwischen Bayern und Böhmen einzurichten, die neben vielfältigen Veranstaltungen
den Besuchern zweisprachige informationen über das Kulturleben in den bayerischen und tschechischen Nachbarregionen bietet, war naheliegend.
Und doch, um der historischen Wahrheit genüge zu tun: Zuvor hatte man eine andere Nutzung für den Bau gesucht. Schließlich wurde in ihm schon seit den 1950er Jahren nicht mehr gebraut. Die Dächer waren eingefallen und das Bruchsteinmauerwerk drohte einzustürzen. Zwar begann man in Kooperation mit dem Denkmalschutz die Gebäudeteile zu sichern – statt des ursprünglichen Satteldaches zum Beispiel wurde der südliche Baukörper mit einem Krüppelwalm gedeckt – doch diese, den Gemeindehaushalt ziemlich belastenden ersten Maßnahmen, ließen bei den Bürgern Zweifel an der Sanierungsfähigkeit des Gebäudes aufkommen. nicht wenige wollten die Bestandssicherung stoppen und den am meisten geschädigten Ostflügel abreißen.
Das konnte verhindert werden. Aber erst die Unnachgiebigkeit von Bürgermeister Hans Eibauer, der mit einigen Mitstreitern die Potentiale erkannte und ein Konzept formulierte, das sich ganz der Belebung und Vertiefung der bayerisch-böhmischen Beziehungen in kulturellen und partnerschaftlichen Bereichen verschreibt sowie das gestalterische Konzept der Architekten Brückner & Brückner, konnten den Erhalt des Gebäudes endgültig sichern.
Sprache im Raum
Das CeBB (Centrum Bavaria Bohemia) gliedert sich in vier Haupträume – und einen virtuellen Raum im internet (www.bbkult.net), die alle die Vorsilbe “bavaria-bohemia” (abgekürzt: bb) tragen: Den Besucher empfängt “bb-central”, der 14 Meter hohe Mittelbau, in dem früher auf schmiedeeisernen Rosten die gekeimte Gerste getrocknet wurde. Über eine dreiläufige Stahltreppe – eine Reminiszenz an die Malzdarren – gelangt man zu den im West- und Ostflügel liegenden Räumen. Darüber hinaus stellt diese Treppe gleichsam ein Begegnungszentrum im Begegnungszentrum dar: Mit zwei Gymnasialklassen wurde eine Installation mit dem Titel “Sprache im Raum” erarbeitet und dann mittels Folien an die Stahlpaneele angebracht. Es sind Wortpaare in deutscher und tschechischer Sprache mit Begriffen aus der Alltags-, Kultur- und Unterhaltungswelt.
Wenn sich Deutsche und Tschechen zu Ausstellungseröffnungen treffen und in der Unterhaltung nach einer Übersetzung suchen, können sie diese an den Treppenwänden finden.
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Raum für Veranstaltungen
Für “bb-forum”, dem Veranstaltungssaal für Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen im Erdgeschoss, befreite man die rund 150 Quadratmeter große Halle von nachträglichen Einbauten, restaurierte die historischen Gewölbe sorgsam und überzog das Mauerwerk mit einer Kalkschlämme.
Im Raum “bb-info” werden auf einer an drei Seiten umlaufenden Regalwand, in der über 1.000 Flyer und Prospekte Platz finden, kulturelle und touristische informationen präsentiert.
Der Raum “bb-media”, in dem man auch 3D-Projektionen genießen kann, wurde für die multimediale und audiovisuelle Präsentation der Kulturvielfalt eingerichtet.
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Begehbare Landkarte
Eine begehbare Landkarte der bayerischen und tschechischen Nachbarregionen bildet den Fußboden in dem rund 100 Quadratmeter großen Raum im 2. Obergeschoss. Gegenüber – unter dem Krüppelwalmdach – befindet sich der mit einer Simultan-Dolmetscheranlage ausgestattete Raum “bb-dialog”, der für Konferenzen, Ausstellungen und Workshops, genutzt wird. Das typfremde Dach zu entfernen und damit die Gesamtwirkung des Ensembles zu steigern, verhinderte die Drohung des Denkmalschutzes, bereits bezahlte Gelder zurückzufordern.
Konstruktion und Fassade
Da das Gebäude nicht genug Volumen für das ehrgeizige Raumprogramm des Zentrums bot, musste erweitert werden. Die Architekten verbanden eine Aufstockung mit einer konstruktiv raffinierten statischen Sicherung: ein fortentwickeltes Haus-im-Haus-Prinzip, wonach eine nach oben überstehende Stahlbetonkiste in das Gemäuer gesteckt, an das Mauerwerk fugenlos betoniert und zusätzlich mit fünf Edelstahlankern pro Quadratmeter befestigt wurde. Die überstehenden Betonwände versah man mit Putzträger-Platten aus Recyclingglas, an die wiederum farbig bedruckten Glasplatten im Format 150 x 30 cm im wilden Verband geklebt wurden. Peter und Christian Brückner gestalteten das Glas wie ein Mauerwerk. in einem Schönseer Unternehmen fanden die Architekten einen einheimischen, innovativen und leistungsfähigen Partner, der die fotografische Abstraktion des geschichteten Glases in einem mehrgängigen Siebdruckprozess auf die Scheiben applizierte. Die glatte, fast fugenlose Glasoberfläche mit ihrer monolithischen Anmutung erscheint als moderne Fortsetzung der Feldsteinmauern. Die gläserne Verblendung wiederholt sich im innern bei den Schalterabdeckungen und ist tagsüber das weithin sichtbare Zeichen der Modernisierung des alten Hauses.
Bilder im Dach
Während die Turmaufstockung eine Aussichtsplattform erhielt, bekam der östliche Aufbau, dessen Höhe die Firstlinien der Umgebung aufnimmt, ein gläsernes Dach. Transparente Schindeln sind heute nur noch aus thermoplastischem Kunststoff (PET) erhältlich. Die beteiligte ortsansässige Glasbaufirma ließ eigens für das Kulturzentrum Biberschwänze aus Glas produzieren. Doch die Architekten folgten nicht einfach der Tradition, sie drehten sie vielmehr beinahe buchstäblich um: Abends, wenn im CeBB eine Veranstaltung stattfindet, leuchtet das Dach von innen in bunten Bildern. Das Licht kommt dabei aus Projektoren und wird mittels Glasfasern unter die Glasbiber geleitet.
Das Dach ist – wie das gesamte Gebäude – architektonisch wie inhaltlich ein gelungener Versuch, auf vielschichtige Weise historisches Erbe und zeitgenössische Befindlichkeiten, regionale Tradition und innovation zu verknüpfen.
Unter dem Glasdach werden übrigens einmal im Monat tschechische Filme gezeigt. Vielleicht lassen sich für die Beiden zu Beginn genannten filmischen Dokumentationen über das Glashandwerk auch Termine finden.
Bavaria Bohemia centre
The city of Schönsee, located on the Glasstraße (the regional glass industry trail), approximately marks the mid-point of the 357 kilometre Bavarian-Bohemian border, which runs from the city of Hof in Upper Franconia and Hranice in the Karlsbad region, to Haidmühle in the Bavarian Forest and Strážný in the Bohemian Forest.
The idea to establish a centre for cross-cultural exchange between Bavaria and Bohemia in this former communal brewery came naturally. Apart from offering a diversity of public events, the centre provides visitors with bilingual information about cultural life in the neighbouring Bavarian and Czech regions.
To be true to history, however, it should be said that a different purpose was initially sought for the building, for all brewing activities had already stopped in the 1950s. The roofs of the building had caved in and the quarry stone brickwork was close to collapsing. in cooperation with the Denkmalschutz (the “Department for the Protection of Historical Monuments”), attempts were made to secure the different sections of the building. But these costly first measures weighed heavily on the communal budget and raised local concerns about the suitability of the building for reconstruction. nevertheless, the planned demolition of the most damaged eastern wing of the building was prevented. it was only the perseverance of Mayor Hans Eibauer and his supporters, as well as the ingenious architectural design of architects Brückner & Brückner, which finally secured the preservation of the building. Recognising the great potential of the place, a concept was formulated for the realisation of a project within the old walls of this former brewery: a project solely dedicated to fostering and deepening Bavarian-Bohemian relations in the fields of culture and partnership cooperation.
In the context of its inside and outside, form and content, the architecture of this centre for cross-cultural exchange is a manifestation of a common history and, after the fall of the iron Curtain, a shared future in Europe.
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Impressum:
Herausgeberin:
Nicolette Baumeister, Büro Baumeister
Architektur, Medien & Kommunikation
Karlstraße 55, D-80333 München
www.buero-baumeister.de
Grafisches Konzept & Gestaltung:
Büro Wilhelm
Kommunikation und Gestaltung
D-92224 Amberg
www.buerowilhelm.de
Fotografien:
Peter Manev, Selb
S. 23: Brückner & Brückner, D-Tirschenreuth
Text:
Enrico Santifaller, D-Frankfurt/Main
Redaktion:
Nicolette Baumeister, D-München
Assistenz: Katrin Helena Schobert
Übersetzung Tschechisch:
Ing. Miroslava Vacková, CZ-Klatovy
Übersetzung Englisch:
Lisa Curtis-Wendlandt, D-Berlin/AUS-Melbourne
Büro Wilhelm. Verlag
Koch–Schmidt–Wilhelm GbR
Lederergasse 5, D-92224 Amberg
www.buerowilhelm.de/verlag
ISBN-13: 978-3-936721-83-6
1. Auflage 06/2007
© BÜRO WiLHELM. VERLAG
Baukulturführer:
www.baukulturführer.de
3.50 Euro
ISBN-13: 978-3-936721-83-6
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