Das Einleitungswort des ersten Bürgermeisters der Stadt Tirschenreuth, Herrn Franz Stahl
Tirschenreuth blüht – nicht erst seit der Gartenschau 2013 aber seither besonders prächtig. Die Wurzeln der heutigen Blüte liegen sicherlich auch in der Stadthistorie: Als im Jahr 1945 die Vertreibung im bayrisch-böhmischen Grenzgebiet ihren traurigen Höhepunkt erlebte, siedelten sich tausende Menschen in Tirschenreuth an.
Die Stadt ist um 50 Prozent gewachsen, 60 Firmen und Geschäfte wurden gegründet, neue Schulen sind entstanden und der sudetendeutsche Kulturverein brachte Musik und Theater. Heute leben in Tirschenreuth gut 9.000 Menschen und die Stadt hat ein Haushaltsvolumen von aktuell 36,7 Mio. Euro pro Jahr (2004 lag es noch bei 15 Mio. Euro). Die Arbeitslosigkeit ist sehr gering und 9 von 10 Tirschenreuthern sagen, laut einer Umfrage, dass die Stadt sich in den vergangenen zehn Jahren bestens entwickelt hat.
Ein Teil dieser positiven Entwicklung ist auch die Städtepartnerschaft mit Plana, die seit 2008 besteht. Der Weg zu dieser Partnerschaft war ein erstaunlicher. Denn während Tirschenreuth sich über Jahrzehnte immer weiterentwickelte, war nur wenige Kilometer entfernt jeden Tag das immer Gleiche zu sehen: Eine geschlossene Grenze. Was dahinter passiert, wusste hier niemand.
Dann kam der 1. Mai 1990.
Dieses Buch erzählt vom Leben damals, der Freundschaft heute und all den vielen Dingen, die uns mit Plana verbinden – in vielen persönlichen Geschichten. Da ist zum Beispiel ein ehemaliger Tirschenreuther Grenzpolizist, der heute Wallfahrten nach Plana organisiert. Oder das letzte Interview mit einer alten Dame, die als junges Mädchen in Plana das Tanzen lernte, bevor sie nach Tirschenreuth fliehen musste.
Es geht in diesem Buch um das Leben und das Erleben in den vergangenen Jahrzehnten. Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen und für das Verständnis beiderseits der Grenze und ein weiterer wichtiger Stein auf dem Weg zu einer noch engeren Städtepartnerschaft, wie wir sie uns herzlich wünschen.