Es war toll, wieder als Lehrer zu arbeiten
Gespräch mit Josef Staněk
Herr Staněk, wie sind Sie nach Plan gekommen?
Ich bin nicht direkt nach Plan (Planá), aber nach Kuttenplan (Chodová Planá) gekommen, wohin ich 1958 aus Südböhmen, genauer gesagt aus der Region Pisek (Písek), als Soldat zum Wehrdienst eingezogen worden bin. Das Schicksal wollte es so, dass ich hier meiner Frau begegnete, die mit ihren Eltern hier in diesem Haus wohnte. Meine Frau ist in Prag geboren. Ihr Vater war krank, er litt an einer Lungenkrankheit. Die Ärzte rieten ihm, er solle hierher in die Gegend um Marienbad ziehen. Er war Beamter am Gericht, und hier in Plan war ein Gericht. 1946 hat ihr Vater hier eine Stelle bekommen und sie sind hierher gezogen.
Zwischen den Regionen Pisek und Plan gibt es doch ziemliche Unterschiede, die hiesige Gegend ist etwas rauer. Wie sind Sie mit dieser Veränderung zurechtgekommen?
Da müssen Sie Ihre Frau aber sehr gern gehabt haben. Selbstverständlich hatte und habe ich meine Frau sehr gern. Das war damals so, dass ich vor dem Wehrdienst in Protiwin (Protivín) angefangen hatte als Lehrer zu arbeiten. Es war aber unmöglich dort eine Wohnung zu bekommen. Und hier in dem großen Haus lebten nur meine Frau und ihre Eltern. Hier im Haus war Platz für eine neue Familie und an der örtlichen Schule eine freie Stelle für einen Lehrer. In Protiwin auf dem Schloss habe ich in einem Kinderheim mit besonderer erzieherischer Betreuung unterrichtet. Das war eine geschlossene Abteilung für Jungs, die verschiedenste Delikte begangen hatten. Die Arbeit dort war, sagen wir mal – schwierig. In Plan habe ich Kinder aus der Stadt und der Umgebung unterrichtet, also was meine Arbeitsbedingungen betraf, war das für mich eine positive Veränderung. Außerdem habe ich am Pädagogischen Institut in Karlsbad (Karlovy Vary) mein Studium beendet, neben der Arbeit. Vor dem Wehrdienst hatte ich nach dem Abitur ein Jahr lang die Pädagogische Schule in Budweis (České Budějovice) besucht und dort die Approbation für die erste Stufe (Anm.: 1.–5. Klasse) der Grundschule erlangt. An der zweiten Stufe (Anm.: 6.–9. Klasse) unterrichten konnte ich erst nach der Ausbildung in Karlsbad. Dort habe ich die Fächer Biologie und Sport studiert.
Haben Sie die nahe Grenze oder überhaupt die Grenzregion als Rahmen Ihrer neuen Existenz irgendwie wahrgenommen?
Die Grenzregion habe ich wahrgenommen, wenn ich das Aussehen der Dörfer hier mit dem der Dörfer in Südböhmen, wohin wir mindestens einmal im Monat zu meinen Eltern gefahren sind, verglichen habe. In Südböhmen haben sich die Leute um kleine Kapellen und Flurkreuze gekümmert. Hier war alles kaputt, niemand hat die Dinge wertgeschätzt oder bemühte sich sie zu erhalten. Als Fahrradfahrer habe ich natürlich bemerkt, dass wenn ich nach Braunau (Broumov) gekommen bin, dann durfte ich nicht weiterfahren. Ich wusste, dass dahinter die Grenzzone beginnt und darauf folgte die Verbotene Zone.
Wie haben Sie die hiesige Gegend erkundet, den Teil, wo man nicht hin durfte?
Allmählich und auf schöne Weise. Ich bin mit meiner Frau Fahrrad gefahren, was damals nicht so ganz üblich war, außerdem sind wir Ski gefahren. Ich habe ein Favorit-Fahrrad erstanden, das war eine begehrte Marke. Für unseren Sohn habe ich einen Fahrradsitz für den Lenker gekauft. Wir sind durch die ganze Umgebung gefahren. Einige Einzelhöfe, die heute nicht mehr existieren, habe ich noch in einem ganz soliden Zustand in Erinnerung. Als Sportlehrer habe ich für den Turnverein verschiedene Sportzirkel geleitet. Die wurden damals Grundlagen des Freizeitsports genannt. Das war die Fortsetzung der Turnerbewegung Sokol von vor dem Krieg und ihrem Programm der sportlichen Vielseitigkeit. Ich betreute hauptsächlich die Sportgruppen der Jungen. Wir sind auf Wochenendausflüge gefahren, z.B. nach Bad Königswart (Lázně Kynžvart) an den Teich. Im Winter waren wir Skifahren oder hatten Schwimmunterricht. Wir haben uns bemüht, die Kinder in Bezug auf Bewegung vielseitig zu fördern.
Wie sahen damals die SkiGruppenreisen aus?
Hier in unmittelbarer Umgebung gibt es keine Skilifte… Wir sind vor allem nach Gottesgab (Boží Dar) gefahren, manchmal auch auf den Spitzberg (Špičák) im Böhmerwald. Die Entfernung ist ähnlich. Früh am Morgen sind die Kinder in den Bus gestiegen, im Vergleich zu heute hatten die Kinder einfachste Schuhe und Skikleidung. Sie hatten etwas zu Essen für unterwegs dabei. Der Bus hat uns am Fuße des Berges abgesetzt, dann sind wir den ganzen Tag Ski gefahren, am Hang haben wir unsere mitgebrachten Stullen gegessen. Am Abend sind wir zurück gefahren, manchmal haben wir noch in Karlsbad im Schwimmbad gehalten.
Ihre pädagogische Arbeit wurde von der Politik unterbrochen. Könnten Sie bitte beschreiben, wie Sie Ihre Stelle als Lehrer verloren haben?
Ich wurde aus dem Schulbetrieb geworfen, weil ich dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 nicht zugestimmt habe. Nach der Wahl von Gustav Husák zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei 1969 gab es an den Arbeitsstätten sogenannte Gespräche. Natürlich auch an den Schulen. Wir sollten uns dafür aussprechen, dass die Truppen auf unser Gebiet einmarschiert waren…
Sehen wir uns das der Reihe nach an. Wir befinden uns in den sechziger Jahren, die Atmosphäre in der Gesellschaft wird lockerer. Wie haben Sie die Zeit erlebt, die rückblickend als Tauzeit bezeichnet wird? Haben Sie sich vor 1968 politisch engagiert?
Ja, das habe ich, ich war sogar zwei Jahre lang Mitglied der Kommunistischen Partei. Ich will niemanden die Schuld daran geben, dass ich damals in die Partei eingetreten bin, aber ein älterer Lehrer hatte mich praktisch dazu überredet. Er arbeitete als stellvertretender Schulleiter und ich habe ihn sehr geschätzt. Er war ein sehr fähiger Lehrer und guter Mensch. Er sagte, ich hätte einen guten Draht zu den Kindern, dass die Kinder viel von mir halten würden. Daher wäre es gut, wenn ich der Partei betreten würde. In der Gesellschaft war schon etwas in Gange. Ich las Bücher, die ich früher nicht hätte lesen können. Ich erinnere mich daran, wie mir die Texte von Alexander Solschenizyn und Karel Pecka die Augen geöffnet haben. Pecka musste in einem Arbeitslager im Uranbergwerk arbeiten und über Plan ist er aus der Gefangenschaft geflohen. Ich habe auch Zeitungen gelesen, die immer interessantere Dinge veröffentlichten. Trotzdem muss ich sagen, dass das so eine Art stückchenweise Erkenntnis war. Ich erinnere mich, wie sie meinen Eltern das Vieh weggenommen haben, wie sie es aus dem Stall geführt haben. Sie hatten vier Kühe. Ich habe gesehen, was das mit meinen Eltern gemacht hat. Auf der anderen Seite fand meine Mutter das Leben in der Landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaft einfacher als früher. Die Arbeit war nicht so hart. Das Leben meiner Eltern war nicht direkt von der Politik abhängig, würde ich sagen. Ich war damals also innerlich nicht absolut überzeugt davon, dass das kommunistische Regime schlecht ist. Mir ist damals bewusst geworden, das etwas nicht in Ordnung war und ich wollte etwas dafür tun, dass sich die Dinge verbessern. In den sechziger Jahren wollte ich, dass solche Menschen, wie mein Kollege, etwas verändern können, deshalb bin ich der Kommunistischen Partei beigetreten.
Kurz bevor die sowjetischen Panzer auch nach Plan kamen…
Im August, als die Panzer kamen, war ich mit meiner Frau in Jugoslawien, in Dubrovnik. Für mich war das eine Zeit, in der ich viel gelernt habe. Es kamen Leute nach Dubrovnik, die im Gegensatz zu uns die Okkupation miterlebt hatten. Im Fernsehen wurden Aufnahmen aus Prag gezeigt. Dann waren dort noch Urlauber aus anderen Ländern, auch aus der Sowjetunion. Ich erinnere mich daran, wie die Sowejts in Gruppen zum Strand gegangen sind und einer von ihnen hat etwas aus der Zeitung vorgelesen. Unsere Gruppe hat ein Treffen mit der sowjetischen Gruppe organisiert. Sie glaubten nicht, dass sie uns okkupiert hatten. Die Bilder, die sie im Fernsehen übertrugen, bezeichneten sie als Montage. In Gruppen wurde diskutiert und einige Leute entschieden sich, im Ausland zu bleiben. Wir hatten aber zu Hause zwei Kinder und wollten so schnell wie möglich zurück.
Sie kamen also zurück und…
Und an der Schule wurde Staatsbürgerkunde eingeführt. Damals war das wahrscheinlich noch nicht einmal in der Approbation, das kam erst später. Ich habe versucht, Material zu bekommen, damit ich den Kindern zeigen konnte, was ich selbst gesehen hatte. Dass das Regime schlecht ist. Ich erinnere mich an eine unangenehme Erfahrung. Zusammen mit einem Kollegen bin ich nach Ostdeutschland gefahren um Filme zu kaufen. Wir sind nach Unterrichtsschluss losgefahren und ich hatte meine Tasche dabei, wo ich die Unterrichtsvorbereitungen drin hatte. An der Grenze haben sie uns kontrolliert, auch das, was wir am Körper trugen. In der Tasche hatte ich zwischen den Unterrichtsvorbereitungen ein Zitat, ich glaube von Jan Masaryk: „Solange wir den Generälen mehr zahlen als den Lehrern, wird es auf der Erde keinen Frieden geben.“ Das Zitat hat den Zollbeamten aufhorchen lassen. Wir mussten lange dort bleiben und sind erst spät am Abend zurückgekommen. Das Erlebnis, wie wir dort stehen mussten und die uns durchsuchten, ist unvergesslich. Danach habe ich nur noch danach gehandelt, was mir mein Gewissen gesagt hat.
Das Gewissen war aber eine schlechte Voraussetzung für das Gespräch über den Einmarsch der Warschauer Truppen. Könnten Sie bitte beschreiben, wie diese berüchtigte Kommission aussah, die die Menschen nach ihrer Meinung gefragt hat?
Wenn ich mich richtig erinnere, dann saß die Kommission im Direktorenzimmer. Der Schulleiter war anwesend, ein Vertreter des Bezirksausschusses der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, ein Vertreter der Schulparteiorganisation und ein Vertreter der Gewerkschaften. Nacheinander haben sie die Lehrer zu sich gerufen, je nachdem, wer Pause oder eine Freistunde hatte.
Wie lange hat das Gespräch gedauert und wie lief es ab?
Ich denke, das hat alles in allem eine Viertelstunde gedauert. Sie haben locker angefangen: „Wir wissen, dass du gute Arbeit leistest, dass du ein guter Kantor bist.“ Erst später wurde die Frage gestellt: „Aber uns würde interessieren, wie sie darüber denken, dass…“ Als ich zum Ausdruck brachte, dass ich mit dem Einmarsch der Armee nicht einverstanden sei und wahrscheinlich auch Gründe dafür nannte, die mich zu dieser Meinung bewegt hatten, haben sie versucht, mich zu überzeugen, dass ich das nicht sagen solle, und deuteten an, dass das Konsequenzen haben könne.
Sie haben Ihnen also nicht gleich ein Ergebnis mitgeteilt?
Nein, sie konstatierten nur, dass meine Meinung Folgen für meine weitere Arbeit in der Schule haben kann.
Wussten Sie, dass Sie mit Ihrer Antwort einen Rauswurf provozieren?
Nein, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie so weit gehen und mich feuern würden. Auf dem nächsten Parteitreffen habe ich das Parteibuch abgegeben. Freiwillig, aus Protest. Danach bekam ich einen Bescheid vom Bezirksausschuss der Kommunistischen Partei, dass ich aus der Partei ausgeschlossen worden war. Aus der Schule haben sie mich nicht sofort gefeuert. Sie haben mich zunächst nach Tschernoschin (Černošín) versetzt, was nicht weit war, dort durfte ich noch ein Jahr unterrichten. Im August 1970, als ich nach den Sommerferien wieder auf Arbeit wollte, hat mich der Schulleiter nicht mal bis ins Lehrerzimmer gehen gelassen. Er kam zu mir und sagte, ich dürfe laut Beschluss der Schulbehörde nicht länger in Tschernoschin unterrichten, und dass ich beim Schulausschuss in Tachau (Tachov) erscheinen solle. Heute sehe ich, dass das eine langsame Veränderung war. Noch bevor ich gezwungenermaßen aus Plan weggegangen bin, setzten sie den stellvertretenden Schulleiter, der mich zuvor zum Parteieintritt überreden wollte, ab, nicht wegen mir, aber weil er ein anständiger Mensch war. Auf den Schulleiterposten in Plan holten sie einen Lehrer aus Haid (Bor). Mit mir musste noch ein anderer Kollege gehen, den haben sie gleich gefeuert, mich erst nach dem einem Jahr an einer anderen Schule. Der Kollege, den sie sofort rausgeworfen hatten, arbeitete danach ein Jahr in Bad Königswart, wo man Kinder mit Asthma behandelt, danach haben sie ihm die Arbeit mit Kindern ganz verboten. Er hat nur eine Stelle als Heizer gefunden.
Der Schulleiter aus Tschenoschin hat Sie nach Tachau zum Schulausschuss geschickt. Was passierte dort?
Ich bin direkt mit dem Motorrad aus Tschernoschin nach Tachau gefahren. Dort teilte man mir mit, dass ich in Anbetracht meiner Haltung gegenüber der politischen Entwicklung nicht länger im Schulwesen tätig sein kann. Sie empfahlen mir, einen Antrag auf Entlassung aus dem Schuldienst zu stellen. Das habe ich nicht gleich gemacht. Ich habe mich zuerst hier in Plan mit einem Rechtanwalt beraten, der schon in Rente war. Er hatte die politische Verfolgung im Jahr 1948 durchgemacht, also war er die geeignete Person, um die Angelegenheit zu konsultieren. Ich fragte ihn, ob ich machen solle, was sie mir gesagt hatten, also einen Antrag stellen auf etwas, was ich nicht will. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen im Leben überzeugte er mich, dass es besser wäre, wenn ich diesen „freiwilligen“ Antrag stellen würde. Er sagte mir damals: „Wenn es zum Regimewechsel kommt, wird jeder verstehen, dass das unter Zwang geschehen ist, weil in dieser Zeit die Umstände so waren.“ Er hatte Recht, ich habe mich schon oft an ihn erinnert. Ich habe also den Antrag gestellt, zu dem sie mich mit der Begründung gezwungen hatten, dass sie mir dann für andere Arbeitsstätten eine Empfehlung ausstellen könnten. Das war aber eine Lüge, die Eintragungen begleiteten mich, egal wie sehr ich mich anderswo anstrengte.
Sie sind aber nicht als Heizer geendet…
Nein, ich hatte Glück. Zu der Zeit war gerade der Oberarzt Doktor Kubín hier her gekommen, ein Orthopäde, der zu Forschungszwecken eine Untersuchung an Schulen durchführte. Er stellte fest, dass viele Kinder Fehler an der Wirbelsäule haben. Er suchte jemanden, der in dem Bereich mit den Kindern arbeiten würde. Auf dem Bezirksausschuss der Kommunistischen Partei hat er ausgehandelt, dass ich bei ihm anfangen kann. Die Gesundheit der Kinder hatte Vorrang. Ich habe eine Stelle in der Rehabilitationsabteilung des Planer Krankenhauses bekommen. Die Stelle war schlechter bezahlt als der Lehrerposten, was eine Art Bedingung war. Zuvor herausgeworfene Leute durften an einem anderen Arbeitsplatz nicht finanziell besser gestellt werden, das war ein öffentliches Geheimnis. Meine Arbeit unterteilte sich in die Arbeit in der Ambulanz, wo Patienten verschiedenen Alters kamen, und in die Arbeit mit den Kindern, bei denen eine Wirbelsäulendeformation festgestellt worden war. Das wurde heilende Körperertüchtigung genannt. Ich arbeitete mit Lehrern zusammen, mit Sportlehrern, die in ihrer Approbation auch die besondere Qualifikation für Sporttherapie hatten. Ich habe auch Kinderferienlager geleitet. Wenn ich nicht das Angebot aus dem Gesundheitswesen erhalten hätte, wäre nur der Uranbergbau übrig geblieben. Dort wollte ich nicht hin, nicht weil ich nicht arbeiten wollte, sondern weil ich wusste, dass die Bedingungen für die Gesundheit der Arbeiter sehr schlecht waren.
Sie sind aber in den Schuldienst zurückgekehrt…
Im Gesundheitswesen habe ich siebzehn Jahre lang gearbeitet. Dann kam ein schicksalhafter Zufall. Im Sommerferienlager mit Kindern, die das ganze Jahr über zur Rehabilitation zu mir kamen. Das Ferienlager dauerte drei Wochen, es wurde vom Roten Kreuz organisiert, sie werden bis heute in Hochofen (Pec pod Čerchovem) veranstaltet. Dort habe ich den damaligen Inspektor kennen gelernt, der im Bereich der Lehrausbildung tätig war. Nachdem wir uns unterhalten hatten, wer was macht, fragte er mich, warum ich nicht an einer Schule arbeitete. Ich habe ihm von meinem Schicksal erzählt. Das war ein Jahr vor der Wende. Dann wurde dem Leiter der Lehrausbildungsanstalt in Plan während einer Inspektion empfohlen, dass er mich einstellen solle. Der Leiter ermöglichte es mir, ein Jahr als Erzieher im Jugendklub hier in Plan zu arbeiten. Nach der Wende hatte ich Anspruch darauf, an den Platz zurückzukehren, von dem man mich gefeuert hatte. Also habe ich an der Grundschule auf dem Marktplatz zu arbeiten begonnen, in der zweiten Stufe dort, wo ich fast zwanzig Jahre vorher gezwungenermaßen aufgehört hatte. Ein Jahr später wurde die Stelle des Leiters der Lehrausbildung ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und die Stelle bekommen. Sieben Jahre war ich dann Rektor.
Also haben Sie es geschafft?
Ja. Aber ich habe auch andere Kollegen getroffen, die ebenfalls aus dem Schuldienst geworfen worden waren. Die meisten hatten sich in ihre neuen Berufe gefügt. Sie konnten nicht verstehen, dass ich so darauf bestand, an die Schule zurückzugehen. Sie hatten sich hochgearbeitet, einen besseren Lohn, als jeder Angestellte im Schulbetrieb, besonders nach der Wende.
War die Rückkehr für Sie eine Genugtuung? Wie war das, nach fast zwanzig Jahren an seinen Arbeitsplatz zurückzukommen?
Ich habe die ganze Zeit, in der ich nicht im Schulwesen tätig war, freiwillig im Sportbereich gearbeitet. Ich hatte immer Kinder um mich herum. Ich habe immer meine Arbeit gemacht, nur nicht offiziell. Zum Gymnastiktraining sind wir in die Turnhalle der Schule gegangen, wo sie mich rausgeworfen hatten. Ich wurde sogar zu einem der besten Trainer gewählt. Den Kontakt habe ich also nie verloren. Trotzdem war es toll, wieder als Lehrer zur Arbeit zu gehen. Dieses Gefühl lässt sich nur schwer beschreiben. Ich wollte zurück und bin zurückgekommen. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass Jirka Brabec, ein sehr fleißiger Mensch, der eine ausgezeichnete Konditorei hier in Plan neben der Kirche hat, Schüler in der Klasse war, die ich nach meiner Rückkehr übernommen habe.
Was mögen Sie als Mensch, der in der Gegend auf dem Rad und Skiern tausende Kilometer zurückgelegt hat, an der Umgebung von Plan?
Ich mag das Gebiet des Böhmischen/ Oberpfälzer Waldes sehr. Wenn ich jemandem sagen sollte, wie er die Region am besten kennen lernen könnte, würde ich ihm empfehlen, mit der weiteren Umgebung anzufangen und sich allmählich anzunähern. Es ist schön hier und touristisch nicht überlaufen, man hat hier viel mehr Ruhe, als z.B. im Böhmerwald. Ich freue mich darüber, wie sich die Stadt entwickelt. Die Umgebung war immer schön, die Stadt nicht so sehr. Früher sind wir zum Sportplatz über eine Müllhalde mit verschiedensten Materialien gegangen, die die Soldaten und die anderen dort hinfuhren. Am Rand des Teichs war eine Müllhalde. Zusammen mit meinem Kollegen haben wir auf der Müllhalde so Steine aufgestellt, dass man darüber bis zum Sportplatz laufen konnte, wo heute Tennisplätze sind. Wenn ich heute durch den wunderschönen Stadtpark gehe, sage ich mir, dass ich Glück habe, dass ich diese ganzen Verbesserungen noch erlebe und vergleichen kann. Ich sage jedem: „Denkt daran, wie es hier ausgesehen hat.“ Als ich das Jahr bei den Lehrlingen als Erzieher gearbeitet habe, haben wir mit den Jungs die St. Peter und Paul –Kirche ausgeräumt. Dort war ein Lager für Kunstdünger und Müll. Ich halte es für Glück, dass die Kirche heute so schön aussieht und dort Ausstellungen stattfinden. Vor Kurzem habe ich Kollegen aus Pilsen (Plzeň) hier herumgeführt. Wir sind vom Bohušov-Hügel bis zur St.-Anna-Kirche gegangen, es hat ihnen sehr gefallen bei uns. Jeden der Einheimischen, die die Mängel sehen, überzeuge ich, dass es nötig ist, sich von den Lappalien zu lösen und das große Ganze zu sehen.