Notizen aus Böhmen: Firma Nexans kommt nach Eger
In der Kolumne "Notizen aus Böhmen" schreibt Autorin Magdalena Becher über Beobachtungen aus Böhmen. Dieses Mal geht es unter anderem um den Geburtstag eines großen Tschechen und die auch in der Oberpfalz ansässige Firma Nexans.
Streit um Hochschule im Bezirk Karlsbad
Der Bezirk Karlsbad gilt als Schlusslicht in unserem Nachbarland: Er hat als einziger der insgesamt 14 tschechischen Bezirke keine eigene Hochschule und zudem den niedrigsten Durchschnittslohn und die höchste Arbeitslosenquote. Viele, die zum Studieren weggehen, kommen erst gar nicht zurück. Dass der Bezirk dringend und so schnell wie möglich eine Hochschule braucht, darüber herrscht Einigkeit, wie das “Karlsbader Tagblatt” berichtet. Über das wie ist nun ein heftiger Streit entbrannt zwischen dem Karlsbader Bezirk und der Regierung in Prag. Die Bezirkspräsidentin, Jana Mračková Vildumetzová, will eine vollwertige eigene Hochschule, der Bildungsminister, Mikuláš Bek, ist der Meinung, eine Außenstelle der Westböhmischen Universität Pilsen in Karlsbad tut es auch. Die Regierung in Prag hat nun den Bildungsminister angewiesen, die Verhandlungen über die institutionelle Stärkung des Hochschulwesens im Bezirk Karlsbad mit der Bezirkspräsidentin und der Westböhmischen Universität in Pilsen fortzusetzen und der Regierung eine Bewertung beider Optionen mit Empfehlungen für das weitere Vorgehen vorzulegen“, sagte Petr Kulhánek (STAN), Minister für regionale Entwicklung, der selbst aus dem Bezirk Karlsbad stammt und im Amt des Bezirkspräsidenten der Vorgänger von Jana Mračková Vildumetzová war. Diese wirft ihm vor, sich nicht ausreichend für seinen Heimatbezirk einzusetzen.
300 Jahre David Becher
Die Stadt Karlsbad feiert in diesem Jahr den 300. Geburtstag von David Becher – Pionier des Kurbäderwesens, weltbekannter Arzt und Balneologen. Aus diesem Anlass plant das Karlsbader Infozentrum ein ganzjähriges Kulturprogramm, wie Josef Dlohoš, der Leiter des Infozentrums Karlsbad, gegenüber dem “Karlsbader Tagblatt” bekanntgegeben hat. Dlohoš sieht darin ein großes Marketingpotenzial, das vor allem auch Besucher aus Deutschland anziehen soll. Geplant sind mehrere Aufführungen des Straßentheaters von Viktor Braunreiter, der David Becher selbst darstellt, abendliche Führungen durch die Becher-Villa sowie eine große Konferenz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Balneologie (Bäderheilkunde), an der Ärzte teilnehmen. Abschluss der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr wird der diesjährige Weihnachtsmarkt in Karlsbad sein.
Firma Nexans kommt nach Eger
Das internationale Unternehmen Nexans hat eine neue Fabrik im Industriegebiet von Eger in Betrieb genommen. Das Unternehmen hat seinen bestehenden Betrieb aus dem nahe gelegenen Kynšperk nad Ohří verlegt. Das Werk in Eger ist eines von fünf, die das Unternehmen in Europa betreibt. Weitere Standorte gibt es in Deutschland (unter anderem in Floß, Landkreis Neustadt/WN), Belgien, Frankreich und Italien. Nexans ist auf die Herstellung von Kabeln und Zubehör spezialisiert. Mit dem neuen Werk in Eger soll laut dem “Egerer Tagblatt” das Unternehmen weiter expandieren. Der Umzug von Kynšperk hat sechs Jahre gedauert. Der Direktor von Nexans Power Accessories Czech Republic, Jan Mach, plant weiteres Wachstum: Derzeit beschäftige man 170 Mitarbeiter und wolle weitere 40 bis 50 einstellen. Nexans arbeitet derzeit in einer 12.500 Quadratmeter großen Halle in Eger mit vier Produktionsabteilungen. Laut Elyette Roux, der Vizepräsidentin von Nexans, sind 43 Prozent der Mitarbeiter Frauen, und 14 Prozent gehören der so genannten Generation Z an (Menschen, die zwischen 1996 und 2009 geboren wurden). Das Unternehmen liefert seine Produkte in 50 Länder und erwartet für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von acht Prozent.
Krisensitzung mit Bürgermeistern: Die Region Tachov kämpft mit Zustrom von Ausländern
In der Region Tachov kämpfen einige Orte damit, dass sich die Bevölkerung nicht mehr sicher fühlt, weil sie mit einer steigenden Anzahl ausländischer Fabrikarbeiter in den Industriezonen konfrontiert sind, die oft in den Gemeinden nicht registriert sind, in überfüllten illegalen Wohnheimen leben und sich nicht an die Regeln halten. Das Tachauer Tagblatt berichtet von einem Treffen des Bezirkspräsidenten des Pilsener Bezirks, Kamal Farhan, mit Vertretern der Städte Tachov, Bor, Přimda und Planá sowie Vertretern von Polizei, Gesundheitsamt und Feuerwehr, bei dem gemeinsame Lösungen gefunden werden sollten, um das Sicherheitsgefühl innerhalb der Bevölkerung zu verbessern. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass die Polizeipräsenz und die Kontrollen verstärkt werden sollen und es konsequentere Repressionen für diejenigen geben solle, die sich nicht an die Regeln halten. Die Region Tachov hat im Verhältnis zu ihren Einwohnern landesweit den größten Ausländeranteil. In der Region leben 42.000 Menschen, davon 10.200 Ausländer. In der Region bewegen sich täglich über 20.000 ausländische Arbeitnehmer, hauptsächlich Angestellte der Industriezonen. Die Polizei ist in der Region chronisch unterbesetzt. Statistisch gesehen fehlen in der Region 23 Polizisten. Die drängendsten Probleme sind ein fehlendes Monitoring der Anzahl der Ausländer, die fehlende Möglichkeit, die Ausländer auf den Gemeinden zu erfassen, der zunehmende Verkehr, der Druck auf das Gesundheitssystem und auf das Schulwesen, Bereitstellung von Wohnraum für eine wachsende Anzahl an Einwohnern und gleichzeitig die Kontrolle illegaler Unterkünfte. Die ausländischen Arbeiter sind oft in überfüllten Unterkünften untergebracht, in denen schlechte hygienische Bedingungen herrschen und die schwarz vermietet werden, weil die Vermieter selbst oft Ausländer sind, die Mittel und Wege finden, keine Steuern zu zahlen. In vielen Fällen sind noch Arbeitsagenturen im Spiel, die keine oder nur sehr geringe Löhne zahlen und die Arbeiter ausbeuten. Die Tatsache, dass Ausländer in Tschechien oft nicht gemeldet sind, erschwert den Zugriff.