Zum 100. Todestag: Talk im CeBB in Schönsee über den braven Soldaten Švejk
Zuerst ein flottes musikalisches Intro der Švejk-Band. Dann wird beim bb-talk im CeBB der schalkhafte Zeitgenosse aus dem Werk „Die Abenteuer des braven Soldaten Švejk“ des Schriftstellers Jaroslav Hašek genüsslich seziert.
Die Diskussionsrunde bb-talk gehört zu den Veranstaltungsformaten der ersten Stunde im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee. Seit 2006, dem Eröffnungsjahr, gibt es die Talkrunde, immer mit Deutschen und Tschechen auf dem Podium. Am letzten Donnerstag sitzt im Geist Josef Švejk mit in der Runde, passgenau zum hundertsten Todestag des Erfinders der Figur des Prager Querschädels.
Švejk oder Schwejk ist ein Prager Hundehändler, der zum Militärdienst rekrutiert wird, obwohl ihn ein Militärarzt “endgültig für blöd” erklärte. Er gerät in die Mühlen des Militärbetriebs – ob im bürokratischen Irrsinn beim Oberleutnant Lukasch oder an der Front. Mit kalkulierter und sympathischer Naivität setzt sich Švejk gegen den Unsinn des Krieges zu Wehr. Der Prager Schriftsteller Jaroslav Hašek stellt den Militärapparat in dem in sage und schreibe 60 Sprachen übersetzten Schelmenroman in vielen Episoden bloß.
bb-talk Organisator David Vereš, Mitarbeiter des CeBB seit der ersten Stunde, hat eine illustre und in Švejk-Fragen versierte Diskussionsrunde zusammengestellt. Moderator ist der in Halle/Saale geborene Rundfunkjournalist Ferdinand Hauser (Radio Prague International). Neben ihm Milan Karpíšek, der schon beim musikalischen Auftakt ahnen lässt, dass die Gäste kaum zu bremsen sind, wenn die Švejk-Band in einer tschechischen, deutschen oder amerikanischen Kneipe aufspielt. In der Mitte sitzt Kenneth Hanshew, Literaturwissenschaftler und Bohemist an der Uni Regensburg. Arthur Schnabl, literarischer Reiseleiter beim Regensburger Veranstalter „Begegnung mit Böhmen“, dessen Touren auf den „Spuren des Švejk“ zu den gefragten Reisen gehören, macht die Runde komplett. Gleich am Anfang schmunzelte er schwejkhaft, als er gestand, den Švejk bis jetzt noch nicht gelesen zu haben. „Dafür kann ich kuchelböhmisch“. Er nuschelt kaum Verständliches ins Mikrofon, so wie Jaroslav Hašek seinen Švejk im Originalwerk tschechisch mit deutschen Elementen „böhmakeln“ lässt – ein anderer Begriff für österreichisches „Wiener“- Deutsch, wenn es mit tschechischen Elementen vermengt ist.
Moderator Ferdinand Hauser fragt in die Runde, was Švejk so populär machte. Die drei Podiumsgäste kommen zu interessanten Schlüssen. Einig sind sie sich, dass es vor allem die Illustrationen von Josef Lada sind, die seine oft schrägen Geschichten, absurden Episoden des Kriegsgeschehens und des Drumherums für jedermann auf amüsante Weise erfassbar machen. Die Bilder verkörpern einen Švejk, der ganz anders ist als derjenige, der im Roman zwischen Polizeispitzeln und Prostituierten sein Bier trinkt. Also nicht Schmutz und Vulgarität, sondern Gemütlichkeit und einfache Zufriedenheit sprechen aus den Bildern. Der Typ, den der Schriftsteller anfangs am Wirtshaustisch Kapitel für Kapitel der Kritik seiner Stammtischbrüder aussetzt, zeigt wie nah er sich am einfachen Leben bewegt.
Quelle: onetz.de
Neuestes Stück der Švejk-Band: https://www.youtube.com/watch?v=sPxnMGDIavg