KulturTour zu den Spuren der Schlacht am Weißen Berg
Die CeBB-KulturTour am 8. Oktober 2023 bezog sich auf das wohl derzeit größte bayerisch-tschechische Kulturereignis: die gemeinsame Landesausstellung „Barock - Bayern und Böhmen“, die am 3. Oktober 2023 im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu Ende ging und im Dezember in Prag eröffnet wird. Das Thema dieser Ausstellung führte eine Reisegruppe aus Schönsee nach Prag.
Die Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 war ein Schlüsselmoment der tschechischen und europäischen Geschichte. Während des 30-jährigen Krieges trafen am Weißen Berg die kaiserlichen und bayerischen Truppen der Katholischen Liga und die böhmischen Stände unter König Friedrich V. von der Pfalz aufeinander. Nach seiner Niederlage musste Friedrich V., der sogenannte Winterkönig, aus Böhmen fliehen. Die Schlacht, die kaum zwei Stunden dauerte, markierte eine endgültige Glaubensspaltung in Europa und beendete die relativ friedliche Koexistenz der katholischen und der protestantischen Kirche und gab den Weg zur Rekatholisierung und zur Durchsetzung des Absolutismus in den österreichischen und böhmischen Ländern frei. Für die böhmischen Länder begann das so genannte „Dunkle Zeitalter“.
In der Folge wurden die Stände Böhmens durch die vom Kaiser 1627 erlassene Verneuerte Landesordnung weitestgehend entmachtet. Tausende von böhmischen Protestanten flohen als Exulanten nach Deutschland und fanden dort eine neue Heimat. Eine einschneidende Wirkung hatte die Schlacht auch für die Geschichte der tschechischen Sprache, da in der Folge die gebildete Schicht des tschechischen Volkes zur deutschen Sprache überwechselte. Das Tschechische musste als Schriftsprache Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts in der tschechischen Wiedergeburtsbewegung revitalisiert werden, was bis heute als Diglossie hörbar ist.
Diese interessante und informative KulturTour begleitete fundiert der tschechischen Publizist, Historiker, Buchautor und ehemalige Gründungsdirektor des Tschechischen Zentrums in München, Jan Šícha.
Der erste Programmpunkt der KulturTour war ein Wallfahrtsort, die Kirche Maria vom Siege. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde 1622–1624 südöstlich des Weißen Berges eine Kapelle errichtet, die zunächst dem böhmischen Landesheiligen Wenzel und später der Jungfrau Maria geweiht war. Von 1708 bis 1730 führte der Baumeister und Maler Christian Luna den Umbau der Kapelle zu der weiträumigen Wallfahrtskirche Maria vom Siege durch.
Zu Fuß ging es weiter zum Lustschloss Stern, das 1555 nach einem Entwurf Ferdinands II. von Tirol errichtet wurde. Das Renaissanceschloss zeichnet sich vor allem durch seinen sternförmigen Grundriss aus.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stand besonders das Thema Barock in der Innenstadt von Prag auf dem Programm. Beeindruckend das Prager Loreto, einem barocken Gebäudekomplex auf dem Hradschin. Das Kapuzinerkloster besteht aus der Kirche Christi Geburt, der Loretokapelle und dem Konventsgebäude mit Glockenturm. Die Schatzkammer mit Juwelen, mit Gemälden von großem kunsthistorischem Wert und vor allem mit den zahlreichen Monstranzen ist ein wertvoller Bestandteil des Loreto-Heiligtums in Prag. Weltberühmt ist die Prager Sonne, eine 1699 in Wien gefertigte Monstranz aus vergoldetem Silber, die mit 6222 Diamanten geschmückt ist. Sie ist 89,5 cm hoch, 70 cm breit und wiegt 12 kg.
Weiter führtet der Weg durch die Prager Innenstadt über die Karlsbrücke und endete auf dem Altstädter Ring, wo 27 in das Pflaster eingelassenen weiße Kreuze zu Füßen des Altstädter Rathausturmes an ein dunkles Kapitel erinnern. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden hier 27 Standesherren (22 tschechischen und 5 deutschen Ursprungs) am 21. Juni 1621 exekutiert.
Im Anschluss an die Führung konnten die Reiseteilnehmer auf eigene Faust Prag erkunden, bevor der Bus die Heimreise in die Oberpfalz antrat.