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  • Das Trachtenmuseum in Postřekov: Ein Sack Hafer für ein Hochzeitshemd

Veröffentlicht am 17. Oktober 2022 AktuellesCeBB

Das Trachtenmuseum in Postřekov: Ein Sack Hafer für ein Hochzeitshemd

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Prächtige Farben und Verzierungen, üppige Blumenmuster und die charakteristischen bestickten Kopftücher sind von den Festen in den chodischen Dörfern nicht wegzudenken. Anna Burešová aus Postřekov sammelt und näht chodische Trachten. Und sie versteht es, aus der Gestaltung der Trachten Geschichten über das Leben an der Grenze zu Bayern und seine Veränderungen zu lesen.

Ein chodisches Hochzeitspaar nimmt einen zentralen Platz in der Sammlung ein: Sie im schwarzen, plissierten Rock aus festem Wollstoff mit transparenter weißer Spitzenschürze, in der Hand statt Blumen ein ledergebundenes Gebetstuch, auf dem Kopf ein festliches Gesteck. Er in den traditionellen hellen Kniebundhosen, einem knielangen, blauen Mantel mit umstickten Knopflöchern, Stehkragen und Silberknöpfen und einem breitkrempigen schwarzen Hut. Der Mantel erinnert an eine Uniform, und tatsächlich erzählt Anna Burešová, dass die Mäntel der Choden wohl auf Uniformen französischer Soldaten zurückgingen, die auf der alten Heeresstraße von Waldmünchen her ins durch das Chodenland zogen.

Die Choden gelten als der tschechische Stamm schlechthin: Wohl als Grenzwächter im Mittelalter von den Landesherren entlang der Grenze angesiedelt waren sie Freibauern, die sich lange gegen die adeligen Grundherren zur Wehr setzten. Der Kern ihres Siedlungsgebietes rund um Domažlice bildete auch im frühen 20. Jahrhundert ein tschechisches Sprachgebiet, das bis an die Grenze zu Bayern reichte, während nördlich und südlich davon überwiegend deutschsprachige Bevölkerung lebte.

Das Dorf Postřekov am nördlichen Rand des Chodenlandes, am Fuß des Böhmischen Waldes, besteht aus zwei Ortsteilen, dem Hauptort Postřekov und dem Ortsteil Mlýnec. Letzterer war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs von Deutschen besiedelt. Gemischte Ehen waren keine Seltenheit. An ein Brautkleid von 1930 ist ein verblichenes Foto des Hochzeitspaares angeheftet: Sie eine Deutsche, die in eine tschechische Familie einheiratete. Ihre Schwestern heirateten Deutsche. Die Schwestern wurden nach 1945 vertrieben, die Braut auf dem Foto blieb.

Das Zusammenleben, aber auch die Veränderungen in der Lebensweise der Einwohner wirkten sich auf die Kleidung aus. Die Nähe zu Bayern zeigt sich in den Trachten: Ähnlichkeiten gibt es in den Schnitten, in den Mustern, in den Handwerkstechniken. Ab dem 19. Jahrhundert brachten die Männer oft die Stoffe aus Bayern mit, wo sie arbeiteten. Auch in den Bezeichnungen, die gerade im nördlichen Teil des Chodenlandes, dem „Oberen Chodenland“ verwendet werden, zeigt sich der Kulturaustausch: Die Schürze heißt „Fiertuch“, das ärmellose Oberteil „Lajblík“. Aus der Tracht der Deutschen waren die Schößchen an den aus gemustertem Satin genähten Jacken der Frauen übernommen worden. Bis 1945 waren sie typisch für die Tracht des „Oberen Chodenlandes“. „Nach dem Zweiten Weltkrieg musste alles Deutsche weg. Die Schößchen wurden auf Höhe der Taille einfach abgeschnitten, die kurzen Jäckchen wurden weitergetragen“, sagt die Sammlerin und fügt bedauernd hinzu: „Es ist so schade, dass all das verloren gegangen ist.“

Trachten wurden bis in die 1970er Jahre auch im Alltag von den Bewohnerinnen der chodischen Dörfer getragen. Die Männer hatten die Trachten schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgelegt, als sie zunehmend die Landwirtschaft aufgaben und sich der Erwerbsarbeit zuwandten. „Die letzte Frau, die ihr ganzes Leben nichts anderes als unsere Tracht trug, starb vor zwei Jahren“, erinnert sich Anna Burešová. Die Trachten wurden in Heimarbeit, meist im Winter, genäht, bestickt, mit Klöppelspitzen und Pelzstücken besetzt, mit gedrehtem Silberdraht und Kordeln verziert. Auch die Tracht der Männer war detailreich geschmückt – bei den Getreidebauern fruchtbaren, reichen „Unteren Chodenland“ prächtiger und bunter als bei den Kartoffelbauern im „Oberen Chodenland“. Gehandelt wurden die Trachten im Tausch gegen Naturalien. „Einen Sack Hafer bekam die Näherin für ein Hochzeitshemd mit Lochstickerei“, erzählt Anna Burešová.

Auch sie, die nach örtlichem Brauch „Hanča“ gerufen wird, und ihre Freundin, sind begeisterte Näherinnen. Von der älteren „Tante“ Čížková hatten sie gelernt, die aufwändigen Trachten zu fertigen. Verwandt waren sie zwar nicht, doch in den chodischen Dörfern werden alle älteren Frauen als „Tante“ bezeichnet. Nach dem Tod der „Tante“ baten die Leute die beiden jungen Näherinnen ihnen Trachten zu nähen. Zwei Wochen Arbeit stecken in einer Festtagstracht für Frauen, eine Woche in der für Männer.

Als sich die Begeisterung der Näherinnen für die alten Trachten herumsprach, brachten ihnen die Leute auch alte Trachten aus Nachlässen. Gerade die aufwändigen Festtagstrachten wurden zwar von Generation zu Generation weitergegeben. Das gelingt heute aber oft nicht mehr: Die Menschen sind kräftiger und größer geworden. Viele der Kleider in der Sammlung dürften von Frauen getragen worden sein, die kaum mehr als 40 oder 50 Kilo auf die Waage brachten. Das älteste Stück der Sammlung ist über zweihundert Jahre alt – das Festtagsgewand einer verheirateten Frau, die damals noch eine flache weiße Haube mit üppiger schwarzer Stickerei, den sogenannten „koláč“ („Kuchen“) trug. Später setzten sich Kopftücher mit langen Fransen und großen Blumenstickereien durch, die im Nacken gebunden wurden. Die chodische Tracht erfreut sich in den letzten Jahrzehnten wieder großer Beliebtheit, die Kopfbedeckung wird aber gerne weggelassen.

Die provisorischen Räumlichkeiten in der ehemaligen Schule von Postrekov, an der Hauptstraße in Sichtweite der Kapelle St. Jakob gelegen, kann die prächtigen Exponate kaum fassen. Der Gemeinderat unterstützt die Sammlerinnen und plant eine Renovierung des Gebäudes. Bessere Präsentationsmöglichkeiten für die Trachten wünscht sich Anna Burešová, und Kursräume, um die Jüngeren an die Kunst der Trachtenfertigung heranzuführen. „Die Trachten sind unsere Wurzeln, und die müssen wir kennen und pflegen“, sagt sie voller Überzeugung.

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