Zweitsprache an tschechischen Schulen in Gefahr
Die geplante Reform der Lehrpläne sieht vor, dass in den tschechischen Schulen nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird. Auf der zweiten Stufe sind nun zwei erforderlich. Nach Ansicht der Autoren der Reform ist die zweite Sprache für Kinder unnötig anstrengend, und sie lernen sie nicht richtig. Doch viele Sprachwissenschaftler und Stimmen aus der Wirtschaft sind dagegen.
Laut der Eurobarometer-Umfrage sind die am häufigsten gesprochenen Fremdsprachen in der Tschechischen Republik Englisch (von weniger als 12 % der Bevölkerung gesprochen) und Deutsch (von fast 9 % der Bevölkerung gesprochen). Die Abschaffung des Erfordernisses der zweiten Sprache würde sich am ehesten auf den Deutschunterricht auswirken. “Angesichts der intensiven deutsch-tschechischen Wirtschaftsbeziehungen gibt es auch in Zukunft ungenutzte Möglichkeiten und Chancen für Menschen und Unternehmen aus beiden Ländern. Die meisten unserer Unternehmen erwarten heute neben technischem Know-how auch Kommunikationsfähigkeit und gute Fremdsprachenkenntnisse – insbesondere Deutsch als zweite Fremdsprache. Das stärkt das Vertrauen in die Verhandlungen, erhöht die Karrierechancen, die Flexibilität und die Erfolgsaussichten”, so Bernard Bauer, geschäftsführendes Mitglied der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer, auf der Website der Kammer.
Die Organisatoren des grenzüberschreitenden Projekts für nichtformale Bildung “Digital International” sprechen sich ebenfalls für die Beibehaltung der zweiten Sprache aus. Zum letzten Mal in diesem Schuljahr treffen sich seit Montag, dem 9. Mai, junge Tschechen aus der F. L. Čelakovský-Grundschule in Strakonice und Bayern aus der Lobkowitz-Realschule in Neustadt a. d. Waldnaab. Das fünftägige internationale Digitalseminar findet zunächst in der Gemeinde Jestřábí bei Lipno statt, und am dritten Tag ziehen alle nach Waldmünchen, Deutschland. “Ziel des Treffens ist es, junge Menschen über die Möglichkeiten einer Berufsausbildung im gewerblich-technischen Bereich zu informieren und sie zu motivieren, sich in einer Fremdsprache zu verständigen – eine wertvolle Kompetenz für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit”, fasst Magdaléna Hrubá, Senior Projektmanagerin von “Digital International”, die Bedeutung der Seminare zusammen. Das Programm umfasst auch Exkursionen zu Technologieunternehmen. Diesmal werden die Teilnehmer COMTEST FHT in Dobřany und auf deutscher Seite das Hochschulforschungszentrum Campus Cham besuchen.
Das Projekt wird auf tschechischer Seite vom Verein Knoflík aus Pilsen und auf deutscher Seite von der Jugendbildungsstätte in Waldmünchen organisiert. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms für grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tschechische Republik – Freistaat Bayern Ziel ETZ 2014-2020 und den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Das Projekt “Digital International” endet dieses Jahr. Die letzte Veranstaltung für Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren wird ein Sommerferiencamp vom 31. Juli 2022 bis zum 6. August 2022 zum Thema Build Your World sein. Das Programm ist sehr abwechslungsreich (virtuelles Strategiespiel, Camping, Ausflug zum Techmania Science Center in Pilsen, Besuch des Wasserparks, Projekte mit intelligenten Spielzeugen (Gadgets), verschiedene Workshops, Wettbewerbe und Sport. Weitere Informationen unter www.i-digi.eu.
Quelle: Pressemitteilung knoflik.org