Sommerradtour durch Böhmisch Kanada und das Thayatal
Die Sommerradtour von Bavaria Bohemia e.V. führte in diesem Jahr auf fünf Etappen durch die wilde Natur in Böhmisch Kanada und durch den mährischen Nationalpark Thayatal mit einem Abstecher nach Österreich. Die Strecke bot landschaftliche Gegensätze und einen hohen Erlebniswert.
Vom Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee ging es am 28. August mit dem Bus nach Jindřichův Hradec (Neuhaus). Hier empfing Tourguide Mikuláš Zvánovec die Gruppe. Zum siebten Mal begleitete der ehemalige CeBB-Mitarbeiter die Tour als Detailkenner, Übersetzer und geduldiger Ansprechpartner.
Nach der Busankunft wartete am Bahnhof in Jindřichův Hradec (Neuhaus) auf die 27 RadfahrerInnen – davon 20 auf E-Bikes – eine historische Dampflokfahrt auf der Schmalspurbahn. Ziel war die einzigartige Waldhaltestelle in Kaproun (Kaltenbrunn), die die Reisegruppe nach etwas über einer Stunde auf der sehr romantischen Bahnstrecke nahe dem Scheitelpunkt auf 640 m ü. NN erreichten. Hier startete nach einer kurzen Mittagspause die erste Radetappe. Durch die tiefen Wälder Böhmisch Kanadas führte die Strecke direkt bis zum Hotel in Slavonice (Zlabings), einem hübschen Städtchen, das die Besucher am Abend bei einer Stadtführung erkundeten.
Der nächste Tag startete auf der Anhöhe bei Senotín (Zinolten). Von diesem Aussichtspunkt inmitten des seit 1994 bestehenden Naturparks Böhmisch Kanada hatten die RadlerInnen einen beeindruckenden Blick auf die Burg Landštejn (Landstein) aus dem 13. Jahrhundert. Diese war zur Sicherung der damals unruhigen böhmisch-österreichischen Grenze erbaut worden.
Den nächsten Halt mit Fototermin legte die Gruppe am imposanten Schloss in Český Rudoletz (Böhmisch Rudoletz) ein. Von hier ging es weiter nach Dačice (Datschitz), das als Geburtsort des ersten Zuckerwürfels der Welt gilt. Nach einer ausgiebigen Mittagspause führte die Route die Thaya flussaufwärts bis in die malerische UNESCO-Kleinstadt Telč (Teltsch).
Die dritte Tagestour begann in Nová Bystřice (Neubistritz). Von dieser beschaulichen Kleinstadt aus radelte die Gruppe an der böhmisch-österreichischen Grenze bis Maříž (Mareis), das vor 1989 im Sperrgebiet lag. Hier erinnern die Schlossruinen und die wieder aufblühende Keramikherstellung an den einstigen Ruhm des Grenzortes. Im Anschluss ging es auf der ehemaligen Eisenbahntrasse an der Thaya entlang nach Österreich. Mit 65 km war dies die längste Tagesetappe der Tour. Mit vielen neuen Eindrücken erreichte die Gruppe das Ziel Waidhofen an der Thaya.
Stilecht klang der Tag dann aus: Beim böhmischen Abend im Garten einer Weinkellerei waren alle Strapazen vergesssen. Bei Wein und Musik mit Akkordeon und Teufelsgeige probierten die Gäste die hier angebauten südböhmischen Weine, einige schwangen in gelöster Stimmung das Tanzbein.
Regenbedingt mussten die Pläne für den vierten Tag geändert werden. Hier zeigte der Tourguide Spontaneität und Organisationstalent. Die Teilnehmer erkundeten das Schloss Vranov nad Dyjí ( Frain), an dessen Stelle einst eine landesfürstliche Burg stand, die der Landesverteidigung gegenüber Österreich diente.
Der Weinort Šatov (Schattau) hielt eine Besonderheit für die BesucherInnen bereit: Einen Weinkeller, der über 30 Jahre lang von dem Künstler Maximilian Appeltauer mit kunstvollen Bildern verschönert wurde – einzigartig und wirklich sehenswert!.
Mittags erreichte die Reisegruppe Znojmo (Znaim), das als Zentrum der mährischen Weintradition wie auch als Inbegriff der Gurkenproduktion bekannt ist. Zum Ausklang des Tages stand dann noch eine Schifffahrt auf dem Stausee nach Bítov (Vöttau) auf dem Programm.
Am letzten Tag der Kultur- und Radtour war der Wettergott den Gästen wieder gewogen. Die Abschiedsrunde begann an der böhmisch-österreichischen Grenze und führte vorbei an den zahlreichen Teichen bei Stráž Nad Nežárkou (Platz an der Naser), dem Geburtsort der weltberühmten Opersängerin Emmy Destin, bis in die Kreisstadt Jindřichův Hradec (Neuhaus). Ein Besuch vor dem Schloss, ein letztes Gruppenfoto, das gemeinsame Mittagessen mit kurzem Bummel durch die Stadt – schon war die Zeit gekommen, um voller neuer Eindrücke Abschied von Südböhmen zu nehmen und die Heimreise nach Deutschland anzutreten.
Nach 180 km gefahrenen Kilometern mündete die Begeisterung über die fünf erlebnisreichen Tage in herzlichem Applaus für das Reiseleiterteam, das die Kultur- und Radtour souverän und herzlich gestaltete.