Kultur und Natur am bayerisch-tschechischen Grenzkamm
Ein Wandertipp für Interessierte, die das Besondere suchen, ist die Erkundung der Region am bayerisch-tschechischen Grenzkamm. Bavaria Bohemia e.V. / Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) und das Landschaftsschutzgebiet Český les luden zur gemeinsamen Wanderung mit dem Journalisten und Wanderführer Antonín Hříbal aus Tachov ein, der die Gegend wie seine eigene Westentasche kennt.
Simultan gedolmetscht lauschten die gut 30 Teilnehmer aus Deutschland und Tschechien den interessanten Ausführungen des Wanderführers während der etwa 15 Km langen Tour.
Im Landschaftsschutzgebiet CHKO Český les finden sich zahllose Schätze. Einst entlang des Eisernen Vorhangs gelegen, konnte sich eine unvergleichbare Fauna und Flora in dieser historischen Grenzlandschaft entwickeln, die seinesgleichen sucht.
Start der Wanderung war in Stará Knížecí Hut (Altfürstenhütte) in der Gemeinde Lesná bei Tachov. Von Altfürstenhütte führte der Weg weiter über die ehemalige Ortschaft Stoupa (Altpocher) direkt an der “Grenzlinie” entlang des Rabenbachs gelegen, an dem sich die Grenze mit dem natürlichen Mäandrieren des Wasserlaufs bewegt. Untergegangene Ortschaften zeugen von der Besiedlungsgeschichte der Region, die auch durch die Glaserzeugung geprägt wurde. Grenzsteine und Grenzzeichen finden sich als Überbleibsel alter Grenzmarkierungen. Aus den Zeiten des Eisernen Vorhangs stammen Grenzwachanlagen wie der heutige Aussichtsturm und die Reste der Stacheldrahtzäune am Havran (Großer Rabenberg) oder die Kasernen bei Altfürstenhütte. Wanderführer und Kenner Antonín Hříbal informierte anhand eines Tagebuchs von den Abläufen auf dem Wachturm Havran, dokumentiert von Soldaten, die dort ihren Dienst absolvierten. Erschütternd die Dokumentation, die von kulinarischen Menü-Plänen von Weihnachten berichteten, während in unmittelbarer Nähe Wachhunde ihren Dienst taten.
Zum Abschluss der Wanderung stand der Besuch der ehemaligen Glasschleife Erstschleife/Arnostova lestirna auf dem Programm. Mitten im Hochwald tauchen zunächst tiefe Gräben auf – einst künstliche Wasserläufe, die die einst acht Glasschleifen des Tals versorgten. Ein Stück abseits des Weges, aber gut beschildert, befinden sich die zum Schutz vor der Witterung überdachten Reste der ehemaligen Schleife. Nur hier blieben die Schleifteller und im Keller die komplette ausgefeilte Mechanik erhalten, die andernorts bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg abtransportiert worden war. Ein Stück weiter ist an einem Wasserrad im Bach ein funktionstüchtiges Modell eines Schleiftellers zu finden. Beeindruckt von den fundierten Schilderungen der harten Arbeitsbedingungen in der Glasschleife traten die Wanderer ihren Heimweg an.


