Preisverleihung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Am Samstag, 13. Januar verlieh die Sudetendeutsche Landsmannschaft im Sudetendeutschen Haus in München ihre Kulturellen Förderpreise an Nachwuchskünstler.
Bildende Kunst und Architektur
Den Kulturförderpreis für Bildende Kunst und Architektur erhält in diesem Jahr eine tschechische Denkmalpflegerin. Die am 3. Juli 1987 in Karlsbad geborene Barbora Větrovská ist eine junge Frau mit weitgefächerten Aktivitäten auf dem Gebiet der tschechischen Denkmalpflege mit Schwerpunkt des sudetendeutschen Denkmalerbes in der Tschechischen Republik. Sie ist Textautorin, Fotografin, Denkmalpflegerin sowie Organisatorin von deutsch-tschechischen Ausstellungen wie „Verwaiste Denkmale“, „Historische Friedhöfe“ oder „Braunauer Kirchengruppe“. Gegenwärtig fotografiert Větrovská Objekte für die deutsch-tschechische Denkmalpflege-Wanderausstellung „Meine Heimat im Wandel“. Ihre einfühlsamen Bilder von bereits zerstörten oder geretteten deutschen Denkmalen in der Tschechischen Republik sprechen die Betrachter an und stärken das Interesse an der Renovierung wichtiger Zeugnisse der deutschen Geschichte in den Böhmischen Ländern.
Musik
Förderpreisträger für Musik ist Philipp Schiepek, der am 4. Dezember 1994 in Dinkelsbühl (Mittelfranken) zur Welt kam. Seine herausragende musikalische Begabung zeigte sich früh. Nach der Schule studierte er zunächst Klassische Gitarre mit dem Abschluss Zertifikatstudium Gitarre 2017, verstand sich aber, innerer Neigung folgend, stets auch und vielleicht mehr noch als genuiner Jazzer. 2016 wurde er Mitglied im Bundesjazzorchester, mit dem er mittlerweile zahlreiche nationale und internationale Auftritte bestritt. Seit 2017 ist er Masterstudent in den Fächern Jazzgitarre und klassische Gitarre. Parallel dazu konzertiert er bereits rege und versucht sich sowohl in der nationalen wie internationalen Jazz- und Klassikszene zu etablieren. Seit 2013 bildet er mit dem Saxophonisten und Klarinettisten Thomas Hähnlein ein viel beachtetes Duo. Ihr Zusammenspiel ist sensibel und einprägsam. So gelingt es ihnen, Stimmungen einzufangen und auf ihr Publikum zu übertragen. Ob Klassik, Jazz oder Rock – immer findet Philipp Schiepek den richtigen Ton, spricht den Hörer unmittelbar und authentisch an.
Literatur und Publizistik
Die aus Pilsen stammende Kateřina Kovačková, die den Förderpreis für Literatur und Publizistik erhält und die die Landsleute dank vieler Lesungen und Referate kennen, feierte am 5. Juni 36. Geburtstag. Nach dem Magisterabschluss an der Westböhmischen Universität Pilsen promovierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit einem Vollpromotionsstudium des DAAD über „Figuren der ,Anderen‘ in der deutschböhmischen Exilliteratur“. Von März 2015 bis Oktober 2017 arbeitete sie an ihrem Buchprojekt „Zeitzeugengespräche“ und führte dafür 20 Interviews mit Deutschen aus den Böhmischen Ländern über ihr Lebensschicksal. Das Buch „Böhmisches. Allzu Böhmisches? Verwischte Lebensbilder im Südwesten“ erschien im November.
Wissenschaft
Neue Trägerin des Wissenschaftsförderpreises ist die Münchenerin Katharina Anna Aubele. Sie ist 33 Jahre alt und promovierte Historikerin. Ihr Studium der Geschichte Ost- und Südosteuropas, der Neueren und Neuesten Geschichte und der Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an der Immanuel Kant-Universität in Königsberg, das heute zur russischen Exklave„Kaliningrader Gebiet“ gehört, beendete sie mit einer Magisterarbeit über die „Vorstellungswelten sudetendeutscher Frauen“, wofür sie die SudetendeutscheAkademie der Wissenschaften und Künste 2011 mit dem Adolf-Klima-Preis auszeichnete. Nach einer kurzen Zeit der Mitarbeit im Collegium Carolinum war sie Kollegiatin des deutsch-polnischen Promotionskollegs „Polen und Deutschland im modernen Europa“ und zwischen Dezember 2012 und Frühjahr 2015 assoziierte Doktorandin der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien. Ihre Promotion über das Engagement vertriebener Frauen in den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland betreute Professor Martin Schulze-Wessel.
Volkstumspflege
Mit ihrem Förderpreis für Volkstumspflege zeichnet die SL Eva Čapková aus. Die am 7. März 1989 – im Jahr der Samtenen Revolution – in Mährisch Trübau geborene Wirtschaftswissenschaftlerin hat seit ihrem sechsten Lebensjahr, das heißt seit 22 Jahren, einen ganz besonderen Lebensinhalt: Sie tanzt die deutschen Schönhengster Volkstänze. Eva Čapková blieb auch als junge Erwachsene der Schönhengster Volkstanzgruppe treu. Sie übernahm zunächst mit Rosťa Steiner, einem Tanzpartner aus Kindheits- und Jugendtagen, die Leitung der Kindertanzgruppe und probte auch während ihres Wirtschaftsstudiums regelmäßig einmal in der Woche. Dank ihres künstlerischen Könnens und ihrer Begeisterungsfähigkeit sind die deutschen Schönhengster Volkstänze in der Heimat in der Gegenwart ein lebendiges und international geachtetes Kulturgut.
Mit den Förderpreisen zeichnet die Sudetendeutsche Landsmannschaft Persönlichkeiten aus, die künftig außergewöhnliche Leistungen auf den Gebieten: Bildende Kunst und Architektur, Literatur und Publizistik, Musik, Wissenschaft sowie Volkstumspflge erhoffen lassen.
Zum 37. Mal werden dieses Jahr die Kulturellen Förderpreise verliehen, deren Empfänger entweder aus der sudetendeutschen Volksgruppe stammen oder einen bedeutenden Beitrag für diese geleistet haben sollen. Dafür werden sie mit dem mit 1.000 Euro dotierten Preis unterstützt.