Partnergymnasien aus Regensburg und Domažlice präsentieren gemeinsames Theaterstück
Gemeinsam überzeugten die Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Regensburg und des Jindřich-Šimon-Baar-Gymnasiums in Domažlice/Taus alle davon, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit viele kreativ-künstlerische Formen annehmen kann. Die Theatergruppen der beiden Gymnasien führten am 12. Mai 2016 im Theaterkeller des Regensburger Gymnasiums das gemeinsam verfasste zweisprachige Stück mit dem Titel "Endlose Reise - Nekonečná cesta" auf.
Das Theaterstück, das sich mit dem aktuellen, viel diskutierten Thema der Flüchtlingskrise beschäftigt, wurde von den Schülern einen Tag zuvor mit großem Erfolg am Gymnasium in Domažlice uraufgeführt.
Das Stück ist das Ergebnis der umfangreichen Untersuchung von Informationen, Fotografien und Statistiken, die die Schüler von Fachleuten (u.a. vom Leiter der Regensburger Erstaufnahmeeinrichtung oder von der Polizei) und von den Geflüchteten selbst erhielten. Eine Reihe der verwendeten Materialien stammte auch aus den Medien, besonders aus der bedeutenden deutschen Tageszeitung “Süddeutsche Zeitung”.
Ziel der Schüler war es, die Situation in den vom Krieg gebeutelten Ländern realistisch darzustellen, die Situation von Menschen auf der Flucht zu schildern und sie in die komplexen politischen Zusammenhänge einzuordnen. Ergebnis der intensiven zehntätigen Vorbereitung war eine einzigartige Vorstellung, die den Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes aus seiner Komfortzone holte und zum Nachdenken brachte.
Das Medium Theater wurde hier zu einem Weg, Fragen zu stellen – nicht nur in der Kommunikation mit den Zuschauern selbst, sondern auch während der Vorbereitungen und Proben, während denen die Schüler mit einander diskutierten und unterschiedliche Ansichten zum Ausdruck brachten.
Neben der Frage “Wer sind eigentlich diese flüchtenden Menschen, was hat sie dazu gebracht, ihre Heimat zu verlassen, und was erleben sie?” kamen auch Fragen nach der Reflexion unserer eigenen Haltung auf, wie z.B. “Warum empfinden wir Geflüchtete als Bedrohung?” oder sogar “Wer sind eigentlich “wir”?”, “Wer ist das eigentlich – ein Tscheche, ein Deutscher?” und “Haben wir etwas gemeinsam?”. Das Gewicht dieser Fragen war während des gesamten Stückes zu spüren, in welchem es den Schülern sehr gut gelang, die Kompliziertheit der Flüchtlingskrise und die Notwendigkeit eines internationalen Dialoges und der gemeinsamen Arbeit an einer Lösung aufzuzeigen.
Die Herausforderungen einer Zusammenarbeit, die häufig von der Sprachbarriere behindert wird, konnten die Schüler am eigenen Leib erfahren. Sie mussten während der Vorbereitung gegenseitiges Verständnis und das Respektieren anderer Ansichten erlernen. Das zehnjährige Jubiläum der Partnerschaft der beiden Gymnasien und die bereits fünfte gemeinsame zweisprachige Theateraufführung zeugen davon, dass es möglich ist, die physischen und kulturellen Grenzen zu überwinden und mithilfe der Kunst gemeinsam auf aktuelle Probleme aufmerksam zu machen, die uns alle – als Europäer – betreffen.
Im Anschluss an die Aufführung findet im Juni am Jindřich-Šimon-Baar-Gymnasium in Domažlice eine Ausstellung statt, die interessante Materialen präsentiert, welche die Schüler während der Vorbereitung des Theaterstückes gesammelt haben.