Seehofer’s Pragbesuch mit positivem Echo
In Ostbayern wurde die Reise wegen der langen gemeinsamen Grenze zu Tschechien mit besonderem Interesse erwartet.
„Wenn man das Zusammenwachsen Europas ernsthaft umsetzen will, muss auf höchster politischer Ebene miteinander gesprochen werden“, sagte Thomas Rudner, der Leiter des Regensburger Tandem-Büros. Das 1997 gegründete Zentrum koordiniert den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Seehofers Besuch habe politische Signalwirkung. So hofft Rudner, dass Seehofer die Aufmerksamkeit auf Defizite lenkt: Bei den tschechischen Sprachkenntnissen der Deutschen sieht er Nachholbedarf. Hans Eibauer, Leiter des Centrums Bavaria Bohemia in Schönsee (Lkr. Schwandorf) verspricht sich Impulse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. “Ich sehe den Pragbesuch sehr positiv.” Treffen beider Seiten müssten nun zur “guten Tradition” werden.
Die breite Zustimmung auf deutscher Seite ist bisher nicht ins Nachbarland geschwappt. Peter Barton, Leiter des Sudetendeutschen Büros in Prag, freut sich zwar persönlich sehr. In Tschechien war der Seehofer-Besuch aber nur Randthema. Die Medien hätten lediglich kurz und kommentarlos berichtet. Positive Einzelreaktionen gibt es doch: “Es ist etwas ganz Revolutionäres für die Beziehungen zwischen beiden Ländern“, betonte Mikuláš Zvánovec, derzeit Praktikant im Centrum Bavaria Bohemia, sonst Student in Budweis ist.
“Es ist sehr gut, dass er kommt“, sagte Ondřej Matějka, Sprecher der Bürgerinitiative Antikomplex. Die Gruppe arbeitet die deutsch-tschechische Vergangenheit ohne Tabus auf. Matějka begegnete Seehofer in Prag persönlich – er bekam eine Einladung für den Empfang, den der tschechische Außenministers Karl zu Schwarzenberg für seinen bayerischen Gast gibt. Seehofers Pragbesuch runde die bayerisch-böhmischen Beziehungen ab, sagte Matějka. “Sie sind ohnehin die besten, die wir zu einem Nachbarland haben – noch besser als das Verhältnis zu Österreich.”

