Innovationen im deutsch-tschechischen Kontext
Das Deutsch-Tschechische Gesprächsforum setzte sich auf seiner Jahreskonferenz 2010 am 9. Oktober in Prag mit dem Thema "Innovationen - Chancen, Risiken, Voraussetzungen" auseinander. Am Forum unter der Leitung von Dr. Luděk Sefzig und Prof. Gert Weisskirchen nahmen weit über 100 Akteure, Förderer und Verantwortliche der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit aus Politik, Administration, Hochschulen, Stiftungen, Organisationen, Institutionen, Initiativen und dem Kulturleben teil. Das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee vertrat CeBB-Leiter Hans Eibauer.
Das Deutsch-Tschechische Gesprächsforum befasst sich jedes Jahr mit einem anderen Thema – die Konferenzen finden abwechselnd in der Tschechischen Republik und Deutschland statt. Nach den Begrüßungsworten der Gastgeber ergriff Tschechiens Vizeaußenminister Jiři Schneider das Wort und stellte unter dem Beifall des Auditoriums unter Anspielung auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an einen chinesischen Regimekritiker fest, dass “er sich nicht vorstellen könne, dass sich Innovation in unfreier Gesellschaft entwickeln kann”.
Der Einführungsvortrag von Prof. Gerhard Mensch, Gründer des International Institute of Indurstrial Innovations in München sprach vom “rollenden Innovationsschub”, der am wirksamsten in einer “Cultural Community” zu registrieren ist. Seine auf eine menschliche Karikatur übertragenen Innovation-Ratings zeigten anschaulich, wie sich die Anteile der Innovationen zusammensetzen. Der Rektor der Tschechischen Technischen Universität in Prag, Prof. Václav Havliček, stellte den engen Zusammenhang von Innovation und Bildung her. Seine Hochschule, im internationalen Ranking 2010 auf Platz 121 von ca. 400 bewerteten Hochschulen, möchte unter die ersten 100 kommen. Das Fazit, “erfolgreiche Innovation ist ohne entsprechend ausgebildete Menschen nicht zu erreichen” fand breite Zustimmung.
Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die hohe Qualität unseres Lebensraums Europa setzte sich Markus Hipp, Geschäftsführender Vorstand der BMW Stiftung Herbert Quandt mit dem Thema “Europa in der Krise – deutsche und tschechische Perspektiven” auseinander. Wir sollten uns bewusst sein, dass Europa der beste Platz zum Leben ist, dass in unserem System soziale Innovationen am besten gedeihen und dass die europäischen Gesellschaften am zukunftsfähigsten sind, weil es bei uns den Menschen möglich ist, sich über viele Säulen zu vernetzten. In Anspielung auf seine Biografie machte Markus Hipp Mut, auch krumme Wege zu gehen. Menschen mit verschiedentlich gewonnenen Erfahrungen können von Einblicken in viele Sektoren der Gesellschaft und der Wirtschaft profitieren.
Anschließend setzte sich Jan Mühlfeit, Chairman Europe der Microsoft Corporation, mit der Frage “Vorteil Innovation – hat Europa die Krise gemeistert?” auseinander. Er sah Europa an einer Kreuzung. Der richtige Weg geht über die Nutzung von softskills, der Entfaltung von Kreativität und dem Verkauf unserer Ideen. Zum Verhältnis von Deutschen und Tschechen sagte er, dass wir unsere Zusammenarbeit als Brücke verstehen. Was er im Gegensatz zu den USA vermisst, ist die Risikobereitschaft – sie ist in Europa 11-mal kleiner.
Im Nachmittags-Panel zeigten Akteure vom Deutsch-Tschechischen Jugendforum und vom “Czech-German Young Professional Program” in einer Kombination aus Power-Point, Videoclips und Diskussionsbeiträgen innovative Ansätze der grenzüberschreitenden Arbeit junger Menschen. Die Konferenz schloss eine Podiumsdiskussion ab, bei der am Beispiel von Projekten bürgerschaftliches Engagement, Bildungsangebote und die Kampagne “Deutschland – Land der Ideen” vorgestellt wurden.






