Schlosstheater in Český Krumlov
Das barocke Schlosstheater in Český Krumlov steht auf dem V. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov hinter dem Burggraben in der Nähe des westlichen Schlossflügels, mit welchem es verbunden ist durch die sog. Mantelbrücke mit einem überdachten Verbindungsgang, der aus dem Maskensaal in die Fürstenloge des Schlosstheaters führt. Die ersten indirekten Berichten über die Anfänge der Theaterkultur auf dem Schloss in Český Krumlov stammen vom Ende des 15. Jahrhunderts. Zur wirklichen Blüte des Theaterlebens kam es dann unter der Herrschaft Wilhelms und Peters von Rosenberg in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1675 ließ Fürst Johann Christian I. von Eggenberg eine Theaterszene errichten im sog. Hirschensaal des Krumlover Schlosses, aber schon in den Jahren 1680 – 1682 ließ er ein neues, selbständiges Theatergebäude auf dem V. Schloßhof bauen, also an der Stelle, wo das bis heute erhaltene Theater steht. In den Jahren 1765 – 1766 wurde von Joseph Adam zu Schwarzenberg dieses Gebäude hergerichtet, ausgestattet mit neuer Einrichtung und Dekoration. Die einzigartige Technik für das Auswechseln von Kulissen und übrigen Dekorationen fertigte der Wiener Zimmermann Lorenz Makh an, die Wandmalereien, die Dekorationen der Decke, der Theatervorhang und die Kulissen wurden ebenfalls von Wiener Malern geschaffen (Hans Wetschel und Leo Märkl). Das Barocktheater auf dem Schloß in Český Krumlov repräsentiert eine ausgereifte Barockszene. Der ursprüngliche Theaterfonds ist erhalten geblieben sowohl in Objekten (das Gebäude, der Zuschauerraum, der Orchesterraum, die Bühne, die Bühnentechnik (die sog. Maschinerie), Dekorationen, Kostüme, Requisiten, Beleuchtungstechnik, Feuerlöschmittel usw.) als auch in einer reichhaltigen Archivdokumentation (Libretti, Szenare, Texte, Partituren, Notenmaterial, Inventare, Rechnungen, ikonographisches Material und andere Informationen über das Theaterleben des 17. – 19. Jahrhunderts). Vergleichbar mit dem Krumlover Barocktheater ist nur noch das schwedische königliche Theater in Drottningholmu bei Stockholm aus dem Jahre 1766, das sich auch zusammen mit seiner technischen Einrichtung erhalten hat, dessen Dekorationen aber erst aus den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts stammen und schon klassizistische Merkmale aufweisen. Die Krumlover Dekorationen hingegen gehen aus dem Stil des illusorischen europäischen Barock hervor, dessen bedeutendster Vertreter der italienische Szenograph und Wiener Hoftheaterarchitekt Giuseppe Galli – Bibiena war. Die Disposition des Gebäudes des Schlosstheaters: Das Krumlover Schlosstheater ist ein selbständiges, gemauertes Gebäude auf einem rechteckigen Grundriß, bisher noch im ursprünglichen Zustand erhalten, das von außen als glatter Kubus erscheint, gegliedert hauptsächlich von den Eingangstüren im Erdgeschoß mit zwei Reihen von Doppelfenstern. Durch den Haupteingang gelangt man in ein kleines Vorzimmer, von wo einige Stufen in den eigentlichen Zuschauerraum führen. An der rechten Seite des Vorzimmers ist ein kleiner Raum, die ehemalige Garderobe, heute befinden sich darin die technischen und elektrischen Installationen. Im Erdgeschoss ist der Zuschauerraum situiert (Zuschauerraum des Schlosstheaters) mit dem Haupt – und Seiteneingang, dem Orchesterraum und der Bühne (Bühne des Schloßtheaters), und in der südöstlichen Ecke des Zuschauerraumes befindet sich eine Wendeltreppe auf den Balkon. Der Großteil des Erdgeschosses wird von der Bühne mit zwei Garderoben eingenommen. Von der Bühne wird über zwei Treppen aus Holz der Zugang zum Rundgang auf dem Niveau des ersten Stockwerkes ermöglicht, und eine Treppe aus Holz macht den Gang zugänglich, der entlang der nördlichen Umfassungsmauer des ersten Stockwerkes in die fürstliche Loge führt. An der westlichen Front der Bühne befindet sich der Betriebseingang in das Theater. Das erste Stockwerk wird abermals gebildet vom Raum der Bühne mit Wandelgang, von wo aus über einige Holzstufen der Schnürboden zugänglich ist, weiter der Raum des Zuschauerraumes mit zwei Balkonen an den Seiten und der Fürstenloge an der Stirnseite. Der Zutritt in die Fürstenloge ist zum ersten möglich von beiden Balkons, der Hauptzugang ist vom rückwärtigen Gang, der an den Verbindungsgang der Mantelbrücke (Plášťový most) anknüpft. Entlang der nördlichen Umfassungsmauer des Theaters führt ein enger Gang, der das Erdgeschoß der Bühne mit dem Gang hinter der Fürstenloge verbindet. Das Erdgeschoß des Zuschauerraumes und der Balkon werden verbunden durch eine Wendeltreppe aus Holz. Der Schnürboden nimmt den Raum über der gesamten Fläche der Bühne ein. Im übrigen Teil des Raumes ist die Decke über dem Zuschauerraum. Der Dachstuhl wird gebildet von zwei länglichen Satteldächern mit mittlerer Dachkehle. Die Dachkehle ist in späteren Jahren verdeckt worden, denn angewehter Schnee und Regen verursachten häufige Beschädigungen der Bedachung, und in das Objekt drang Wasser ein. Durch den südlichen Teil des Dachstuhles führt ein überdachter Gang, der über die Mantelbrücke das Schloß mit dem Schloßgarten verbindet. Am östlichen Ende des Objektes ist eine Treppe, die diesen gedeckten Gang mit dem Gang im ersten Stock der Mantelbrücke und somit mit dem Theater verbindet. Der Zugang zum Dachstuhl ist über zwei Treppen aus dem Schnürboden möglich. Der Dachstuhl des Theaters ist verbunden durch zwei Türen in der Giebelmauer mit dem Dachstuhl des Renaissance-Hauses (Schloß Nr. 177 – das sog. Renaissance-Haus).