Landesbibliothek Coburg im Schloss Ehrenburg
Die Landesbibliothek Coburg befindet sich im Coburger Stadtschloss Ehrenburg. Denkmalgeschützte Säle mit kostbarer Ausstattung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts machen sie zu einer der schönsten Bibliotheken Deutschlands. Hervorgegangen ist sie aus der einstigen Hof- und Staatsbibliothek des bis 1918/20 selbständigen Herzogtums Coburg. Bis 1972 gehörte sie zu den Einrichtungen der Coburger Landesstiftung.
Seit 1973 wird sie vom Freistaat Bayern verwaltet und zählt zu den regionalen staatlichen Bibliotheken. Sie verfügt über 430.000 Bände, von denen mehr als die Hälfte auf die teilweise herausragenden Alt- und Sondersammlungen entfallen. Die Bibliothek ist im 16. Jahrhundert als ernestinische Fürstenbibliothek entstanden und weist daher ein ähnliches Bestandsprofil wie die thüringischen Forschungsbibliotheken (Gotha, Jena, Weimar) auf. Für die vielfältige bayerische Bibliothekslandschaft stellt sie eine unverwechselbare Bereicherung dar.
Die wichtigsten Bestandsgruppen sind:
- Der Kernbestand “Hof- und Staatsbibliothek” (ca. 60.000 Titel). Er umfasst vor allem Bände aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und wurde im Zeitalter der Aufklärung systematisch im enzyklopädischen Stil ausgebaut.
- Eine Fülle von Originaldrucken aus dem Zeitalter von Reformation und Konfessionalismus, die vor allem in der ca. 850 Drucke umfassenden „Luthersammlung“, aber auch in der Hof- und Staatsbibliothek und in der „Kirchenbibliothek von St. Moriz“ (ca. 2.500 Titel) zu finden sind.
- Die vor allem juristische Literatur des 17. Jahrhunderts umfassende Bibliothek (ca. 6.500 Titel) des Coburger Kanzlers Johann Conrad von Scheres, gen. Zieritz (1641-1704).
- Die historische Bibliothek des Gymnasiums Casimirianum (ca. 17.500 Titel), das 1605 als “sonderbare hohe Landesschule” gegründet und mit einer angemessenen Bibliothek auf Universitätsniveau ausgestattet wurde.
- Die „Herzogliche Privatbibliothek“, der private Buchbesitz der herzoglichen Familie im 19. Jahrhundert. Sie enthält ca. 14.500 Titel, darunter viele Privatdrucke und Widmungsexemplare, zahlreiche großformatige Tafelwerke, Reisebeschreibungen und Belletristik aus dem Einzugsbereich des British Empire. Zum Bestand gehört auch die Studienbibliothek Prinz Alberts von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861), Ehemann der britischen Königin Victoria. Aus der Herzoglichen Privatbibliothek wurde die Almanach-Sammlung ausgegliedert, die mit gut 3.500 Titeln zu den größten in Deutschland zählt.
- Die Schloßbibliothek Niederfüllbach (rund 4.000 Bände), zusammengetragen von Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1831 erster König der Belgier. Sie umfasst sowohl damals aktuelle Literatur für die moderne Bewirtschaftung eines Hofgutes als auch höchstklassige botanische und zoologische Tafelwerke.
- Eine besondere Rarität stellt daneben die Theaterbibliothek dar, die die kompletten Aufführungsmaterialien des Sachsen-Coburg und Gothaischen Musiktheaters von seiner Gründung 1827 bis zum Ende des Herzogtums 1918 umfasst. Insbesondere der Teilbestand Musiktheater stößt zusammen mit den ca. 3.000 Notenddrucke und -handschriften umfassenden „Schlossmusikalien“ auf die Aufmerksamkeit der internationalen Musikwissenschaft und -praxis.
Das reiche und vielfältige kulturelle Erbe ist mittlerweile weitestgehend im digitalen Katalog der Bibliothek erschlossen. Laufend werden nur hier vorhandene oder seltene Drucke und Handschriften digitalisiert und mit den Katalogdaten verbunden. Die Landesbibliothek Coburg leistet damit ihren Beitrag zu einer verteilten virtuellen Forschungsbibliothek. Ihre großartigen Bestände sind damit ortsunabhängig zugänglich. Ein regelrechter Magnet ist die „Chronik der Sachsen und Thüringer“, die am Vorabend der Reformation im Auftrag von Martin Luthers Schutz- und Landesherrn Friedrich dem Weisen (1463-1525) vom nachmaligen Steuermann der Reformation Georg Spalatin (1484-1545) verfasst und von der Cranach-Werkstatt illustriert wurde .
Die Menschen aus der Region Coburg sowie Gäste aus nah und fern erhalten in Ausstellungen und Sonderführungen (Terminvereinbarung unter geschaeftsstelle@landesbibliothek-coburg.de) Einblicke in die vorhandenen Schätze. Für wissenschaftliche Zwecke können diese nach Voranmeldung (ausleihe@landesbibliothek-coburg.de) im Lesesaal während der Öffnungszeiten jederzeit benutzt werden.