Josef Šíma. Zwischenwelten
Nach fast sechzig Jahren kehrt Josef Šíma (1891–1971), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen modernen Malerei, in die Ausstellungsräume der Westböhmischen Galerie zurück. An seine erste Ausstellung erinnern Entwürfe für Glasmalereien aus den 1960er Jahren, die auch eine Art zeitliche Verbindung zu den Anfängen des Malers in Frankreich herstellen. Damals befand er sich in einer anderen Welt und sein Schaffen begann, auf neue visuelle und gedankliche Impulse zu reagieren. Šíma schloss sich jedoch keiner der damals vorherrschenden Strömungen an – er überschritt sie immer in irgendeiner Weise. Ohne Hemmungen verband er Avantgarde mit Tradition, formale künstlerische Experimente mit literarischen Bezügen oder philosophischen Gedanken, konkrete Sichtweisen mit universellen Fragen, ernsthafte Kunst mit Banalität und Humor.
Der Titel der Ausstellung – Mezisvěty (Zwischenwelten) – verweist daher auf die Konflikte und Überschneidungen verschiedener Bereiche in Šímas Werk: In erster Linie veränderten die Impulse der internationalen Künstlergemeinschaft in Paris die Bildsprache des Malers; hinzu kamen dadaistische Impulse, die mit der Populärkultur verbunden waren, und insbesondere Exkursionen in die Welt der Poesie. Diese wurden nicht nur durch die inspirierende Freundschaft mit Dichtern gefördert, sondern auch durch theoretische Überlegungen zum Thema der Struktur der poetischen Sprache, über die Šíma bei seinen Besuchen in Prag mit dem Linguisten Roman Jakobson sprach. Jakobsons detaillierte Analysen der Sprache der Poesie und seine Untersuchung der Wechselbeziehungen, insbesondere die Interpretation scheinbar unlogischer Verbindungen und Bedeutungsüberlagerungen, konnten sich so unmittelbar in der Struktur von Šímas Gemälden widerspiegeln.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Šímas Werke aus den 1920er und 1930er Jahren, die in einen Dialog mit Werken von Štyrský, Zrzavý, Kupa und Ernst treten.



