Zukunftsregion Europäisches Grünes Band Bayern-Tschechien
Neues Projekt: Impulse für grenzüberschreitenden Dialog und nachhaltige Entwicklung
Das Europäische Grüne Band entlang der bayerisch-tschechischen Grenze bildet regional wie thematisch die Leitlinie des Projekts. Mit dem Projekt sollen die im Rahmen des Vorgängerprojekts identifizierten Problembereiche im Untersuchungsgebiet mit Akteuren aus Bayern und Tschechien weiterbearbeitet und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Damit möchte das Centrum Bavaria Bohemia weiter zur Inwertsetzung der Potentiale des verbindenden Konzepts des Europäischen Grünen Bandes für die nachhaltige Entwicklung des Raums beidseits der Grenze beitragen.
Im Rahmen von Jahresthemen soll ein Beitrag zur Aktivierung, Kompetenzentwicklung und Vernetzung von Akteuren aus dem zivilgesellschaftlichen, kommunalen und staatlichen Bereich geleistet und Entwicklungsimpulse gegeben werden. Durch Publikationen, Ausstellungen und aktive Medienarbeit soll die Öffentlichkeit mit einbezogen werden, auch über die unmittelbare Grenzregion hinaus.
Die vorgeschlagenen Themenschwerpunkte wurden mit Blick auf ihre Relevanz für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, ihren Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Region des Grünen Bandes als Region zum Wohnen, Arbeiten und Erholen ausgewählt. Die Themenschwerpunkte haben Bezug zur gesamten bayerisch-tschechischen Grenzregion mit den Bezirken Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern und ihren Grenzlandkreisen Hof, Wunsiedel im Fichtelgebirge, Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab, Schwandorf, Cham, Regen und Freyung-Grafenau. Der Ausgangspunkt der Betrachtung liegt auf dem Bereich des Oberpfälzer Waldes / Oberen Bayerischen Waldes und Český les / Böhmischer Wald (Bezirk Oberpfalz, Bezirk Pilsen, südwestliche Kreise des Bezirks Karlsbad).
Als Orientierungsrahmen dient dabei die Schwerpunktsetzung und grundlegende Interpretation des Grünen Bandes Bayern-Tschechien, die im Projekt “Informations-, Beratungs- und Vernetzungszentrum Grünes Band” (2021-2024) erarbeitet wurde. Inhalt des Projekts “Informations-, Beratungs- und Vernetzungszentrum Grünes Band” war u.a. die Beratung und Vernetzung von Akteuren aus Bayern und Tschechien im Rahmen von Workshops, Konferenzen und individuellen Beratungsgesprächen sowie die Popularisierung des Konzepts des Grünen Bandes durch die Einbeziehung der regionalen Öffentlichkeit.
Im Zuge der Bearbeitung des interdisziplinär angelegten Themas im Vorgängerprojekt entstand ein Themenkatalog, der der weiteren Bearbeitung bedarf und vielversprechende Möglichkeiten der Vernetzung, den fachlichen Austausch und die Kompetenzentwicklung von Akteuren und für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit bietet:
- Landschaftswandel und Landschaftspflege, Umgang mit unterschiedlichen Nutzungsansprüchen an die Landschaft und den Folgen des Klimawandels
- Demographische Entwicklung der Orte entlang der Grenze, Abwanderung, Zuwanderung und Umgang mit internationaler Migration.
- Umgang mit und Inwertsetzung von Erinnerungsorten für die Entwicklung einer positiven regionalen Identität und für den Tourismus. Es handelt sich um Erinnerungsorte, die in den meisten Fällen (noch) nicht denkmalgeschützt sind, z.B. den Spuren des Eisernen Vorhangs, Ortswüstungen oder Orten, die mit der europäischen Geistesgeschichte verbunden sind (Bor / Haid, Poběžovice / Ronsperg). Bei letzteren handelt es sich um denkmalgeschützte Gebäude, die vor allem aufgrund ihrer Bedeutung für die europäische Geistesgeschichte bedeutsam sind, wobei gerade dieses nicht-materielle Erbe noch nicht ausreichend ausgearbeitet ist.
- Die Entwicklung ländlicher Orte – kleinerer Städte und Dörfer – im Grünen Band, die vor komplexen Herausforderungen im Bereich der demographischen Entwicklung stehen, Folgen urbanistischer Eingriffe in die bauliche Struktur der Vergangenheit, Leerstände, das Fehlen “kommunikativer” Orte, die für Zusammenhalt und Austausch sorgen. Es gibt aber auch positive Beispiele, wie Orte aus eigener Initiative heraus erfolgreich umgestaltet werden oder neue Begegnungsorte – gerade auch grenzüberschreitend entstehen.
Durch die Projektpartnerschaft, die Auswahl von Experten und Stakeholdern, die konsequente Zweisprachigkeit und Kooperationen mit deutschen und tschechischen Partnern und Medien sollen Zielgruppen beidseits der Grenze angesprochen werden. Die potentiellen Nutzer der Ergebnisse sind sowohl die fachlich involvierten Stellen als auch die Bevölkerung der Bezirke entlang der bayerisch-tschechischen Grenze als auch Besucher oder Interessierte aus anderen Regionen.
Übergeordnetes Ziel, zu dem alle Projektaktivitäten beitragen sollen, ist, die Attraktivität des bayerisch-tschechischen Grenzraums sowohl für Einheimische als auch für Touristen zu steigern. Die Idee des Europäischen Grünen Bandes bietet sich als gemeinsames Orientierungslinie an. Ausgangspunkt der Betrachtung ist daher die thematische Gliederung des Konzepts des Grünen Bandes in die drei Schwerpunkte 1) Naturschutz, Biodiversität, 2) Geschichte, historische Kulturlandschaft, 3) Nachhaltige Nutzung, sanfter Tourismus, Bildung.
Das CeBB bezieht sich vor allem auf die Schwerpunkte 2 und 3, berücksichtigt aber auch Bezüge zu Schwerpunkt 1; Schwerpunkt 1 wird v.a. durch die Naturschutzbehörden und den BUND e.V. bearbeitet.
Primär soll das Projekt eine Imageverbesserung und positive Wahrnehmung der speziellen Qualitäten der Grenzregion als Wohn- und Freizeitregion bewirken, einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung von Akteuren und Institutionen, die im Grünen Band tätig sind, leisten, das Wissens über Entwicklungen im Nachbarland und gemeinsame Potentiale verbessern, Diskurse über die Entwicklung des Grünen Bandes als Ort für Mensch und Natur anstoßen und Impulse für Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität geben.
Das Grüne Band soll UNESCO Welterbe in den Doppelkategorien Natur und Kultur werden. Im Bereich des Kulturerbes ist noch Interpretationsarbeit zu leisten. Hier soll das vorliegende Projekt als Nebeneffekt unterstützen, indem weitere Aspekte des Grünen Bandes von ihrer kulturhistorischen Seite interpretiert werden.
Die Inhalte des Projekts gliedern sich in Jahresthemen, die aneinander anknüpfen und jeweils zur Erreichung des übergeordneten Ziels beitragen sollen, aber auch weitere spezifische Ziele verfolgen.
- Thema I: 15 Kilometer, 3 Landschaften: Landschaft im Wandel, Landschaft als räumliche Manifestation gesellschaftlicher und politischer Veränderungen (geplant für 2025/26)
- Thema II: Vom Kommen und Gehen, vom Bleiben und Zurückkommen: Demographie, Migration und der Wandel des Heimatbegriffs (geplant für 2026)
- Thema III: Orte der Erinnerung und ihre Interpretation: Erinnerungen in Stein und Luft, (Re-)Konstruktion von Heimat (geplant für 2027)
- Thema IV: Demographie und Lebensqualität – hüben und drüben: Siedlungen im Wandel, kommunikative Räume im Wandel
Im Rahmen jedes Jahresthemas werden die folgenden Aktivitäten umgesetzt:
- Interviews mit deutschen und tschechischen Experten
- Literatur- und Quellenrecherche
- Workshop für deutsche und tschechische Akteure aus dem relevanten Themenbereich
- Vorträge und / oder Diskussionsveranstaltung
- Exkursion für Fachpublikum
- Publikation der Ergebnisse
- Ausstellung mit interaktiven Elementen
Die im Rahmen des Projekts bearbeiteten Jahresthemen sollen in Publikationen münden, die die wichtigsten Ergebnisse darstellen und dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auch auf der bereits bestehenden Internetseite www.gruenes-band.eu / www.zeleny-pas.eu können die Ergebnisse über die Projektlaufzeit hinaus publiziert werden. Die Ausstellungen können in großen Teilen nach der Präsentation im Centrum Bavaria Bohemia entliehen werden und auch an anderen Orten präsentiert werden, was vom CeBB auch aktiv vorangetrieben wird.
Das Projekt kann dank der Förderung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat auf Grundlage der Förderrichtlinie BYCZFöR realisiert werden.