Deutsch-tschechisches Sommerwochenende auf der Landesgartenschau
„Kultur ohne Grenzen“ ist das Motto des Centrum Bavaria Bohemia, und unter diesem Motto stand ein strahlendes Veranstaltungswochenende mit Theater, Artistik, Musik und Tanz auf der Landesgartenschau in Furth im Wald.
In der Abenddämmerung nach einem heißen Sonntag brachte die Kafka Band mit Frontmann und Schriftstellerstar Jaroslav Rudiš hunderte von Zuschauern mit ihrer Vertonung von Passagen aus Kafkas „Prozess“ zum Schwelgen. Ermöglicht wurde das Veranstaltungsprogramm durch die Unterstützung der EU, des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Kulturstiftung Bavaria Bohemia.
Zylinder mit roten Teufelshörnchen, eine klassisch-handgemachte Puppenspielerkulisse, Marionetten und allerhand künstlerische Objekte bevölkerten die Bühne, als das Marionettentheater Divadlo Lokvar aus Prag „Hol Dich der Teufel!“ spielte. Die kurzen, mit ein paar deutschen Sätzen und tschechischen Reimen begleiteten Episoden spielten mal auf, mal neben, mal über der Bühne. Jede handelte von einer menschlichen Unsitte, dem Neid, der Wut, der Völlerei, der Gier, und immer beendete der Teufel das unheilige Treiben. Aber am Ende siegte natürlich die Liebe.
Nicht weniger lebhaft, aber diesmal bayerisch ging es weiter: Die Volkstanzgruppe Schönsee unter Leitung von Monika Bayer trat in handgeschneiderten Oberpfälzer Trachten auf und führte typische Tänze vor. Der Funke sprang über und bald klatschte auch das Publikum mit. Alfons Markgraf sorgte mit der Quetsch’n dafür, dass die Stimmung auch in den Tanzpausen nicht abfiel.
Die pure Spielfreude eroberte am Samstag nachmittag die Bühne. Aus Pilsen waren auf Vermittlung von DEPO2015 die Džangobells angereist. Ihr Hot Jazz aus den Pariser Nachtclubs schwebte schon eine halbe Stunde vor offiziellem Beginn über die sonnendurchflutete Blütenpracht und verbreitete europäisches Flair.
Dann wurde es artistisch: Bratři v tricku aus Prag brachten das Publikum mit der „Langlaufodyssee“ zum Staunen. In Retroskianzügen legten sie mit Ski und Stöcken eine atemberaubende Choreographie auf den Asphalt der Parkarena. Und das Publikum wurde mit einbezogen. Was würden Sie tun, wenn Sie zwei Artisten aufforderten, mit ihnen auf Langlaufski „Makarena“ zu tanzen? Für Herrn Kazimour aus Pilsen war die Sache klar: Er gab sein Bestes – und tanzte die Artisten fast an die Wand, nachdem sich vorher schon seine Söhne ein heißes Asphaltrennen auf Langlaufski geliefert hatten.
Am Sonntag ging es nach dem deutsch-tschechischen Gottesdienst in der Parkarena zünftig los: Birgit Höcherl und ihre Küchlbäckerinnen brutzelten köstliches Schmalzgebäck direkt auf der Bühne und erklärten dabei, was das Besondere an dieser bayerisch-böhmischen Spezialität ist. Mit einem schwärmerischen „Hhmmm!!!“ kommentierten die Besucher das Ergebnis bei der Probeverkostung.
Am leuchtend gelben Stand des Centrum Bavaria Bohemia, das dem Europäischen Grünen Band Bayern-Tschechien gewidmet ist, stellte das Destinationsmanagement Böhmischer Wald kulturelle und touristische Ziele vor, die direkt vor der Haustür liegen. Zwischen Čerchov und Hohem Bogen entstand als ungeplanter Nebeneffekt des Eisernen Vorhangs eine der spannendsten Landschaften in Europa: Das Grüne Band, dem auch das Veranstaltungswochenende 12./13.7. gewidmet ist und dessen verlassene Siedlungen von den Kunstobjekten „Behausungen“ des Künstlers Čestmír Suška auf der Landesgartenschau symbolisiert werden.
Das Zusammenspiel von Natur und Kultur kennzeichnet das Grüne Band, aber auch die Freilichtstücke des Paschervereins im Schönseer Land e.V. Die Theatergruppe um Birgit Höcherl greift die Geschichte der Grenzregion auf und spielt vor der Kulisse des verlassenen Bergweberhauses in Friedrichshäng bei Schönsee die Stücke „Irrlichter“ (Juli) und „Pascher“ (August). Der „Tanz der Elemente“ – die aufsehenerregende Kernszene der Irrlichter in phantastischen Kostümen – brachte die Kräfte der Natur in die Parkarena.
Hunderte Zuschauer genossen am Ende eines Wochenendes voller „Kultur ohne Grenzen“ einen stimmungsvollen Sommerabend mit einem grandiosen Auftritt der Kafka Band. Die Multikünstler – Schriftsteller, bildende Künstler und Musikprofis, die auch in bekannten tschechischen Bands wie Tata Bojs spielen – präsentierten Art Rock bester Prägung. Bandleader Jaroslav Rudiš, einer der erfolgreichsten tschechischen Schriftsteller der Gegenwart, interpretiert den Prager Kultschriftsteller des 20. Jahrhunderts, Franz Kafka. Hohe Literatur wurde so zum Text für Rockmusik und zur Vorlage für Comics und Grafic Novels. „Die Kafka Band ist der zeitgenössische Gegenpol zu den billigen T-Shirts und Tassen mit Kafka-Motiv“, kommentiert Kulturmanager Jan Šícha, der zwischen Prag und dem Grenzgebiet pendelt.
„Unser Ziel ist, mit einem unterhaltsamen Programm eine Brücke zwischen Tschechien und Deutschland vorzustellen – und das tschechische Puppentheater, der Neue Zirkus oder die Literatur haben Weltniveau“, so CeBB-Leiterin Dr. Veronika Hofinger. Das Programm ist eine Einladung, das Nachbarland zu entdecken – und so geht es auch am Stand des CeBB und mit dem Bühnenprogramm am 12./13.7. weiter, wenn das „Europäische Grüne Band“ im Mittelpunkt steht.
Das Programm wird von der EU aus dem Kleinprojektefonds INTERREG Bayern-Tschechien 2021-2027 im Rahmen des Projekts Förderung des Tourismus im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet gefördert. Der Auftritt der Kafka-Band wird vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und von der Kulturstiftung Bavaria Bohemia im Rahmen des Projekts Tschechische Kulturhighlights auf der Landesgartenschau Furth i.W. 2025 unterstützt.