Weiding und Poběžovice verbindet eine grenzenlose Freundschaft

Als Eltern mit ihren Kindern beim Samstagsspaziergang drei große rote Feuerwehreinsatzfahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) stehen sehen, sind die Kleinen natürlich nicht zu bremsen. Die drei Fahrzeuge dürfen nach dem offiziellen Teil genau inspiziert werden. Nicht nur für die Kinder ein Erlebnis, sondern auch für die Feuerwehrherren und Damen aus beiden Ländern. Dank einem Experten wie KBI Christian Weinfurtner aus Schönsee werden die Unterschiede der ziemlich neuen Einsatzfahrzeuge der beiden Feuerwehren deutlich. Allein schon bei der Motorleistung. Der Ronsperger Scania bringt 420 PS auf die Straße, der Weidinger MAN hat mit 290 PS deutlich weniger, mehr werden nach Feuerwehrnormen nicht gefördert. Dann zeigt der KBI noch auf ein Detail, montiert vor der Motorhaube am Scania: Ein vom Fahrerhaus aus fernzusteuernder Wasserwerfer, für Löscheinsätze bei Waldbränden äußerst effektiv. Die Ronsperger haben noch ihr Tatra-Tanklöschfahrzeug mitgebracht, das mit Antrieben auf allen sechs Rädern auch durch den größten Morast kommt.

Im Mittelpunkt des Jubiläumstreffens der Feuerwehren der Stadt Poběžovice (Ronsperg) und der Gemeinde Weiding im CeBB steht der Rückblick auf fünfzehn Jahre enge grenzüberschreitende Freundschaft. Martin Kopecký, 2. Feuerwehrkommandant, gleichzeitig auch 1. Bürgermeister der Stadt Poběžovice (Ronsperg) und Peter Rettinger, 2. Kommandant der FFW Weiding von 2009 bis 2022, lassen am Samstag in der Gewölbehalle des CeBB die partnerschaftliche Verbindung beider Feuerwehren im Duo Revue passieren. Ihrer Einladung sind viele Aktive beider Feuerwehren, auch der Nachbarwehren aus Stadlern, Dietersdorf, Schönsee und Drahotin gefolgt. Gerne drücken die Bürgermeister Gerald Reiter (Stadlern und Gemeinschaftsvorsitzender), Manfred Dirscherl (Weiding) und Reinhard Kreuzer (Schönsee), KBI Christian Weinfurtner und die Feuerwehrführungskräfte mit ihrer Anwesenheit ihre Verbundenheit aus.

Die Lacher auf seiner Seite hat Martin Kopecký, als er vor seinen ersten Worten einen Schluck Bier aus der Flasche nimmt. „Der Schluck zeigt, dass man sich unsere Freundschaft nicht als todernste Geschichte vorstellen darf. Wir sind keine Berufsfeuerwehren, doch ganz mit dem Herzen dabei, auf unserer wie auf Weidinger Seite. Wir wissen beim Einsatz genau, dass der vollste Konzentration erfordert, da verstehen wir uns fast blind, da braucht man nicht so viele Begriffe. Einige sind gleich: Rohr, Pumpe, Schlauch sagen wir auch bei uns. Unsere Freundschaft lebt davon, dass wir miteinander zu feiern verstehen. Zugegeben, mit steigender Biermenge fällt die Sprachbarriere automatisch“. „In den fünfzehn Jahren haben sich unsere Kontakte immer mehr vertieft“ ergänzt Peter Rettinger, der an den Anfang im Jahr 2008 erinnert, als er von Veronika Hofinger im CeBB für die ersten Kontakte zwischen den beiden Feuerwehren Sprachhilfe und weitere Unterstützung bekam. Rund eine Stunde stehen beide vorne am Rednerpult und kommentieren abwechselnd die 30-seitige zweisprachige Powerpoint-Präsentation über das Miteinander der beiden Feuerwehren plus die technischen, organisatorischen und administrativen Besonderheiten beider Seiten.

Im Gespräch mit Oberpfalzmedien wird deutlich, dass die 1998 geschlossene Gemeindepartnerschaft von Schönsee, Stadlern und Weiding mit Poběžovice (Ronsperg) das Fundament dieser 15-jährigen Verbindung ist. „Am 31. Januar 2008 fuhren wir erstmals mit Veronika Hofinger nach Ronsperg, drei Tage später waren die Kameraden aus Poběžovice schon als Gäste beim Weidinger Faschingszug dabei“ erinnert sich Peter Rettinger. „Ja, anfangs waren es die gesellschaftlichen Ereignisse, die wir zu gegenseitigen Einladungen nützten. Schon 2011 waren unsere Freunde aus dem Nachbarland in einer Großübung mit mehreren Feuerwehren aus unserer Region dabei. Die gemeinsamen Übungen sind uns sehr wichtig, ob in Poběžovice oder im Schönseer Land, da lernen wir viel voneinander“. Martin Kopecký hakt da ein, denn auch in der Fragerunde nach dem Vortrag wird das Thema aufgeworfen. „So ganz unkompliziert wie im Ernstfall nötig läuft es noch nicht bei einem Einsatz direkt im Grenzgebiet. Nehmen wir mal einen Schadensfall auf tschechischer Seite hundert Meter hinter der Grenze in Schwarzach an, da wären die Stadlerner, Weidinger und Schönseer Feuerwehr schneller vor Ort als wir aus Poběžovice. In so einem Fall zu helfen darf nicht durch Einschaltung aller möglichen Behörden auf beiden Seiten verzögert werden. Auch beim Funk ist im Grenzgebiet noch nicht alles kongruent zwischen beiden Seiten. Da muss im Ernstfall noch das Handy herhalten, schwarze Löcher gibt es zudem. Der Landkreis Cham hat mit der Regionsregierung in Pilsen einen Vertrag, vielleicht wäre das ein Modell für den Landkreis Schwandorf.“ Peter Rettinger als langjähriger stellv. Kommandant der FFW Weiding, ganz der Praktiker, bemerkt dazu: „Warum brauchen wir für alles ein Papier oder einen Vertrag. Gottseidank begegnen wir uns seit Jahren ganz unkompliziert. Bei zahlreichen Grillabenden, Bowlingtreffen und Festen sind wir uns immer näher gekommen. Das Fazit nach 15 Jahren: Wenn wir uns Treffen, sind das immer Highlights“.

Die größten Unterschiede

• In Bayern Berufsfeuerwehren nur in Großstädten, in Tschechien viel mehr, so auch Mittelstädten wie Domazlice
• Freiwilligen Feuerwehren in Tschechien in den übrigen Orten wie in Bayern
• Finanzierung liegt in Tschechien jedoch ganz in der Hand der Gemeinde, in Bayern erhalten die Gemeinden zum Bau von Gerätehäusern, Kauf von Fahrzeugen und Geräten staatliche Zuschüsse
• Ausrückzeit der FFW Poběžovice 5 Min. / in Bayern Hilfsfrist von 10 Min.
• Die FFW Poběžovice hat im Jahr um die 50, die FFW Weiding um die 15 Einsätze