Jan Švankmajer: Unnatürliche Geschichten
Der Filmemacher, Objektkünstler, Zeichner und Poet Jan Švankmajer zählt zu den einflussreichsten tschechischen Künstler*innen der Gegenwart. International bekannt ist er für seine seit den 1950er-Jahren entstandenen surrealistischen Werke unterschiedlicher Gattungen. Allen voran mit seinen Filmen, meist in der Stop-Motion-Technik umgesetzt, hat er großes Aufsehen erregt und wird von namhaften Regisseuren wie Terry Gilliam von Monty Python und Tim Burton als wegweisendes Vorbild angeführt. In seiner Heimat, der damaligen, kommunistisch regierten Tschechoslowakei wurde der Künstler in den 1970er-Jahren aufgrund seiner Filmarbeiten mit einem Berufsverbot belegt. Die Kombination disparaten Materials, wie sie für Švankmajers surrealistische Filme kennzeichnend ist, trifft auch auf seine an Tierpräparate erinnernde Objektkunst und Collagen zu.
Die umfassende Ausstellung in der Kebbel-Villa ist die erste Schau Švankmajers in der Oberpfalz. Die ausgewählten Exponate – Objekte, Drucke, Assemblagen und Filme – widmen sich dem Themenkreis Natur bzw. der künstlerischen Rezeption von Natur durch Jan Švankmajer. Im Zentrum steht sein Kurzfilm „Historia Naturae, Suita“ von 1967, in dem der Künstler Aufnahmen alter, patinabehafteter Drucke von Flora und Fauna mit animierten (Skelett-)Objekten kombiniert.
Švankmajers Kunst- und Ausstellungspraxis weist einen starken Bezug zur Tradition der Kunst- und Wunderkammern, wie sie in der Spätrenaissance und im Barock aus den früheren Raritäten- bzw. Kuriositätenkabinetten hervorgingen, auf. Die enzyklopädischen Publikationen vergangener Zeiten, sowie längst überholter Wissensstände bilden für ihn das Material, das er mit seinem „surrealistischen Seziermesser“ bearbeitet.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 