Geschichten unserer Nachbarn erfolgreich abgeschlossen
Von Januar bis September 2022 fand der zweite Jahrgang des deutsch-tschechischen Projekts "Geschichten unserer Nachbarn" statt. Drei Schulen aus der Region Pilsen und zwei Schulen aus Bayern nahmen an dem Projekt teil. Insgesamt arbeiteten fünf Lehrer und 48 Kinder und Jugendliche an diesem Projekt. Es wurden Interviews mit acht Zeitzeugen gefilmt, die einen Bezug zur deutsch-tschechischen Geschichte haben.
Auf tschechischer Seite waren die teilnehmenden Schulen das Gymnasium Luďka Pika in Pilsen, die Grundschule Železná Ruda und das Gymnasium Sušice. In Bayern schlossen sich die Doktor Eisenbarth Mittelschule Oberviechtach, unter der Leitung von Lehrer Christian Schreiner, und die Montessori Schule Schönthal, unter der Leitung von Lehrer Vladimír Foist, dem Projekt an.
Die gemeinsame Aufgabe aller Teams bestand darin, einen Zeitzeugen eines wichtigen historischen Ereignisses des 20. Jahrhunderts zu finden, ihn zu treffen, seine Geschichte zu hören und dann die Erinnerungsgeschichte zu verarbeiten und eine Abschlusspräsentation ihres Teams und Projekts vorzubereiten.
Im Frühjahr 2022 wurden die Lehrer von der Koordinatorin für Bayern Zuzana Verešová geschult. Sie führte sie in die Projektmethodik ein und beschrieb die verschiedenen Phasen des Projekts und den Zeitplan. Nach individueller Absprache mit jeder der teilnehmenden Schulen führte die Koordinatorin vor Ort in Zusammenarbeit mit den Lehrern je nach Bedarf Motivationsveranstaltungen für die Schüler durch, auf deren Grundlage die Schülerteams gebildet wurden.
In Bayern hat das Projekt die Lebensgeschichten der Zeitzeugen Gertraud Zeitler, Karl Reitmeier, Günther Borutta und Miroslav Beneš aufgezeichnet.
Frau Gertraud Zeitler erinnerte sich an die zufällige Entstehung einer lebenslangen Freundschaft mit einer gewissen Frau Helena während des Bestehens des Eisernen Vorhangs, die durch den Fund eines Luftballons mit einer Adresse entstand. Miroslav Beneš sprach mit den Schülern über das Schicksal des Gedenksteins im Dorf Brnířov. Günther Borutta, ein ehemaliger Grenzsoldat, erzählte den Schülern, wie er noch während des Kalten Krieges und trotz der Bedrohung seines Lebens versuchte, Kontakt zu Menschen aus Böhmen aufzunehmen. Und Karl Reitmeier, ein noch immer aktiver Redakteur, teilte mit den Schülern sein lebenslanges Interesse und seine Sorge um gute deutsch-tschechische Beziehungen, trotz verschiedener politischer Ereignisse.
Vor dem Treffen mit den Zeitzeugen nahmen alle Teams an einem Workshop zum Thema “Wie filmt einen Zeitzeugen” teil, der von der Koordinatorin geleitet wurde. Während des Workshops lernten die Kinder und Jugendlichen die Grundsätze der Aufzeichnung eines Interviews mit lebenslangen Erinnerungen kennen und lernten, wie man Aufnahmetechniken anwendet. Im Mai und Juni fanden dann Treffen zwischen den Zeitteugen und den studentischen Dokumentarfilmemachern statt. Die Erzählungen über lebenslange Erinnerungen wurden größtenteils auf einem Diktiergerät, teilweise auf Video und fotografisch festgehalten. Es wurden vorgefertigte Fragen verwendet, die nach und nach durch Fragen zu verschiedenen Kontexten, die sich aus dem Interview ergaben, ergänzt wurden. Während der Befragung zeigten einige der Zeugen den Kindern zeitgenössische Fotos und verschiedene andere Materialien, die mit ihrer Lebensgeschichte zusammenhängen.
Nach dem Treffen mit den Zeitzeugen nahmen die Teams an einem Workshop zum Thema “Wie erzählt man eine Geschichte” teil, der die Schüler mit den Grundlagen der Erzähltechnik vertraut machen und ihnen helfen sollte, die Geschichte der Memoiren zu erfassen, bevor sie einen Radio-, Video- oder Animationsbericht vorbereiten.
Die Ergebnisse aller Zeitzeugen-Berichte sind auf den Seiten von Post Bellum abrufbar.
Das deutsch-tschechische Projekt Geschichten unserer Nachbarn 2022 wurde von Post Bellum in Zusammenarbeit mit dem Centrum Bavaria Bohemia und mit finanzieller Unterstützung der Euregio Böhmerwald – Südwestböhmen im Rahmen des Ziel-ETZ-Programms und der MERO Deutschland GmbH durchgeführt.