Die Ascha wird zum Kunstraum
Die Ascha zwischen Schönsee und Dietersberg ist seit Donnerstag mehr als ein in die Natur eingebetteter Bach. In einem Workshop machten Studierende aus Deutschland und Tschechien den Grenzfluss zum Kunstraum mit Land Art Objekten.
Neuland betreten hieß es für fünfzehn Studentinnen und Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Landwirtschaftsuniversität Prag im wahrsten Sinn des Wortes: Sumpfige Wiesen, undurchdringliches Gestrüpp, querliegende Bäume, glitschige Steine und nasse Füße waren das Beiwerk zur Praxiswoche „künstlerische Gestaltung“ in der Kunstrichtung Land Art für die angehenden Landschaftsarchitekten. Die gut besuchte Vernissage am Donnerstag im CeBB, mehr noch der anschließende Spaziergang zu den Stationen mit den Land Art Kunstwerken lüftete die Geheimnisse der Objekte und Installationen, die in den paar Tagen in Einzel- oder Gruppenaktionen entstanden sind. Hahnenweiher und Keckenweiher im Kurpark, das mäandernde Ufer der Ascha, im Bachbett liegende Steine, von einem Ufer zum anderen gefallene Baumstämme. Der stille und ziemlich intakte Naturraum ist innerhalb von ein paar Tagen mit Kunstinstallationen ins Blickfeld geraten. Deshalb die Bitte bei der Vernissage: Bei aller Neugier die Ruhe von Natur und Bach nicht stören.
Nach begrüßenden Worten von CeBB-Leiterin Veronika Hofinger mit dem Dank an die Förderpartner des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds an der Spitze, an alle Akteure und Unterstützer vor Ort und einem Grußwort von 1. Bürgermeister Reinhard Kreuzer ließen die Professoren Karl-Heinz Einberger (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Aleš Hnízdil (Landwirtschaftsuniversität Prag) in ihrer Einführung spüren, wie ihnen die Landschaft des Grünen Bands, das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) als Projektpartner und die Bevölkerung mit ihrer positive Resonanz auf die vorangegangen grenzüberschreitenden Workshops 2019 und 2021 ans Herz gewachsen ist. Im dritten Workshop heuer ging es um das Element Wasser, dem sich die Studentinnen und Studenten sehr kreativ näherten, wie bewundernde Kommentare beim Rundgang zeigten: Von Ah bis Oh, das ist eine pfiffige Idee, für Kinder was zum Spielen, sehr filigran bis „jetzt weiß ich endlich, was Land Art ist“. Damit das Publikum die Ideen hinter den Kunstobjekten nachvollziehen kann, steht bei jeder Station eine Tafel mit erläuterndem Text in Deutsch und Tschechisch. Der Rundgang ging los am Hahnenweiher mit Blick auf eine schwimmende Insel, dann weiter die Ascha aufwärts mit einem arbeitsintensiven Weidengeflecht wie eine Hängematte über den Bach unterhalb des Bayerstegs. Der Appell: „Vorsicht Kinder: Nicht drauf steigen, nur rundherum hüpfen“. Der seit langem künstlerisch gestaltete private Bayergarten ergänzt wunderbar die Kunstinstallationen zum Thema Wasser. Am Keckenweiher Südufer ist es nur ein langer filigraner Ast, der vom Ufer aus wie eine hölzerne Angelrute mit Fingern statt Haken ins Wasser ragt. Erheblich dicker sind die über dem Bach liegenden Baumstämme in der Ascha-Aue oberhalb des Festplatzes. Den Ort muss man erst mal finden. Um hinzukommen geht es durch sumpfiges Gelände, doch die Installation mit Pilzen aus Glasschalen vom Flohmarkt von drei Studentinnen aus Frankreich, die derzeit in Weihenstephan ihr Erasmus-Auslandstudium absolvieren, ist der Weg durch den Matsch wert. Glasscheiben, gesponsert von Irlbacher, tauchen bei mehreren Objekten auf, mal als Barriere im Bach, mal spiegelnd die Bäume und Pflanzen des Ufers. Der Rundgang endet in Dietersberg beim Steg über die Ascha mit zwei Installationen, ein im Wasser baumelndes Hörspiel und ein paar Meter bauchaufwärts eine aus Totholz gebaute Verbindung beider Ufer, die auf das Grüne Band und die Natur hinweist, die an dieser Stelle eine Wassergrenze überspannt. Was waren die Schwierigkeiten und Erfahrungen beim Workshop? Die differenzierten Antworten aus mehreren Stimmen: Wasser lässt sich zwar nicht formen wie eine Skulptur, aber seine Bewegung beeinflussen, seine Lebendigkeit nachbilden, seine Ufer überbücken. “Wasser ist unser Lebenselixier, der einzige Rettungsanker für austrocknende Natur”.

